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75. Jahrestag der Zerstörung Dresdens

Gedenken, Dialog, Begegnung - und Mahnung.


Dresden - (ots) - Am Donnerstag, 13. Februar 2020, begeht Dresden den 75. Jahrestag der Zerstörung der Innenstadt während des Zweiten Weltkriegs. Die Gedenkrede hält Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegen 15 Uhr im Kulturpalast. 18 Uhr reiht er sich gemeinsam mit Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert und Gästen aus den Partnerstädten Breslau, Columbus, Coventry, Hamburg, Straßburg, der befreundeten Stadt Gostyn und vom Dresden Trust in eine Menschenkette ein. Sie umschließt das Stadtzentrum und wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen.

"Seitdem verbinden die Dresdnerinnen und Dresdner hier Hand in Hand das Gedenken mit einem friedlichen Zeichen gegen Hass und Gewalt. Am 13. Februar zeigt Dresden, dass wir Spaltungen überwinden können, wenn wir auf der Basis unserer gesellschaftlichen Grundwerte nach Wegen der Zusammenarbeit suchen. Nur so treten wir wachsendem Nationalismus und Rechtspopulismus entgegen. Sie stellen die Errungenschaften einer demokratischen Erinnerungskultur in Frage und bereiten so den Boden für neue Konflikte", sagt Hilbert. So findet am Abend eine hochkarätige Podiumsdiskussion zur Erinnerungskultur statt, die parteiübergreifend von politischen Stiftungen getragen wird. Eine solche Kooperation gab es in Deutschland bisher noch nicht.

Den Blick weitet ein internationaler Kongress am 14. und 15. Februar, bei dem unter anderem der Bürgermeister Hiroshimas per Videobotschaft, der Sprecher des Rote-Khmer-Tribunals und Chiles ehemalige Bildungsministerin den Umgang mit schmerzhafter Erinnerung in ihren Ländern reflektieren. Teil des umfangreichen Veranstaltungsangebots sind außerdem ein Schülergipfel, Veranstaltungen an Gedenkstätten für die Opfer der Bombardierung und des Nationalsozialismus sowie Gottesdienste. Zum stillen Gedenken lädt die Frauenkirche ein, die in Folge des Luftangriffs einstürzte und als Zeichen für Frieden und Versöhnung wiederaufgebaut wurde.

Dresden war eine von vielen Städten, die im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe weitgehend zerstört wurden. Nationalsozialisten und DDR nutzen die Ereignisse für ihre Propaganda, so dass der 13. Februar bis heute umstritten bleibt.

Hapes Kommentar: Ich möchte gerne genau beim letzten Satz einsteigen, wobei ich mich umgehend wundere, warum die Dresdner Kollegen Nazis und die DDR gleichstellen und doch das Präsens nutzen. Die DDR kann nichts mehr nutzen, weil es sie nicht mehr gibt und die Nationalsozialisten konnten Dresden nicht mehr so recht nutzen, weil der Krieg drei Monate später beendet war. Letztere gibt es aber – in anderer Form, weil sie nicht mehr an der Macht sind – noch heute, doch das meinen die Dresdner Kollegen offenbar nicht.

Denn die Bombardierung von Dresden ist durchaus umstritten. Man hört teilweise Meldungen, die von 300.000 getöteten Menschen sprechen. Die Bombardierung wird Hiroshima gleichgesetzt (s.o.) und steht, besonders im amerikanischen Diskurs, für die Tötung von Unschuldigen durch die vermeintlich Guten. So verglich Michael Moore 2019 auf Facebook die Zerstörung von King’s Landing in der Serie Game of Thrones mit der von Dresden, weil Daenerys Targaryen, die vermeintlich Gute, auch im Stande sei, außenpolitische Gräuel auszuüben. 

So löblich eine amerikanische Aufarbeitung der Missetaten ihres Militärs auch ist, für den deutschen Diskurs ist das toxisch. Denn hierzulande ist das gefundenes Fr*essen für Nazis. Es starben nämlich nur 25.000 Menschen und Dresden war keine unschuldige Stadt - was die Tötung von Kindern nicht entschuldigt. Deshalb marschieren jährlich am Jahrestag der Bombardierung Nazis durch Dresden und nutzen diese Kriegstat für ihre Propaganda, Stichwort: Opfermythos. Während manche Gegendemonstranten der Antifa die Tat sogar gutheißen, um die Nazis zu ärgern - aber eben auch Trauernde und Außenstehende. 

Es gilt also den Dresdnern zu wünschen, dass besonders in diesem Jahr zum 75. Jahrestag die richtigen Worte gefunden werden in diesem komplexen Zusammenspiel aus Kontextualisieren, Trauern, Bereuen und Verhindern. Das Gleiche gilt für viele andere Städte Deutschlands übrigens genauso. Der Prinzipalmarkt in Münster wurde auch bombadiert und zerstört, diese Tat darf sollte man aber nicht alleine stehen lassen, es handelte sich schließlich nicht um einen Angriffskrieg.

Das durchaus irritierende Titelbild der Frauenkirche, was auf pixabay ganz einfach unter „Dresden“ zu finden ist, ist gerade unter diesen Aspekten spannend – um es vorsichtig auszudrücken.