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Viele Wünsche an die Innenstadt der Zukunft

Die Ergebnisse der Dialogtage diskutiert: Münsters Mitte soll eine gute Stube und Alltagsort sein.

Münster - (SMS) - Über Handlungsfelder und Entwicklungsziele für Münsters Innenstadt hat ein fraktionsübergreifender Arbeitskreis am Mittwochabend (16.3.) diskutiert. Die Ratsvertreterinnen und -vertreter informierten sich über die Ergebnisse der großen Beteiligungsaktion "Dialogtage 2021" zum Thema "Zukunft der Innenstadt" im vergangenen Herbst. Die Dialogtage bestanden aus einem vielfältigen Mitmachprogramm, Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste der Stadt beteiligten sich mit insgesamt über 1.700 Anregungen und Ideen. Die Ergebnisse der umfangreichen Beteiligung bildeten eine Grundlage, um vorrangige Handlungsfelder auszuwählen und Entwicklungsziele für die Zukunftsgestaltung der Innenstadt zu formulieren.

Die Innenstadt soll bunter und vielfältiger werden

Neun bewusst etwas provokant formulierte Fragen regten bei den Dialogtagen zur Diskussion und zum Nachdenken an: "Kopfsteinpflaster oder grüne Oase?", "Idylle oder Großstadt?", "Autoarm oder gut erreichbar?", "Neues ausprobieren oder alles bleibt wie es ist?", "Immer herausgeputzt oder Mut zur Lücke?", "Gute Stube oder Alltagsort?", "Exklusiver Charakter oder offen für alle?", "Typisch Innenstadt oder mehr Vielfalt?", "Innenstadtinsel oder neue Verbindungen?". Die meisten Teilnehmenden waren sich einig: Die Antwort auf die gestellten Fragen sind eher mit einem UND statt einem ODER zu beantworten. Sprich: Die Innenstadt der Zukunft soll noch bunter und vielfältiger werden und das Beste aus beiden Fragewelten vereinen.

Am meisten bewegte die Menschen das Thema Verkehr und Mobilität. Hier herrschte Einigkeit darüber, dass die Innenstadt autoarm werden, aber dennoch erreichbar sein muss - vor allem für ältere und mobilitätseingeschränkte Personen. Grundsätzlich solle auch das Bus- und Park-and-Ride-Angebot verbessert und mehr gegen Falschparkende unternommen werden. Die Promenade dürfe nicht zur Rennstrecke für Fahrräder werden, so eine Forderung. Bezogen auf alle Verkehrsteilnehmende wünschten sich die Befragten mehr gegenseitige Rücksichtnahme.

Begegnungsräume ohne Konsumzwang

Ein großes Anliegen war außerdem, mehr grüne Plätze, Straßen, Fassaden und Dächer mit zusätzlichen Bäumen und bienenfreundlicher Bepflanzung in der Innenstadt zu schaffen. Auch Aufenthalts- und Begegnungsräume ohne Konsumzwang - sowohl draußen als auch drinnen - wünschen sich viele. Dazu braucht es auch mehr Bänke in der Innenstadt. Ganz wichtig dabei: Sie müssen so gestaltet sein, dass sie auch den Bedürfnissen älterer Menschen und denen von Menschen mit Behinderung entsprechen. Auch barrierefreie öffentliche Toiletten stehen auf der Wunschliste.

Der Wunsch nach Flächen und Angeboten für Kultur und für Sport und Spiel für alle Altersgruppen wurde ebenfalls häufig geäußert. Viele Anregungen betrafen fehlende Sauberkeit oder im Weg stehende E-Scooter und Fahrräder, die oftmals auch Barrieren für Menschen mit Behinderungen darstellen. Auch das Kopfsteinpflaster wird hier als sehr hinderlich beschrieben, gehört jedoch gleichzeitig untrennbar zum Stadtbild der Innenstadt Münsters. Die Ideen und Anregungen betreffen nahezu die gesamte Innenstadt vom Schlossplatz über den Domplatz bis zum Bahnhof, von der Frauenstraße bis hin zur Promenade, vom Ludgerikreisel bis zur Hörsterstraße.

Entwicklungsziele und Projektkatalog

Alle Ideen und Anregungen fließen nun in die weitere Zukunftsgestaltung der Innenstadt mit ein. Sie bilden eine Grundlage für die Formulierung von konkreten Entwicklungszielen und für einen Maßnahmen- und Projektkatalog, also für ein Zukunftskonzept für die Innenstadt. Mit der Erarbeitung dieses Konzeptes ist das Büro "scheuvens + wachten plus" aus Dortmund betraut.

Stadtplaner und Münsterkenner Professor Kunibert Wachten hob beim Treffen des fraktionsübergreifenden Arbeitskreises hervor, dass Münster in einer komfortablen Situation sei: Bei der Zukunftsgestaltung der Innenstadt gehe es nicht vorwiegend um die Beseitigung von großen Mängeln und grundsätzlichen Strukturproblemen wie in manchen anderen Städten, in denen zum Beispiel die Innenstadt von einer Verödung bedroht ist. Vielmehr gilt es noch vorhandene, bisher nicht genutzte Potenziale zu nutzen. Beispielsweise könnten viele Pkw-Stellplätze anders genutzt und gestaltet werden und dadurch neue grüne und klimagerechte Räume und Aufenthaltsorte in der Innenstadt entstehen.

Das fertige Zukunftskonzept wird voraussichtlich Ende des Jahres dem Rat der Stadt Münster zum Beschluss vorgelegt. Die darin enthaltenen Maßnahmen stehen dann in den kommenden rund zehn Jahren zur Umsetzung an. Erste Vorhaben werden - parallel zur Zukunftskonzepterstellung - direkt angegangen. Dazu gehören beispielsweise der Domplatz und die Hörsterstraße mit dem Parkplatz am Bült. Für eine neue Gestaltung dieser Orte werden mit der Unterstützung durch Fördergelder von Bund und Land NRW städtebauliche Entwürfe erarbeitet. Viele Hinweise der Dialogtage fließen auch in andere Zukunftskonzepte, zum Beispiel in die Planung des Fahrradnetzes 2.0, in Planungen zum Hochwasserschutz an der Innenstadt-Aa oder in den Masterplan Mobilität 2035+, einem gesamtstädtischen Mobilitätskonzept.

Weitere Informationen

Auf der Website www.muensters-mitte-machen.de gibt es alle aktuellen Informationen. Die Ergebnisse der Dialogtage sind auch im Zwischenbericht zum Innenstadt-Zukunftsprozess "Stadt. Raum. Leben. - Münsters Mitte machen" im Ratsinformationssystem der Stadt Münster unter diesem Link abrufbar. 


Stadt Münster

Foto: Ein Ausschnitt der Ideensammlung während der Dialogtage 2021 auf dem Prinzipalmarkt. /Peter Leßmann.