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Hautkrebs erfolgreich behandeln

Jährlich erkranken deutschlandweit rund 21.000 Menschen neu an einem Melanom – Tendenz steigend.

Noch bis vor wenigen Jahren waren die Heilungschancen bei diesem aggressiven Tumortyp sehr gering. „Heute können wir Patientinnen und Patienten innovative und erfolgsversprechende Behandlungsoptionen anbieten – selbst wenn die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist oder eine vorangegangene Therapie nicht die erhoffte Wirkung gebracht hat“, sagt Priv.-Doz. Dr. Carsten Weishaupt vom Hauttumorzentrum am UKM. Ein Beispiel, wie zielführend die stetige Anpassung der Therapie ist, zeigt die Geschichte von Bernhard Kerk.

 

Münster (ukm/maz). Das kleine Muttermal an der linken Schulter hatte Bernhard Kerk schon lange. „Anfang 2018 fing es dann plötzlich an, sich zu verändern, bildete einen Wubbel und sah wie eine kleine Warze aus“, erinnert sich der heute 84-Jährige. Doch weil er damals auch noch akute Herzprobleme bekam und operiert werden musste, geriet die Hautveränderung erstmal wieder aus dem Blick. „Ein Jahr später begann das Mal dann aber, Flüssigkeit abzusondern und zu bluten“, so Kerk. „Da bin ich natürlich sofort los!“ Die Hautärztin in seiner Heimatstadt Ibbenbüren überwies ihn direkt an das Hauttumorzentrum des UKM (Universitätsklinikum Münster). Nach weiteren Untersuchungen stand die Diagnose fest: ein Melanom, also schwarzer Hautkrebs. Und die Erkrankung war bereits fortgeschritten.

 

„Wenn ein Melanom frühzeitig entdeckt wird und direkt vollständig operativ entfernt werden kann, sind die Heilungschancen gut“, sagt Zentrumsleiter Priv.-Doz. Dr. Carsten Weishaupt. Manchmal habe der Krebs wie bei Bernhard Kerk bei Diagnosestellung aber bereits gestreut. „Es hatten sich sogenannte Satelliten- und In-transit-Metastasen gebildet – das sind bösartige Veränderungen der Haut im direkten Umfeld des ursprünglichen Tumors“, erklärt der Dermatoonkologe. „Aber auch bei diesen fortgeschrittenen Stadien haben wir heute dank der wissenschaftlichen Fortschritte und der damit möglich gewordenen Entwicklung neuer Substanzen viele erfolgsversprechende Behandlungsoptionen.“

 

Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen besprach Weishaupt in der Tumorkonferenz des WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster das weitere Vorgehen. Zunächst entfernte Dr. Dominik Schlarb, Leiter der OP-Abteilung der Hautklinik, mit seinem Team den Tumor und die Absiedlungen. Danach erhielt Kerk eine Immuntherapie mit einem speziellen Antikörper, doch es bildeten sich erneut Metastasen. „Wir mussten die Therapie anpassen und haben ihm vorgeschlagen, an einer Studie mit einem neuen Impfstoff mit einer sogenannten nicht kodierenden mRNA teilzunehmen“, sagt Dr. Nina Magnolo, Leiterin des Studienzentrums der Hautklinik. „Für das Melanom ist der Wirkstoff dann so konzipiert, dass der Körper mit seiner Hilfe diesen speziellen Krebstyp wiedererkennen und angreifen kann.“ Bernhard Kerk musste nicht lange überlegen, an der Studie teilzunehmen: „Ich finde es wichtig, dass die Forschung immer weiter vorangetrieben wird – nicht nur für mich, sondern auch für andere Betroffene, die zukünftig davon profitieren!“ Die Substanz zeigte die erhoffte Wirkung und die damit behandelten Metastasen bildeten sich zurück – dennoch war das nur ein Teilerfolg. Weishaupt diskutierte mit seinem Team erneut weitere Behandlungsoptionen und nutzte am Ende ein sogenanntes onkolytisches Virus, das direkt in die Tumoren gespritzt wird und die bösartigen Zellen absterben lässt.

 

Bei Bernhard Kerk gelang dies mit Erfolg: Seit vergangenem Herbst sind bei dem Rentner keine Metastasen mehr nachweisbar und er kommt nur noch für die regelmäßigen Nachkontrollen nach Münster. „Ich hatte bereits während der Therapie kaum Nebenwirkungen. Jetzt fühle ich mich aber so gut, dass ich endlich wieder die Zeit mit meiner Frau genießen und mit ihr viel schwimmen und spazieren gehen kann“, freut sich Kerk. „So werde ich wieder fit – und das ist dann auch gut fürs Herz!“

 

Fotos (UKM): Freuen sich über den Behandlungserfolg: Dr. Carsten Weishaupt, Bernhard Kerk, Dr. Nina Magnolo und Dr. Dominik Schlarb (v.l.).


Universitätsklinikum Münster (UKM)