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"Es war eine tolle Zeit in Münster"

Zum Jubiläum der Stiftung WWU Münster führen der ZDF-Moderator und Festgast Oliver Welke ein Interview.

Die "Stiftung WWU Münster" feiert ihr zehnjähriges Bestehen./Stiftung WWU Münster

Mit einem Festakt im Schloss und einem prominenten Gast feiert die Stiftung WWU Münster am kommenden Montag (16. Mai) ihr zehnjähriges Bestehen. Die Stiftung unterstützt Projekte, die ohne privates Engagement nicht möglich sind - beispielsweise durch die Förderung von Spitzenforschung und Nachwuchskräften sowie durch den Wissenstransfer in die Gesellschaft. Ein Förderschwerpunkt sind die Bürgerwissenschaften, die Stiftung hat zudem den Corona-Notfonds unterstützt und engagiert sich regelmäßig für das Stipendienprogramm ProTalent der Universität Münster. 

Satiriker, Fernsehmoderator, Journalist, Autor, Synchronsprecher: Oliver Welke füllt viele berufliche Rollen aus. Am 16. Mai wird er aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums der Stiftung WWU Münster zu Gast an der Universität Münster sein, wo er von 1987 bis 1993 Publizistik, Politik und Germanistik studiert hat. Norbert Robers sprach mit dem Moderator der „heute-show“ über seine Zeit in Münster und über „fake news“ und „hate speech“ in öffentlichen Debatten.

Ihre Studienzeit liegt bereits einige Jahre zurück. Denken Sie dennoch dann und wann an Münster und an die WWU zurück – oder gilt eher das Motto: aus den Augen, aus dem Sinn?

Nein, ich denke tatsächlich sehr gerne an diese Phase zurück. Das war eine tolle Zeit, und für mich als Ostwestfale aus dem eher ländlichen Kreis Gütersloh fühlte sich Münster damals an wie Manhattan. Aus dem Sinn? Sicher nicht, zumal ich mich gerade wieder ausführlich mit medienrelevanten Studiengängen beschäftigt habe, da mein jüngerer Sohn beschlossen hat, in diese Richtung zu gehen. Allerdings wird er nicht Publizistik in Münster studieren, sondern ein praktischer ausgerichtetes Studium aufnehmen.

Das Hauptthema bei der Stiftungsfeier sind die Chancen und Herausforderungen moderner medialer Partizipation. Sie als Moderator, Satiriker und Journalist, also als jemand, der seine Meinung oft und deutlich kundtut, können doch nicht ernsthaft die Vielzahl an medialen Mitwirkungsmöglichkeiten kritisieren – oder doch?

Das kritisiere ich auch nicht. Die alten Grenzen - hier die Sender, da die Empfänger – gibt es nicht mehr. Jeder darf ,senden‘, und das ist eine sehr demokratische Entwicklung. Trotzdem bin ich als Privatperson bei keinem sozialen Medium aktiv, und zwar aus reinem Selbstschutz. Wäre ich zum Beispiel bei Twitter, müsste ich mich garantiert regelmäßig für spontane und zu wenig durchdachte Tweets entschuldigen. Dafür fehlt mir schlicht die Zeit. Also lieber eine Woche darüber nachdenken und dann aus dem guten alten Fernseher senden.

Im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion und Kritik stehen die Auswüchse im Netz, beispielsweise in Form von ,fake news‘ und ,hate speech‘. Als Satiriker wissen Sie, wie weit man in einem liberalen Rechtsstaat mit geschützter Meinungsfreiheit gehen darf – wo sind also die (klaren) Grenzen?

Die Grenzen setzt wie im wirklichen Leben das Strafrecht. Die Ermittlungsbehörden kommen dabei - Stichwort ,hate speech‘ - aktuell kaum noch hinterher. All das, was jenseits des strafrechtlich Relevanten passiert, muss man als Gesellschaft wohl irgendwie aushalten, so schwer das in Einzelfällen auch fällt. Was Geschmacksfragen oder möglicherweise verletzte Gefühle angeht, handelt man als Satire-Redaktion jedenfalls ständig  neu aus, wie weit man gehen will und aus welchen Motiven. Dafür gibt es kein goldenes Buch der Tabus, in dem wir nachschlagen könnten - und das ist auch gut so. 


WWU Münster

Bild: WWU-Alumnus Oliver Welke/ZDF