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Goldener Berlinale-Bär für "Alcarràs"

Der Goldene Berlinale-Bär für den besten Film geht an das spanische Drama "Alcarràs".

Bei der 72. Berlinale ist in diesem Jahr das spanische Drama "Alcarràs" von Carla Simón mit dem Goldenen Bären für den besten Film ausgezeichnet worden. Die internationale Jury unter Leitung des US-Regisseurs M. Night Shyamalan begründete ihre Entscheidung bei der Preisverleihung am Mittwoch in Berlin unter anderem mit der "außergewöhnlichen Leistung" der Schauspieler und der Fähigkeit des Films, "die Zärtlichkeit und Komik innerhalb einer Familie" zu zeigen. Für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle wurde die deutsche Schauspielerin Meltem Kaptan geehrt.

Das Drama "Alcarràs" zeige "den Betrug an unserer Verbundenheit und unserer Abhängigkeit vom Land, das uns umgibt", sagte Shyamalan in seiner Laudatio. Der Film handelt von einer Familie von Pfirsichbauern in Katalonien, der die Zwangsräumung droht. Die Bäume ihrer Pfirsichplantage sollen durch Solarpaneele ersetzt werden, was zum Zerwürfnis innerhalb der Familie führt. 

Regisseurin Simón, die das Landleben in Katalonien aus eigener Anschauung kennt, zeigt in ihrem Drama, wie wirtschaftliche Sorgen die familiären Dynamiken verschärfen. Die 35-Jährige widmete ihren Preis auch den "kleinen Bauern, die jeden Tag das Land bearbeiten". 

Den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle erhielt die Kölner Schauspielerin Meltem Kaptan für ihre Rolle als Mutter des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz in der deutsch-französischen Koproduktion "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" von Andreas Dresen. Der Film über den Fall des 2002 unschuldig inhaftierten Kurnaz wurde zudem mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch der deutschen Drehbuchautorin Laila Stieler geehrt.

Die Jury würdigte Kaptans "zutiefst menschliche Darstellung einer unbeugsamen Frau, die uns mit ihrer ehrlichen Wärme und ihrem ungenierten Humor unweigerlich in ihre Welt katapultiert hat". 

Der zweite deutsche Film im Rennen, "AEIOU - Das schnelle Alphabet der Liebe" von Nicolette Krebitz über ein Liebespaar mit großem Altersunterschied, ging leer aus. Für die beste Regie wurde die Französin Claire Denis für ihren Liebesfilm "Avec amour et acharnement" mit Juliette Binoche ausgezeichnet. 

Der Silberne Bär für den Preis der Jury ging an "Robe of Gems" der mexikanisch-bolivianischen Filmemacherin Natalia López Gallardo, den Großen Preis der Jury erhielt der südkoreanische Regisseur Hong Sangsoo für seinen Film "So-seol-ga-ui Yeong-hwa" ("The Novelist's Film").

Beim diesjährigen Filmfestival konkurrierten 18 Filme aus 15 Ländern um die begehrten Hauptpreise. 17 Filme wurden als Weltpremiere gezeigt, bei sieben führten Frauen Regie. Am Dienstagabend war bereits die französische Film- und Theaterschauspielerin Isabelle Huppert mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden. 

Am Sonntag enden die 72. Internationalen Filmfestspiele unter Leitung der Doppelspitze Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Insgesamt wurden dann 256 Filme aus 69 Ländern präsentiert.

Die Berlinale findet in diesem Jahr zwar wieder als Präsenzveranstaltung statt, allerdings mit einem verschärften Hygienekonzept. Dazu gehören 2G-Plus-Bedingungen, eine Maskenpflicht und nur zur Hälfte besetzte Kinos. Auch Partys und Empfänge fallen aus.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) gratulierte den Preisträgern und bezeichnete es als die "richtige Entscheidung", die Berlinale trotz Pandemie live stattfinden zu lassen. Damit habe das Festival "unter wirklich schwierigen Umständen auch erneut Haltung gezeigt als das politischste unter den großen internationalen Filmfestivals", erklärte Roth.

noe/mkü