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Russland vor Zahlungsausfall

Die Ratingagentur Fitch stuft Russland als "unmittelbar vor Zahlungsausfall" ein.

Die US-Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit Russlands erneut herabgestuft. Die Agentur bewertete das Risiko, dass Russland seine Staatsschulden nicht mehr zurückzahlen könnte, in der Nacht zum Mittwoch als "unmittelbar bevorstehend" und senkte die Bewertung von "B" auf "C". Fitch begründete die neue Bewertung mit "Entwicklungen, die Russlands Bereitschaft zur Rückzahlung der Staatsschulden weiter untergraben haben".

Sollte die Warnung der Ratingagentur Realität werden, wäre es der erste Zahlungsausfall Russlands seit 1998.

Die großen Ratingagenturen hatten Russlands Bonität bereits Anfang März auf Ramschniveau abgesenkt. Je niedriger das Rating, desto weniger vertrauen die Kreditgeber dem Land und desto weniger kann es sich Geld zu günstigen Zinssätzen leihen.

Fitch begründete seine Entscheidung mit einem am vergangenen Wochenende unterzeichneten Präsidialerlass, der es Russland erlauben könnte, Gläubiger bestimmter Länder in Rubel statt in Fremdwährung zu bezahlen. Die Liste der Länder umfasst unter anderem die Länder der Europäischen Union, Australien, Großbritannien, Kanada, Südkorea, die Schweiz, Japan und die USA. Die Agentur erwähnte auch eine Entscheidung der russischen Zentralbank, die Übertragung bestimmter Anleihen an nicht in Russland Ansässige zu beschränken.

"Allgemeiner betrachtet erhöhen die Verschärfung der Sanktionen und Vorschläge, die den Energiehandel einschränken könnten, die Wahrscheinlichkeit einer politischen Reaktion Russlands, die zumindest eine selektive Nichtbezahlung seiner Staatsanleihen beinhaltet", erklärte Fitch.

Damit verwies die Ratingagentur auf das am Dienstag verkündete Importverbot der USA für Erdöl und Gas aus Russland. Auch Großbritannien hatte angekündigt, Energieimporte aus Russland auslaufen zu lassen. Russland hatte gewarnt, dass die Ausweitung der Sanktionen auf den Energiesektor "katastrophale Konsequenzen" haben würden.

Der Westen hatte Russland wegen dessen Angriffskriegs in der Ukraine bereits mit harten Finanzsanktionen belegt und der russischen Zentralbank den Zugriff auf den größten Teil seiner riesigen Devisenreserven im Ausland blockiert. Russland wurde auch vom Swift-Zahlungssystem ausgeschlossen, was Geldtransfers schwieriger macht.

Am Dienstagabend hatte die russische Zentralbank den Devisenhandel in Russland bis 9. September ausgesetzt, um die extreme Abwertung des Rubel und die Kapitalflucht aus dem Land zu bremsen. Außerdem wurden Abhebungen von Bargeld aus Fremdwährungskonten bei russischen Banken auf 10.000 Dollar (9171 Euro) beschränkt. Ausländische Währungen können jedoch weiterhin in Rubel umgetauscht werden. 

Der Rubel hatte am Montag ein neues Allzeittief gegenüber westlichen Währungen erreicht. Die russische Währung hat seit Jahresbeginn mehr als 45 Prozent an Wert verloren.

fml