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Atomdebatte rückwärtsgewandt

Der RWE-Chef hält die aktuelle Atomdebatte für rückwärtsgewandt.

Der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hält die Diskussion über eine mögliche Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke zur Abwendung von Energieengpässen für rückwärtsgewandt. "Ich wundere mich ein bisschen über die Debatte, vor allem über den Zeitpunkt", sagte Krebber am Dienstag dem Sender "Welt". Diese komme "zu spät".

Die verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland müssen nach geltendem Atomrecht spätestens Ende Dezember vom Netz gehen. Vor dem Hintergrund der reduzierten Gaslieferungen aus Russland und möglicher Engpässe bei der Versorgung wird derzeit über Kohleverstromung diskutiert, um die Gasreserven zu schonen. Es gibt aber auch Forderungen, eine Akw-Laufzeitverlängerung zu prüfen.

Krebber sagte, es könnten nicht einfach von irgendwoher die benötigten Brennstäbe für die Akw eingekauft werden, diese müssten "genau zum Reaktortyp passen". Es gehe zudem nicht nur um die Höhe der Verfügbarkeit von Brennstäben, sondern auch um die "Frage der Sicherheitsarchitektur, der Sicherheitsüberprüfungen und wer übernimmt welche Risiken".

Die Diskussion über Atomkraft führe nicht weiter, sagte der RWE-Chef. "Wir müssen uns um die Sachen kümmern, die wirklich die Probleme lösen. Gasinfrastruktur aufbauen, Gas sparen." Zudem müssten Notfallpläne erarbeitet und die Energiewende beschleunigt werden. "Wir müssen die neuen Technologien an Bord bringen und nicht Diskussionen führen, ob irgendwas einen Monat länger läuft." Es gehe um Zukunftsthemen und nicht um den Blick "nach hinten".

Der Eon-Konzern warb unterdessen in einem Brief an die Beschäftigten der Atomtochter Preussenelektra um Verständnis, dass der Konzern seine Atommeiler nicht länger betreibt. "Die Bundesregierung hat den Beitrag, den die verbliebenen Kernkraftwerke zur Lösung der aktuellen Energie-Krise leisten können, geprüft und ist nach einer Abwägung zu der Entscheidung gelangt, dass Kernenergie nicht Teil der Lösung sein soll", zitierte die "Rheinische Post" am Mittwoch aus dem Brief von Eon-Chef Leonhard Birnbaum an die Belegschaft. "Diese Entscheidung müssen wir respektieren."

"Ich kann mir vorstellen, dass sich der eine oder andere von Ihnen Hoffnungen gemacht hatte, dass es für die Kernenergie für eine Zeit lang als Übergangslösung doch noch etwas weitergeht", fuhr der Eon-Chef demnach fort. Eons letzter Atommeiler Isar 2 geht Ende des Jahres vom Netz.

hcy/mt