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Präsidentschaftswahl in heißer Phase

Drei Tage vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich werben die Kandidaten vehement um Stimmen.

Drei Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich haben die zwölf Kandidaten am Donnerstag nochmals versucht, ihre Anhänger zu mobilisieren und Unentschlossene zu überzeugen. Während Präsident Emmanuel Macron sich auf eine Reihe von Interviews beschränkte, lud die Rechtspopulistin Marine Le Pen ihre Anhänger für Donnerstagabend nach Perpignan ein, der größten Stadt mit einem Bürgermeister ihrer Partei. Nach den jüngsten Umfragen liegen Macron und Le Pen nur wenige Punkte auseinander.

Macron, der eine Debatte mit den übrigen Kandidaten abgelehnt hatte, griff Le Pen vor allem wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin an. Ihre Partei hatte sich jahrelang von russischen Banken finanzieren lassen. So verbreiten Macrons Anhänger derzeit eine früheres Interview von Le Pen auf Twitter, in denen sie sich dazu bekennt, dass ihre Politik "auf der Linie von (Donald) Trump und Putin" liege.

Das gute Abschneiden Le Pens in den Umfragen erklärt Macron mit einer stärkeren Immigration, die Ängste geschürt habe. "Unser Land wird nicht überrollt, wie manche meinen, und das Ziel 'Null Einwanderung' ist weder wünschenswert noch umsetzbar", sagte er der Zeitung "Le Figaro" (Donnerstagsausgabe). Der Präsident wollte sich im Laufe des Tages außerdem den Fragen einer Gruppe von Lesern der Zeitung "Le Parisien" stellen.

Unterdessen spitzte Le Pen ihre fremdenfeindlichen Vorschläge zu. Das Tragen eines Kopftuchs in der Öffentlichkeit solle mit einer Strafe belegt werden, sagte sie dem Sender RTL. An das Nachbarland gewandt sagte sie: "Deutschland hat uns von russischem Gas abhängig gemacht, durch sein idiotisches Festhalten an Gas und Kohle statt auf Atomenergie zu setzen." Im Fall ihres Wahlsiegs wolle sie aus dem europäischen Energiemarkt aussteigen. 

Der rechtsextreme Kandidat Eric Zemmour, der Le Pen viele Unterstützer abgezogen hatte, dann aber in den Umfragen wieder abgerutscht war, stellte sich derweil auf einen bescheideneren Wahlkampf-Abschluss ein als geplant. Ursprünglich hatte er mit seinen Anhängern in einem symbolischen Marsch zur berühmten romanischen Basilika in Vézélay im Burgund hinaufziehen wollen - nun lud er für Donnerstagabend doch nur zu einem letzten Auftritt im Pariser Sportpalast ein. In Vézélay hatte es Widerstand gegen seinen Besuch gegeben. 

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, die für die ehemalige linke Volkspartei PS antritt, hat bereits zu einer "gemeinsamen Abwehr gegen Rechts" aufgerufen, für den Fall, dass Macron und Le Pen in die Stichwahl kommen. Hidalgos Wahlkampf ist kläglich gescheitert, sie liegt bei zwei Prozent in den Umfragen.

Laut Meinungsforschern könnte die Wahlbeteiligung bei der ersten Runde am Sonntag mit etwa 70 Prozent deutlich niedriger ausfallen als 2017. Sollten in erster Linie Macrons Anhänger auf die Stimmabgabe verzichten, weil sie davon ausgehen, dass er ohnehin gewinnen wird, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit eines Siegs im ersten Durchgang von Le Pen.

kol/jes