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Pandemie-Entwicklung in Münster

Zwei Jahre Corona: Vom ersten münsterschen Infektionsfall bis zu den bundesweiten Lockerungen.

Münster - (SMS) - Vor zwei Jahren, am 29. Februar 2020, registrierte die Stadt Münster erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2.

Zwei Jahre später: 178 Todesfälle mit direktem Corona-Bezug, mehr als 40.000 nachgewiesene Infektions- und um ein Vielfaches mehr behördlich angeordnete Quarantänefälle, dazu über 280.000 geimpfte Münsteranerinnen und Münsteraner. "Wir hatten zwar die Befürchtung, dass diese neuartige Infektionskrankheit eine besondere Betrachtung benötigt", sagt Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer heute zwei Jahre später, "dass aber Corona unser aller Leben und Alltag über solch einen langen Zeitraum derart intensiv und herausfordernd bestimmen wird, konnte niemand voraussehen."

Oberbürgermeister Markus Lewe betont: "Die Pandemie hat gezeigt, welche Kraft in unserer Stadt steckt, wenn wir in großer Geschlossenheit handeln. Mein Dank gilt daher allen Münsteranerinnen und Münsteranern, die überall mit großem Einsatz, Verantwortungsbewusstsein und großer Achtsamkeit dafür sorgen, dass wir das Coronavirus in den Griff bekommen. Das Impfen ist dabei der Schlüssel zum Erfolg."

Frühzeitig nachhaltige Entscheidungen

Als Lewe, Heuer, Dezernentinnen wie Dezernenten, Amtsleitungen und weitere Teilnehmende am 2. März 2020 im Stabsraum der Feuerwache am York-Ring zusammenkamen, um über den Umgang mit einer noch jungen mysteriösen Lungenkrankheit aus Zentralchina zu beratschlagen, wurden in dieser zweieinhalbstündigen Sitzung bereits erste nachhaltige Entscheidungen getroffen.

"Es gibt Vorplanungen, um die Einsatzfähigkeit von Feuerwehr und Rettungsdienst bei einer längeren Dauer oder bei einem Ausfall einer größeren Anzahl von Beschäftigten aufrecht zu halten", erklärte beispielsweise Feuerwehr-Chef Gottfried Wingler-Scholz. Gesundheitsamtsleiter Dr. Norbert Schulze Kalthoff nannte erste Schutzmaßnahmen, empfahl überdies eine "häusliche Quarantäne bei Verdachts- und bestätigten Fällen". Und die Uniklinik war zu diesem frühen Zeitpunkt bereits in der Lage, in den Laboren entsprechende Testnachweise zu liefern. Nicht zuletzt wurden Veranstalter von Send und anderen Großereignissen vorsorglich auf ein "gewisses Maß der Eigenverantwortung hingewiesen".

Eigenverantwortung ist nach wie vor und wohl mehr denn je das große Thema dieser Pandemie. Mit den nun schrittweise vollzogenen Lockerungen wie der teilweisen Aufhebung der Maskenpflicht und der Öffnung von Clubs sind die Bürgerinnen und Bürger verstärkt in der Pflicht, sich selbst und ihre Mitmenschen zu schützen. "Die in dieser pandemischen Lage gelernten AHA+L+A-Regeln – also Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen, regelmäßig lüften und Warn-App installieren – empfehle ich noch immer. Die größte Hilfe auf dem Weg in die Endemie aber leisten die Schutzimpfungen gegen Covid-19", so Heuer.

Erster Patient verhielt sich vorbildlich

Daran war im März 2020 noch nicht zu denken. Münsters "Patient Null", also der erste nachweislich Infizierte, war ein 51-jähriger Mann, der auf der Rückreise von einem zweiwöchigen Urlaubsaufenthalt im Iran leichte Symptome zeigte. Er war von Teheran nach Frankfurt geflogen, von dort mit Bahn und Auto über Köln nach Münster gereist. Mit seinem Privatauto fuhr er schließlich zunächst zu seiner Wohnung, suchte nach der Ankunft aber umgehend die Ambulanz des Universitätsklinikums (UKM) auf und ließ einen Test durchführen. "Er hat sich vorbildlich verhalten", bescheinigte damals das Gesundheitsamt. Als am Samstagabend das positive Testergebnis vom Institut für klinische Virologie vorlag, folgte in Abstimmung die stationäre Behandlung; die Ehefrau des Mannes hatte sich freiwillig in Quarantäne begeben.

Zahlreiche weitere Reisende kamen und gingen, Corona blieb und wird möglicherweise dauerhaft bleiben. "Ich gehe davon aus, dass wir langfristig mit den Coronaviren und ihren neuen Varianten leben müssen, so wie wir es mit der saisonalen Grippe schon lange gewohnt sind", so Dr. Norbert Schulze Kalthoff. Und auch Wolfgang Heuer ist überzeugt: "Es ist das Handeln der Münsteranerinnen und Münsteraner selbst, das am Schluss den Verlauf der Dinge bestimmt. Gut informierte und solidarisch handelnde Menschen wissen, wie sie sich und andere vor dem Virus so gut es geht schützen können. Und sie tun es auch."

Mehr Inforamtionen: Eine Chronik gibt Überblick über zwei Jahre Corona in Münster, gelistet unter www.muenster.de/corona_chronik

Krisenstab

"Fünf Hygienekontrolleure sind im Gesundheitsamt aktuell für das Thema Corona abgeordnet. Es ist festzustellen, dass es zurzeit noch keine erkennbaren einheitlichen Informationen und Anweisungen sowie Zuständigkeitswege übergeordneter Behörden gibt." Vor 729 Tagen wurden diese Sätze gesprochen, protokolliert in der Auftaktsitzung des städtischen Corona-Krisenstabs.

Der Krisenstab (unter organisatorischer Federführung der Feuerwehr) ist eine Einheit, in der Vertreterinnen und Vertreter aus unterschiedlichen Ämtern das städtische Vorgehen im Krisenfall abstimmen. Darüber hinaus sind dauerhaft oder anlassbezogen Vertretungen von Organisationen und Einrichtungen geladen, die von der jeweiligen Krisenlage betroffen sind oder wertvolle Unterstützung leisten können. Leiter des Krisenstabs ist Stadtrat und Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer. In dieser Woche tagt der Corona-Krisenstab am Mittwoch, 2. März, und somit am "Jahrestag" der ersten Krisenstabssitzung zum 111. Mal. In der Spitze dauerten die Sitzungen bis zu fünf Stunden, im Durchschnitt derer zwei – und auch heute noch mit rund 20 Teilnehmenden, inklusive der Vertreter von Krankenhäusern, Hilfsorganisationen, Pflegeeinrichtungen und Kassenärztlicher Vereinigung. An der Auftaktsitzung in der Feuerwache am York-Ring hatten noch 37 Personen teilgenommen.

Münsters erstes Impfzentrum wurde im Dezember 2020 in der Messehalle Nord des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland eingerichtet. /Stadt Münster/Amt für KommunikationImpfungen in Münster

Die meisten Impfungen im Wochenverlauf wurden zwischen dem 13. und 20. Dezember 2021 durchgeführt: Den größten Anteil der insgesamt 43.878 Vorgänge machten 39.501 Auffrischungsimpfungen ("Booster") aus. Die meisten Erstimpfungen innerhalb einer Kalenderwoche, insgesamt 19.938, erfolgten zwischen dem 26. April und 3. Mai.

Bürgertests in Münster

In Münster gibt es aktuell 115 Stellen für Bürgertests (ärztliche Praxen nicht einberechnet). 20 dieser 115 Teststellen führen auch PCR-Tests für enge Kontaktpersonen, Personen mit positivem Schnelltest und infizierte Personen am Ende ihrer Infektion durch. Seit dem 8. März 2021 wurden insgesamt 3.624.131 Bürgertests in Münster durchgeführt, davon waren 22.814 Tests positiv. Der Tag mit den meisten Bürgertestungen war der 21. Mai 2021 mit 32.203 Vorgängen; nah dran war auch der 12. Januar 2022 mit 30.302 Tests. Zum Vergleich: Beim Termin im Mai 2021 waren 20 Tests positiv, beim Termin im Januar 2022 gab es 121 positive Tests. Die Positivrate lag im vergangenen Jahr meist zwischen 0,05 und 0,2 Prozent. In der Kalenderwoche (KW) 1 im Jahr 2022 lag sie schon bei 0,4 Prozent, in KW 5 bei 2,4 und in KW 7 bei 3 Prozent. Aktuell ist die Positivrate also um ein Vielfaches höher als im vergangenen Jahr.

Münsters erstes Impfzentrum wurde im Dezember 2020 in der Messehalle Nord des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland eingerichtet. /Stadt Münster/Amt für Kommunikation.Kliniken in Münster

Seit dem 20. Oktober 2020 werden die coronabedingten Belegungszahlen der münsterschen Kliniken in einem Covid-19-Meldeportal erfasst. Die höchste Zahl an Covid-19-Erkrankten insgesamt verzeichneten die Kliniken in Münster am 6. Januar 2021 mit 110. Die meisten Intensivbetten waren Silvester 2020 belegt: Am 31. Dezember lagen 27 Intensivpatientinnen und -patienten mit Covid-19 im Krankenhaus. Die Entspannung der Pandemielage im Sommer 2021 lässt sich auch an den Klinikzahlen ablesen: Zwischen dem 18. und 27. Juni war niemand in Münster mit Covid-19 im Krankenhaus. (Verlauf der Hospitalisierung: siehe Grafik) 

Die Zahlen

Todesfälle

178 Todesfälle, davon 96 männlich und 82 weiblich.

Nach Altersklassen:

Unter 70 Jahren: 15,17 Prozent

70 bis 79 Jahre: 15,73 Prozent

80 bis 89 Jahre: 42,70 Prozent

Über 90 Jahre: 26,40 Prozent

Impfquoten

Bezogen auf den impfbaren Bevölkerungsanteil Münsters (also ohne Altersklasse unter 5 Jahren):

Erstgeimpft: 269.354 Personen → 85,43 Prozent

Vollständig geimpft: 280.649 Personen → 89,01 Prozent

Auffrischungsimpfung: 229.734 Personen → 72,86 Prozent

Bezogen auf die besonders vulnerable Altersklasse 60+:

Erstgeimpft: 74.571 Personen → 99,31 Prozent

Vollständig geimpft: 73.719 Personen → 98,18 Prozent

Auffrischungsimpfung: 67.318 Personen → 89,65 Prozent

Infektionslage

Höchste 7-Tage-Inzidenz laut RKI: 1.538,5 am 10. Februar 2022

Höchste Zahl Neuinfektionen pro Tag: 1009 am 28. Januar 2022

Höchstwert aktuell Infizierte: 7598 am 17. Februar 2022

Aktuelle Kennziffern vom 28. Februar 2022:

Registrierte Neuinfektionen: 356

Aktuell infizierte Münsteranerinnen und Münsteraner: 7.184

Gesamtzahl aller labordiagnostisch bestätigten Fälle: 40.628

Gesamtzahl aller genesenen Patienten: 33.266

An/mit Corona gestorbene Personen: 178

Erstgemeldete Inzidenz laut RKI: 1.174,1

Covid-Patientinnen und -Patienten in münsterschen Krankenhäusern: 82

davon auf Intensivstation: 9, davon beatmet: 5


Stadt Münster 

Titelbild: Krisenstabsleiter Wolfgang Heuer (links) und Oberbürgermeister Markus Lewe bei der Pressekonferenz nach der ersten Sitzung des städtischen Corona-Krisenstabs am 2. März 2020./Stadt Münster/Amt für Kommunikation