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Das andere Geschlecht

Für die einen ist es eine andere Welt, für andere ein signifikanter physischer oder psychischer Unterschied und für wieder andere....



wie Simone de Beauvoir, ist das andere Geschlecht nur eine determinierter Strauss von mehr oder weniger kultivierter Charaktereigenschaften, die es so natürlich eigentlich gar nicht gibt und geben sollte?

Das andere Geschlecht, was ist das also? Ist es nur eine Rolle, die wir darbieten oder gibt es ihn wirklich, diesen scheinbar fulminanten und unüberwindbaren Unterschied zwischen Mann und Frau?

Schaut man einmal in die DNA, wird man recht bald feststellen, dass zwar Männlein und Weiblein Differenzen aufweisen, diese aber beinahe verschwindend gering sind. Denn erstens sind wir eh zu „round about“ 99 Prozent genetisch gleich, also wir alle (Menschen) und des weiteren finden die „geschlechtsspezifischen Unterschiede gerade einmal im Chromosom 23 statt, da wo Frauen zwei XX und wir Männer ein X und ein Y haben, und selbst dort, die meisten Allele (so nennt man die genetischen relevanten Abschnitte) homogen (also zuständig für den gleichen genetischen Bereich wie beispielsweise die Augenfarbe, aber in der Ausprägung anders) sind, sind die des Mannes meist rezessiv, heißt, wenn nicht zweimal die gleich schwache Prägung auftritt, wird das nichts mit Papas typischen maskulinen Anlagen. Selbst die Mitochondrien, also die Kraftwerke der Zelle, sind seit Anbeginn der Menschheit weiblich, denn die männlichen sitzen beim Spermium im Schwanz und werden beim Eindringen in die Samenzelle abgestoßen, sodass nur noch die der Mutter übrig bleiben.

Worauf bildet sich folglich der Mann oder die „Männlichkeit“ etwas ein? Sie hat Nippel als Reminiszenz an die weibliche Brust, kann keine Kinder austragen und stirbt im Durchschnitt auch noch früher als die Vertreter des schönen Geschlechts. Vielleicht ist es die Größe der Geste, dass ein totes Mammut auf dem Esstisch mehr beeindruckt als ein lebender Säugling im Kindersitz daneben, der dazu auch noch gefüttert werden muss. Vielleicht ist es aber auch das notgedrungene Quäntchen mehr Mut, dass Männer zu jener Zeit besser hatten, wenn sie auf Nahrungssuche gingen, das imponierte, aber was bringen uns all die Mammuts und andere Jagd - Trophäen, wenn es keinen Nachwuchs gibt, der die guten Gene in die Zukunft trägt. Was können wir Männer uns folglich von unserer scheinbaren körperlichen Überlegenheit kaufen, wenn keine Frau den Nachwuchs auf die Welt bringt, der das Image des stolzen Vaters hegen und seine Qualitäten an eine neue Generation weitergeben kann? 

Es ist bestimmt ein Startvorteil gewesen, als Mann mit physischer Überlegenheit ausgestattet gewesen zu sein, aber welcher Mann ist nicht am Ende jagen gewesen, um von seiner Frau dafür angehimmelt zu werden? Und sollte es einige von Ihnen geben, die jetzt monieren, dass es doch auch homosexuelle Paare gibt, oder gar Transvestiten, die nur gerne im Gewandt eines anderen Geschlechtes auftreten, so wage ich zu behaupten, dass es sich nur allzu gut mit der vermeintlichen Realität verbinden lässt, dass Geschlechter nur Rollen sind und und unsere Körperlichkeit am Ende nicht mehr als ein Felsklotz, den wir wie Sisyphus unser ganzes Leben lang den Berg hinauf schleppen müssen, auch wenn wir uns vermeintlich per OP oder ähnlichem davon trennen können.

Am Ende haben wir ein gebürtliches Merkmal, das uns zu einem Teil der Fortpflanzungskette unserer Spezies macht. Ob dies nun mit dem Klischee zusammen passt, dass wir als Rolle dazu gedichtet haben, ist nicht relevant. Vielleicht liegt die Rolle von Geschlechtern heute sogar darin, sich an den alten Klischees stellvertretend für andere gehemmte Entwicklungspotentiale abzuarbeiten, was nur deshalb geht, weil sie sich einst so stereotypisch und markant manifestiert haben.

Wer weiß, welche Kämpfe wir austrügen, wenn unsere Frustration nicht so einfach auf spezifische Geschlechtsmerkmale abgewälzt werden könnten? Worüber würden sich dann jene echauffieren, die Frauen auf Herrenklos und Herren auf Damen-WCs despektierlich mit Blicken töten oder mit Phrasen belästigen? Und was wäre mit jenen, deren gebrochene Seelen, geschunden von der Determination ihrer Sozialisation sich nicht in Rollenspielen oder Ähnlichem kompensieren ließe? Und diejenigen, die alles immer nur aus Spaß machen: Macht etwas Spaß, das keiner reflektiert? Gibt es dann noch Grund zur Opposition, wenn keiner bereit ist, den Gegenpart zu spielen?

Das andere Geschlecht ist am Ende vielleicht die dialektische Gegenpostion zur meist Kultivierten, über die wir uns selbst justieren und die Welt um uns herum akzeptieren und Toleranz üben lernen.

Ich liebe das andere Geschlecht, egal ob es mit dem eigenen Image als Transvestit kokettiert, als Homosexuelle(r) in der bewussten Gegenentscheidung beide Geschlechter neu für sich entdeckt oder als Heterosexuelle(r) mit Klischees spielt, sie nutzt und auch sich in ihnen wohl fühlt.

Nur eines, das sollte das andere Geschlecht nie sein: Grund oder Ursache für Ungleichbehandlung oder jedwed gestaltete Ressentiments.