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Eine Zunahme von Corona ist wahrscheinlich

In den betroffenen Bundesländern wurden Krisenstäbe eingerichtet, die vom Ministerium sowie dem Robert-Koch-Institut unterstützt werden. Regierungssprecher Seibert sagte, mit der Ausbreitung des Virus in Italien sei eine "neue herausfordernde Lage für Deutschland" entstanden.


Angesichts der jüngsten Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bereitet sich die Bundesregierung auf eine Zunahme der Fälle vor. Bisher habe es Deutschland geschafft, einzelne Infizierte zu isolieren und zu behandeln, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. "Gleichzeitig bereiten wir uns auf eine Zunahme der Coronavirusfälle vor." In Nordrhein-Westfalen sind inzwischen zwei Fälle bekannt, in Baden-Württemberg einer.

coronavirus pixabay

In den betroffenen Bundesländern wurden Krisenstäbe eingerichtet, die vom Ministerium sowie dem Robert-Koch-Institut unterstützt werden. Regierungssprecher Seibert sagte, mit der Ausbreitung des Virus in Italien sei eine "neue herausfordernde Lage für Deutschland" entstanden. Europaweit ist aktuell Italien mit zehn Todes- und mehr als 300 Ansteckungsfällen der größte Infektionsherd mit dem neuartigen Coronavirus.

Wichtig sei der Bundesregierung, sich bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie "mit den europäischen Partnern" abzustimmen, sagte Seibert. Nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amts ist derzeit aber keine Reisewarnung für Italien geplant. Die Reisewarnung werde ausgerufen, "wenn Gefahr für Leib und Leben besteht", betonte ein Sprecher. Dies sei ein "Szenario, von dem wir sehr weit entfernt sind".

Der 25-jährige Infizierte in Baden-Württemberg steckte sich vermutlich bei einer Mailand-Reise an. Offiziellen Angaben zufolge ist er klinisch stabil. Auch die Partnerin des Infizierten zeige "unspezifischere Symptome", sagte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) in Stuttgart. Ihr Testergebnis liege noch nicht vor. Lucha betonte, dass es sich um einen "Einzelfall" handle. Demnach konnten alle 13 Kontaktpersonen des Infizierten kontaktiert werden.

Komplexer gestaltete sich die Lage in Nordrhein-Westfalen. Dort führten die beiden Infektionen zu umfangreichen Maßnahmen, weil das Ehepaar "zwei Wochen am gesellschaftlichen Leben teilgenommen" habe, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Düsseldorf. Zahlreiche Kontaktpersonen müssten daher in häusliche Quarantäne. Hauptziel sei, die Infektionsketten zu unterbrechen, betonte Laumann. "Ob es uns gelingt oder nicht, werden wir sehen."

Die Frau sei Kindergärtnerin, weswegen alle Kinder aus dem Kindergarten sowie deren Eltern zu Hause bleiben müssen. Zudem habe das Ehepaar zwei eigene schulpflichtige Kinder, sagte Laumann weiter. Bislang zeigten diese noch keine Symptome. Das Paar suchte außerdem den Angaben zufolge zwei Arztpraxen auf, der Mann sei in der Kölner Universitätsklinik gewesen.

Sämtliche Patienten und das Personal der Einrichtungen mit Kontakt zu den Infizierten befänden sich ebenfalls in häuslicher Quarantäne, sagte Laumann. Darüber hinaus unternahmen die beiden demnach jüngst einen Kurzurlaub in die Niederlande, weshalb auch etwa ihr dortiges Hotel kontaktiert wurde. Noch ist den Angaben zufolge völlig unklar, wo die beiden sich angesteckt hatten.

Seit Mittwoch sind alle Schulen und Kindergärten im betroffenen Landkreis Heinsberg geschlossen. Frühestens am Montag sollen sie wieder öffnen. Auch ein Bundeswehrsoldat der Flugbereitschaft war in privatem Kontakt mit dem infizierten Mann, wie die Luftwaffe mitteilte. Er habe zwar keine Symptome gezeigt, werde aber als Kontaktperson aktuell im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz auf eine mögliche Infektion getestet.

Der infizierte Mann sei nach wie vor schwer erkrankt, sagte der Direktor des Düsseldorfer Universitätsklinikums, Dieter Häusslinger. Er sei weiterhin beatmungspflichtig, wobei sich sein Zustand über Nacht nicht verschlechtert habe. Die Frau sei ebenfalls erkrankt, aber "bei weitem nicht in dem Schweregrad" ihres Manns, sagte Häusslinger.

Nichtsdestotrotz sah Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Lage "unter Kontrolle". Die Behörden würden tun, "was sie überall machen", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Nämlich genau die Ketten verfolgen, wo das Virus herkommen könnte, mit wem er in Kontakt gewesen ist." In Deutschland wurden bislang insgesamt 19 Ansteckungsfälle nachgewiesen.

sae/cfm

© Agence France-Presse