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Selenskyj empfängt US-Minister

Die Gespräche mit Blinken und Austin werden sich um die US-Waffenlieferungen für die ukrainischen Streitkräfte drehen.

Während die erbitterten Kämpfe in vielen Landesteilen weitergehen, bereitet sich die Ukraine auf den ersten Besuch von US-Regierungsvertretern seit Beginn des russischen Angriffs vor zwei Monaten vor. Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin wurden am Sonntag in der ukrainischen Hauptstadt erwartet, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj mitteilte. Im Süden und Osten des Landes meldeten die Behörden durch russischen Beschuss getötete Zivilisten. In der seit Wochen heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol schlug ein weiterer Evakuierungsvesuch fehl.

Die Gespräche mit Blinken und Austin würden sich um die US-Waffenlieferungen für die ukrainischen Streitkräfte drehen, kündigte Selenskyj während einer in einer U-Bahn-Station im Zentrum Kiews abgehaltenen Pressekonferenz an. US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag ein zweites Paket Waffenlieferungen im Umfang von 800 Millionen Dollar (rund 740 Millionen Euro) an die Ukraine zugesagt.

Nach eigenen Angaben unterstützt das Nachbarland Polen die Ukraine in einem ähnlichen Umfang wie die USA: Warschau habe bislang Waffen im Wert von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro geliefert, erklärte Regierungschef Mateusz Morawiecki. Offiziell ist die Rede etwa von Raketen, Mörsergranaten, Munition und Drohnen. Laut offizielle nicht bestätigten polnischen Medienberichten sollen aber auch 40 Panzer sowie etwa 60 gepanzerte Transporter geliefert worden sein.

Die Angriffe auf ukrainische Städte hielten auch über das orthodoxe Osterfest an diesem Wochenende an. Die Zahl der Toten durch Luftangriffe in der Schwarzmeer-Metropole Odessa am Samstag stieg nach Angaben aus Kiew auf mindestens acht. 18 bis 20 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte Selenskyj. Nach seinen Angaben wurden insgesamt sieben russische Raketen auf Odessa abgefeuert. Dabei sei ein Wohngebäude getroffen worden.

Auch in der Ortschaft Hirske in der östlichen Region Luhansk wurden nach Angaben des dortigen Gouverneurs Zivilisten getötet. "Das Dorf Hirske wurde den ganzen Tag über von den Russen schwer beschossen", erklärte Serhij Gajdaj. "Sechs Dorfbewohner sind gestorben."

Die Lage im seit Wochen heftig umkämpften Mariupol war unverändert dramatisch. Eine Evakuierungsaktion scheiterte erneut, die ukrainische Seite warf der russischen vor, die für den Abtransport versammelten Menschen "auseinandergetrieben" zu haben. Einige der Einwohner seien auch gezwungen worden, Busse zu besteigen, die sie in von den Russen kontrollierte Gebiete bringen sollten, erklärte der Vize-Bürgermeister der Stadt, Petro Andriuschtschenko.

Bereits in der Vergangenheit waren mehrere Versuche gescheitert, Fluchtkorridore für Einwohner aus Mariupol zu öffnen. Moskau führt ins Feld, die strategisch wichtige Hafenstadt inzwischen erobert zu haben. Dies wird von Kiew jedoch bestritten. 

Nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtsberaters Oleksij Arestowytsch attackierte die russische Armee am Samstag wieder das Stahlwerk in der Stadt, in dem sich hunderte ukrainische Kämpfer verschanzt haben. Russland hat die dortigen ukrainischen Kämpfer wiederholt zur Kapitulation aufgefordert. Auf dem Industriegelände des Konzerns Asow-Stahl sollen sich auch hunderte Zivilisten befinden, die kaum Zugang zu Wasser oder Nahrung haben.

Russland gibt als Ziel der nun eingetretenen "zweiten Phase" seiner Militäroperation mittlerweile die Eroberung des Donbass und der Südukraine an. Neben einer Landverbindung zur annektierten Krim-Halbinsel würde so auch eine bessere Unterstützung für pro-russische Separatisten in Transnistrien in der Republik Moldau ermöglicht. Beobachter gehen deshalb auch davon aus, dass Moskau neben Mariupol auch Odessa einnehmen will.

Im Osten der Ukraine kommen die russischen Truppen unterdessen nach Angaben Kiews bei ihrem Vormarsch langsamer voran als geplant. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Sinehubow, erklärte am Samstag, den ukrainischen Truppen sei es nach "erbitterten Kämpfen" gelungen, die nahe der russischen Grenze gelegenen Orte Besruki, Slatine und Prudjanka zurückzuerobern.

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Joris FIORITI / © Agence France-Presse