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Ärztekammer fordert Maßnahmen

Infektionskrankheiten und bedrohliche Pandemien seien keinesfalls überwunden, heißt es in der einstimmig angenommenen Resolution des ÄKWL-Parlamentes

Deshalb benötigten die Strukturen des Infektionsschutzes in Nordrhein-Westfalen eine Weiterent-wicklung. Dies sei umso wichtiger, als die Verantwortung für die Strukturen des Infektionsschutzes in Deutschland unmittelbar bei den Bundesländern liege. Bundesinstitutionen, wie etwa das Robert-Koch-Institut, könnten beratende Funktionen wahrnehmen, nicht jedoch die originären Landesaufgaben erfüllen.

Kammerpräsident Dr. Hans-Albert Gehle: „Die Bedrohungen der Bevölkerung durch in-fektiologische Risiken sind keinesfalls überwunden, sondern haben im Gegenteil in einer globalisierten Welt ganz neu an Aktualität gewonnen, wie die sich rasch über alle Kontinente ausbreitenden Fälle von Infektionen mit den neuen Coronarvirus zeigen.“ Angesichts dessen reiche eine im Wesentlichen auf 53 Gesundheitsämter verteilte Zuständigkeit nicht mehr aus, wenn es um Problemlagen geht, die weder an Gemeinde- noch an Landesgrenzen haltmachen.

„Angesichts der aktuellen Herausforderungen muss das Land wieder mehr Verantwortung übernehmen“, fordert Gehle. Dabei gehe es vor allem um den Ausbau und die Steuerung der in NRW an vielen Stellen vorhandenen, hochwertigen Kompetenzen und Möglichkeiten. Aus diesem Grund sei bereits vor einigen Jahren die „Initiative zur Optimierung des Infektionsschutzes in NRW" entstanden, an der neben den beiden Ärztekammern Westfalen-Lippe und Nordrhein der Landesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, die kommunalen Spitzenverbände sowie namhafte Fachexperten beteiligt waren.

Die Kammerversammlung unterstützt in ihrem Votum die bereits vorliegenden Vorschläge der Initiative: In den fünf Regierungsbezirken soll jeweils ein Institut z. B. an Universitäten benannt werden, das den öffentlichen Gesundheitsdienst vor Ort unterstützt. Die benannten Institutionen sollen den Gesundheitsämtern nicht nur beratend, sondern im Falle eines Ausbruchsgeschehens auch vor Ort operativ sowie analytisch zur Verfügung stehen.

Für weitere Spezialkompetenzen (Mikrobiologische Spezialdiagnostik: Bioterrorismus, Anthrax, Coronaviren etc.) ist die Aufgabenwahrnehmung komplementär im Rahmen eines Netzwerkes zu ergänzen. Darüber hinaus muss für außergewöhnliche infektiologische Ereignisse eine landesweite zentrale Koordinierungsstelle geschaffen werden. Hierbei stehen die organisatorischen Abläufe, die Einleitung erster Schritte im Ausbruchsfall, die Koordinierung der Maßnahmen mit allen Beteiligten und die Krisenkommunikation im Vordergrund.

Gehle abschließend: „Diese Vorschläge wurden bislang leider nicht umgesetzt. Die Realität zeigt aber, dass wir nicht länger warten können. Alte und neue Infektionskrankheiten breiten sich in einer globalisierten Welt immer schneller aus, so dass sich der Handlungsdruck erhöht.“