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Selenskyj fordert Antwort auf grausamen Raketenangriff

Selenskyj fordert eine "starke weltweite Antwort" auf den Angriff in Kramatorsk.

Nach dem tödlichen Angriff auf Flüchtlinge im Bahnhof von Kramatorsk hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine "starke weltweite Antwort" gefordert. In einer Videobotschaft sagte Selensky am Freitagabend, für dieses neuerliche "Kriegsverbrechen Russlands" müssten alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig betonte er am Samstag seine Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen mit Russland.

Der Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk war voller Flüchtlinge, als er am Freitag von einer Rakete getroffen wurde. Mindestens 52 Menschen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden bei dem Angriff getötet, unter ihnen fünf Kinder. An dem Bahnhof hatten hunderte Menschen auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen gewartet. Die Attacke löste weltweit Entsetzen aus. 

Bei einer Pressekonferenz mit dem österrreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer in Kiew sagte Selenskyj am Samstag, sein Land sei dennoch weiterhin zu Verhandlungen mit Moskau bereit: "Wir sind bereit zu kämpfen und gleichzeitig zu versuchen, diesen Krieg auf diplomatischem Wege zu beenden". 

Die letzten direkten Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten hatten am 29. März stattgefunden. "Wir haben immer gesagt, dass wir zu Verhandlungen bereit sind und nach einem Weg suchen, diesen Krieg zu beenden", sagte Selenskyj. "Leider" sei zu beobachten, dass sich die russischen Truppen auf "wichtige Kämpfe" im Osten des Landes vorbereiteten. Dort und im Süden der Ukraine gebe es eine "Konzentration von Waffen, Ausrüstung und Truppen, die sich bereit machen, einen weiteren Teil unseres Landes zu besetzen".

Russland hatte jegliche Verantwortung für den Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk zurückgewiesen und die Ukraine beschuldigt. Bereits nach dem Fund dutzender Leichen von Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha vor einer Woche nach dem Abzug russischer Truppen war Moskau ähnlich vorgegangen und hatte von einer "Provokation" durch die ukrainische Regierung gesprochen.

Einwohner des nordwestlich von Kiew gelegenen Dorfs Obuchowytschi berichteten unterdessen der Nachrichtenagentur AFP, sie seien von den russischen Soldaten als menschliche Schutzschilde missbraucht worden. Die russische Armee habe ihre Stellungen absichtlich zwischen Wohnhäusern bezogen, um sich vor Angriffen der ukrainischen Truppen zu schützen.

Nachdem die russische Armee rund um Kiew auf heftigen Widerstand gestoßen war, will sich Moskau nach eigenen Angaben auf den Donbass konzentrieren. Politische Beobachter gehen davon aus, dass es Putins Ziel ist, die Bergbauregion im Osten der Ukraine bis zum 9. Mai komplett unter russische Kontrolle zu bringen, wenn Russland traditionell den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland mit einer Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau feiert.

In Erwartung einer massiven Offensive verstärkten die örtlichen ukrainischen Behörden ihre Evakuierungsbemühungen. Mit Bussen und Kleintransportern wurden dutzende Überlebende des Bombenangriffs auf den Bahnhof von Kramatorsk am Samstag aus der Stadt gebracht, wie AFP-Reporter berichteten. Mehrere Züge sollten nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft zudem von der Nachbarstadt Slowjansk aus abfahren. 

Im rund 100 Kilometer westlich von Kramatorsk gelegenen Losowa konnten bis Freitagabend etwa 15.000 Menschen den Ort verlassen, wie der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleg Sinegubow, auf Telegram mitteilte. 50.000 Menschen befinden sich demnach noch in der Stadt.

ans/gt