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1,2 Millionen Euro für die Kultur in Westfalen-Lippe

Die LWL-Kulturstiftung fördert neun Kulturprojekte aus den Bereichen Kunst, Kulturgeschichte, Film, Theater, Musik sowie ein multimediales Onlineprojekt und ein Netzwerkprojekt.

Münster - Die LWL-Kulturstiftung vergibt in der zweiten Förderrunde 2021 mehr als 1,2 Millionen Euro an Kulturakteur:innen der Region Westfalen-Lippe. Neun Vorhaben aus den Bereichen Kunst, Kulturgeschichte, Film, Theater, Musik sowie ein multimediales Onlineprojekt und ein Netzwerkprojekt haben das Kuratorium überzeugt. Insgesamt lagen 18 Projektanträge vor.

"Dieses Förderprogramm steht für ein Kulturverständnis, das sich durch inhaltliche Offenheit, zeitgemäße Umsetzungsformate und zukunftsgewandte Kulturvermittlung auszeichnet", betont Anneli Hegerfeld-Reckert, Kuratoriumsvorsitzende der LWL-Kulturstiftung.

Die geförderten Projekte werden umgesetzt von Kulturakteur:innen aus den Kreisen Warendorf, Minden-Lübbecke, Siegen-Wittgenstein und den Städten Münster, Paderborn und Bielefeld.

"Ein Chor ist weiter zu hören als ein Solist, deswegen fördern wir gern Projekte, in dem sich Kulturschaffende zu einem Ensemble zusammenfinden. Die Gemeinschaftsleistung von mehreren Akteur:innen in der Region soll dann westfalenweit und überregional Strahlkraft entwickeln, Impulse geben und zu Fragen anregen", ordnet Matthias Löb, Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, die Förderschwerpunkte ein.

Drei Ausstellungen, zwei Filmprojekte, ein Musikfestival, ein Theaterprojekt, ein multimediales Online-Vorhaben und ein Netzwerkprojekt werden in dieser Förderrunde durch die LWL-Kulturstiftung unterstützt. "An diesem Potpourri zeigt sich der kulturelle Reichtum der regionalen Kulturszene, die mit Kreativität regionstypische Spannungs- und Themenfelder aufgreift und sie in nationalen Kontexten verortet", so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.

Drei Ausstellungsprojekte

Das Ausstellungsprojekt "Wir sind Rincklake - Porträtmalerei im Selfie-Zeitalter" widmet sich im Museum Abtei Liesborn in Wadersloh, Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde und Haus Harkotten in Sassenberg (Kreis Warendorf) dem um 1800 in Münster ansässigen Porträtmaler Johann Christoph Rincklake (1764 - 1813). An den drei Orten begegnen Besucher:innen dem erfolgreichsten Porträtmaler Westfalens unter sehr unterschiedlichen Fragestellungen. Ergänzend zu diesen Ausstellungen entsteht eine digitale Rincklake-Karte, die Burgen und Schlösser im Münsterland miteinander verknüpft, in denen Werke des gebürtig aus Harsewinkel stammenden Künstlers zu finden sind. Zum Tag der Schlösser und Burgen (19.06.) eröffnen die Ausstellungen an den drei Schauplätzen und feiert die digitale Karte Premiere. Das Museum Abtei Liesborn erhält dafür 40.000 Euro.

Die Kunsthalle Bielefeld nimmt die geplanten Sanierungs- und Modernisierungspläne ihres Gebäudes zum Anlass, das Haus zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Auseinandersetzung zu machen. Die Fotografen Thomas Ruff (*1958) und James Welling (*1951) sind eingeladen, ortsspezifische Werke zu entwickeln, die die Neuausrichtung des Museums herausfordern und gleichzeitig vorantreiben. Die Ausstellung "Darüber hinaus, jenseits von Fotografie und Architektur. Thomas Ruff und James Welling." präsentiert diese entstandenen fotografischen Interventionen, die Ansichten und Einsichten in Räume ermöglichen. Vom 22. Oktober 2022 bis 29. Januar 2023 wird die Ausstellung, die mit 60.000 Euro gefördert wird, gezeigt.

Die Ausstellung "Preußen auf See. Auf schwankenden Planken" des LWL-Preußenmuseums in Minden ruft die oft vergessene, aber durchaus lange maritime Geschichte Preußens seit dem 17. Jahrhundert mit ihren vielfältigen internationalen, wirtschaftlichen, sozialen und technischen Aspekten in Erinnerung. Zunächst als europäische Geschichte zu verstehen öffnet sie den Blick für die Geschichte globaler Verflechtungen. Die Konkurrenz zu europäischen und internationalen Mächten wie Schweden, die Niederlande und Großbritannien ist ebenso Thema und führt zur Betrachtung der deutschen Kolonialgeschichte und ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart. Die mit 250.000 Euro geförderte Ausstellung soll im August 2023 eröffnet werden.

Theater, Musik und Film

Mit der partizipativen Theaterproduktion "Julia & Romeo" inszeniert das Bruchwerk Theater in Siegen gemeinsam mit rund 50 Laienschauspieler:innen und -theaterinteressierten der Region William Shakespeares "Romeo und Julia". Gecastet und begleitet werden die Teilnehmenden über das von ehrenamtlich engagierten Theaterfreunden besetzte tollMut Ensemble des Theaters, das seit 2008 das professionelle Hauptensemble ergänzt. Nach einer dreimonatigen Proben- und Konstruktionsphase tourt die Truppe ab Juli 2022 mit einem Theatertruck durch Südwestfalen. Von der LWL-Kulturstiftung erhält das Bruchwerk Theater dafür 10.900 Euro Förderung.

Von Ende Juni bis September präsentiert das Musikfestival "Summerwinds" internationale Holzbläser:innen in Konzertsälen, Burgen, Schlössern und Parks sowie Gutshöfen, Kirchen und Wirtschafts- und Produktionsbetrieben im Münsterland. Mit einem Programm aus 40 Konzerten und rund zehn Vorträgen werden musikalische Genres wie Jazz, Klassik, Weltmusik und Klangkunst in den Fokus gerückt. Für die Umsetzung dieses Programms erhält die GWK-Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V. 40.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung.

Die Filmwerkstatt Münster spürt in dem Kurzfilmprojekt HUMAN / NATURE dem Spannungsverhältnis zwischen Natur und Mensch nach: Fünf Filmteams aus Deutschland begeben sich dazu in Münster und dem Münsterland auf Spurensuche. Inhaltliche Ausgestaltung der 15-minütigen Kurzfilme erfolgt in den Teams, die lediglich durch den Aufgabenrahmen zu einer poetischen Annäherung an das Themenfeld eingeladen sind. Die Ergebnisse sollen im Spätsommer bei einer Outdoor-Premiere veröffentlicht werden. Für dieses Projekt erhält die Filmwerkstatt Münster 25.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung.

In dem Filmprojekt "Inseln des Glücks" geht der Verein Alles Kunst e.V. aus Paderborn unter der Leitung von Choreografin Birgit Aßhoff dem Verhältnis von Landschaften und Menschen in Ostwestfalen auf den Grund. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft werden nach ihren individuellen Inseln des Glücks befragt. Die Sammlung dieser Plätze, die sowohl naturbelassen, gestaltet, in ländlichen, städtischen und privaten Räumen sein können, und deren Geschichten dient als Inspiration für darstellerische und musikalische Sequenzen, die in einen Film überführt werden. Der rund 40-minütige Film soll Ende des Jahres unter anderem in Paderborn, Bad Driburg und Herford zu sehen sein. 11.500 Euro erhält der Verein für dieses Projekt von der LWL-Kulturstiftung.

Multimediales Onlineprojekt und Baukulturnetzwerk

Das LWL-Medienzentrum für Westfalen entwickelt mit dem Projekt "#westfalen" ein neues Online-Angebot: In populären digitalen Plattformen soll in den kommenden Jahren verstärkt westfälischer "Web-Content" veröffentlicht werden, der Wissenswertes über die Region in zeitgemäßem Unterhaltungsformat vermittelt. Ein YouTube-Kanal "Westfalen im Film" gilt dann als Medienquelle, auf Social Media Kanälen werden regionale Geschichten entsprechend der vorherrschenden Medientrends erzählt und mit dem Bereich Digital Education werden Lehrkräfte und Schüler:innen mit Medien und Unterrichtspaketen ausgestattet. Der Aufbau dieses professionellen multimedialen Online-Angebots ist für die nächsten vier Jahre angedacht, wofür das LWL-Medienzentrum 495.100 Euro von der LWL-Kulturstiftung erhält.

Ein baukulturelles Netzwerk will die Initiative WESTFALEN BAUEN KULTUR (e.V. in Gründung) aus Münster in den kommenden drei Jahren ins Leben rufen. Seine Initiator:innen, Mitglieder der Ortsgruppe Münster-Münsterland vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten NRW (BDA NRW), möchten damit die Baukultur in den Blickpunkt einer breiten, nicht fachlich geprägten Öffentlichkeit rücken. Dabei soll ihre Rolle bei der Gestaltung des Zusammenlebens sichtbar gemacht und ihre historischen, soziologischen, ökologischen, psychologischen, ästhetischen und wirtschaftlichen Dimensionen diskutiert werden. Für dieses münsterlandweite Projekt erhält der Verein 300.000 Euro von der LWL-Kulturstiftung.

Hintergrund

Die 2003 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gegründete LWL-Kulturstiftung hat die Aufgabe, überörtliche, spartenübergreifende oder interdisziplinäre kulturelle Projekte und Kooperationen mit westfälisch-lippischem Bezug zu fördern. Im Blickpunkt stehen dabei Projekte aus den Sparten Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Film und landeskundliche Forschung. Mit ihren Förderungen stärkt die LWL-Kulturstiftung Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe, unterstützt Vernetzung und Kooperationen und schafft kulturelle Mehrwerte in und für die Region. Aufgrund ihrer fördernden und beratenden Tätigkeit ist die Stiftung zu einer starken Partnerin für Kulturverantwortliche und Kulturschaffende in Westfalen-Lippe geworden. Seit ihrer Gründung hat die LWL-Kulturstiftung rund 348 Projekte mit Mitteln in Höhe von rund 32,7 Millionen Euro bewilligt.

Die nächste Antragsfrist ist der 31. August 2022. 


Landschaftsverband Westfalen-Lippe (lwl)

Titelbild: Logo der LWL-Kulturstiftung./LWL