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Tragische Verhaftung von Kardinal Zen

Die Römisch-Katholische Kirche wird zu einem mutigeren Vorgehen im Hinblick auf die Verhaftung von Kardinal Zen aufgefordert.

Wien - (ots) - Der Vatikan sollte sich energischer der Verhaftung von Kardinal Joseph Zen Ze-Kiun (emeritierter Erzbischof von Hongkong) entgegenstellen, „denn Zen habe sich mutig gegen Menschenrechtsverletzungen eingesetzt“, fordert FOREF, eine unabhängige Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Wien. „Ebenso sollten westliche Regierungen die Verantwortlichen in der Hongkonger Regierung mit Sanktionen belegen.“

„Kardinal Zen riskierte mutig seine eigene Freiheit und Sicherheit für die Achtung der Menschenrechte. Aber die Reaktion des Vatikans war so zurückhaltend, dass sie fast an Gleichgültigkeit grenzt”, empört sich Dr. Aaron Rhodes, Präsident des in Wien ansässigen Forums für Religionsfreiheit-Europa und Senior Fellow der Common Sense Society. „Die Bibel lehrt die Gläubigen: ‘Fürchtet euch nicht’. Die Kirche sollte deshalb keine Angst vor dem kommunistischen China zeigen und ihre moralische Autorität nutzen, um Zens Verhaftung und andere massive Verstöße gegen die Menschenwürde anzuprangern”, meint Aaron Rhodes.

Kardinal Zen wurde von den chinesischen Behörden am 11. Mai 2022 festgenommen und wegen „geheimer Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten‘“ im Rahmen des von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im Jahr 2020 erlassenen Gesetzes über die nationale Sicherheit in Hongkong angeklagt. Zen war Treuhänder der Stiftung „612 Humanitarian Relief Foundation“, die Demonstranten bei der Bezahlung ihrer Anwaltskosten unterstützt. Zen wurde zusammen mit drei Kollegen, die sich ebenfalls für diese Stiftung engagieren, verhaftet und später gegen Kaution freigelassen. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine harte Bestrafung.

In einer Erklärung des Vatikans vom 11. Mai hieß es, der Heilige Stuhl habe „mit Sorge” von der Verhaftung erfahren. In einer weiteren Stellungnahme des Vatikans hieß es, die Kirche sei „sehr beunruhigt” und hoffe, dass der Vorfall „den ohnehin schon komplizierten und nicht einfachen Weg des Dialogs zwischen dem Heiligen Stuhl und der Kirche in China nicht noch weiter erschweren wird”.

Andere katholische Führungspersönlichkeiten bekunden mehr moralische Klarheit. Der Vorsitzende der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen, Kardinal Charles Maung Bo aus Yangon, erklärte, Hongkong habe sich „in einen Polizeistaat verwandelt” und Chinas „unverfrorene Art” der Aufkündigung der Gemeinsamen Chinesisch-Britischen Erklärung sei “haarsträubend”.

Dr. Ján Figel, ehemals Sonderbeauftragter der Europäischen Union für die Förderung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit, meinte gegenüber FOREF: „Die Menschenwürde ist ein Grundprinzip unserer universellen Brüderlichkeit und der grundlegenden Menschenrechte. Bedauerlicherweise wird heute von den Machthabern in China und Hongkong die Würde jedes Andersdenkenden brutal ignoriert.”

„Es ist an der Zeit, dass über Beamte in Hongkong, die für diese Verhaftungen und für die Zerstörung der allgemeinen Rechtsstaatlichkeit in der Stadt verantwortlich sind, Sanktionen nach dem Muster der Magnitsky Akte verhängt werden”, fordert FOREF-Geschäftsführer Peter Zöhrer.

Willy Fautré, Direktor von „Menschenrechte ohne Grenzen”, teilt die Meinung von FOREF: „Kardinal Zen wird verfolgt, weil er ein langjähriger Kritiker der Regierung in Peking ist und sich für die Katholiken auf dem chinesischen Festland und für mehr Demokratie in Hongkong einsetzt. Die Repressalien sind schockierend und die zaghafte Reaktion des Vatikans dazu ist völlig unangemessen.” 


FOREF Forum für Religionsfreiheit Europa