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LWL-Museum für Naturkunde wird 130 Jahre alt

Am kommenden Donnerstag feiert das LWL-Museum für Naturkunde seinen 130. Geburtstag.

Heute präsentiert das LWL-Museum für Naturkunde zahlreiche Dauer- und Sonderausstellungen und ist für seine Dinosaurier-Ausstellung bei Groß und Klein bekannt. / Foto: LWL/Steinweg.

Münster (lwl). Das LWL-Museum für Naturkunde in Münster wird am Donnerstag (10.2.) 130 Jahre alt. "Unser Museum sammelt seit 1892 nicht nur Objekte sondern Superlative", sagt Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Träger des Museums. "Es ist das älteste der 18 LWL-Museen, es ist eines der besucherstärksten überhaupt in NRW, und es hat mit 2,3 Millionen naturkundlichen Objekten westfalenweit die größte Sammlung. Wir sind stolz auf unser Naturkundemuseum." Der Erfolg liege zum großen Teil an den engagierten Museumsmitarbeiter:innen und an den vielen Ehrenamtlichen, die sich dem Haus verbunden fühlten. Darum werde das LWL-Museum mit einem Anbau zu einem Kompetenzzentrum für hauptamtliche und ehrenamtliche Forscher:innen ("Forum für Naturwissenschaften") weiterentwickelt.

Die Gründung

Vor 130 Jahren wurde das LWL-Museum für Naturkunde unter dem Namen "Westfälisches Provinzialmuseum für Naturkunde" in Münster gegründet. "Der LWL macht Kultur für Westfalen, und daran wirkt das LWL-Museum für Naturkunde seit über 100 Jahren tatkräftig mit", so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

Die Gründung des Naturkundemuseums geht aber nicht auf eine Idee der Preußischen Verwaltung zurück, sondern auf ehrenamtliche Naturforscher:innen aus der Umgebung. Sie wünschten sich einen Ort "für fachlichen Austausch, einen Aufbewahrungsort für die umfangreichen naturkundlichen Privatsammlungen als Referenzsammlung für die heimische Artenvielfalt und ein Kompetenzzentrum für allgemeine fachliche Unterstützung sowie für die naturkundliche Bildung der Bevölkerung", wie es 1872 in den Gründungsstatuten des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst hieß,

Die ehrenamtlichen Forscher:innen waren Mitglieder der zoologischen und botanischen Sektionen des "Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst". Sie hatten das Ziel, ein Museum zu gründen, das Zeugnisse der Kunst, Literatur, Geschichte und Natur sammelt und ausstellt.

Am 10. Februar 1892, ging dieser Wunsch in Erfüllung, als zum ersten Mal Besucherinnen und Besucher das "Provinzialmuseum für Naturkunde", das heutige LWL-Museum für Naturkunde, betraten. Das erste Museumsgebäude wurde in Münster auf einem Grundstück des Provinzialverbandes neben dem alten Zoogelände an der Himmelreichallee erbaut. Entscheidend an der Gründung beteiligt war Professor Dr. Hermann Landois, Gründer des Zoologischen Gartens in Münster. Landois wurde auch der erste ehrenamtliche Direktor des Museums. "Schon die Gründung des Museums zeigt, wie wichtig die Arbeit von ehrenamtlichen Forscher:innen war, und das ist sie auch heute noch", sagt Rüschoff-Parzinger.

Das ehemalige Museumsgebäude, am alten Zoogelände am unteren Teil des Aasees gelegen. / Foto: LWL-Museum für Naturkunde

130 Jahre Naturforschung

Nicht nur Ausstellungen sind Teil der Arbeit am Museum, es wird auch geforscht, gesammelt und publiziert. "Als das Museum 1892 gegründet wurde, hätten sich wohl nur wenige vorstellen können, dass es einmal die umfangreichsten naturkundlichen Sammlungen bezogen auf Westfalen-Lippe beherbergen würde", erklärt Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs. "Damit leistet das Museum einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes der Region. Einzigartige Belege und zahlreiche paläontologische Bodendenkmäler sind darunter", so Kriegs weiter.

Begründet wurden die Sammlungen in den Museumsanfängen aus den privaten Beständen der zoologischen und botanischen Sektion des Westfälischen Provinzialvereins. Darüber hinaus profitierte das Museum von den im Zoo verstorbenen Tieren, die für die Schausammlung präpariert wurden. Bis heute tragen ehrenamtliche Sammler:innen stark dazu bei, dass die Sammlung größer wird, deren Objekte als Belegstücke die Vielfalt der heimischen Natur abbilden und als Grundlage für die Erforschung dienen.

Ein Museum im Wandel

Das Museum wurde in der Kaiserzeit gegründet, überdauerte zwei Weltkriege und die NS-Herrschaft, überstand die Weltwirtschaftskrise und erlebte die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Wechsel werden in den Jahresberichten des "Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst" deutlich. So schrieb Otto Koenen im August 1918: "Die lange Dauer des Krieges, der einen immer stärkeren Druck auf das gesamte Volksleben ausübt, blieb auch auf die Tätigkeit der Zoologischen Sektion nicht ohne Einfluß. (
) Die Herausgabe des Jahresberichtes, die sich schon in den letzten Jahren recht schwierig gestaltete, stellten sich nunmehr bei der Papierknappheit und Arbeitermangel in den Druckereien fast unüberwindliche Hindernisse entgegen." Während der NS-Herrschaft beeinflusst die Ideologie der Nationalsozialisten die Arbeit am Museum, so erscheinen Zeitschriften mit dem Titel "Naturschutz aus dem Nationalsozialismus".

Auch das Museumsgebäude erlebte den Wandel. Im Oktober und November 1944 wurde das Gebäude durch Fliegerangriffe stark beschädigt. Vorsorglich waren jedoch die Bestände ausgelagert worden, so dass sich die Kriegsschäden auf das Gebäude beschränkten. Als der alte Zoo 40 Jahre später aus Platzgründen an den westlichen Stadtrand zog, entschloss sich auch der LWL als Träger des Naturkundemuseums zu einem Museumsneubau in der Nachbarschaft des Zoos. 1982 wurde der deutlich größere Neubau an der Sentruper Straße in Münster eröffnet. In das neue Gebäude wurde ein Großplanetarium integriert, in dem damals mehr als 260 Personen Platz fanden. Die Kombination von Naturkundemuseum und Großplanetarium ist bis heute in Deutschland einmalig.

Die Zukunft

Schon vor zehn Jahren ging das Museum die ersten Schritte Richtung Klimaneutralität. 2011 wurde das Gebäude energetisch saniert und mit einer Rundumdämmung und einer Pelletheizung ausgestattet. Dafür wurde es 2013 mit dem "Green Building Award" ausgezeichnet.

"Wir planen in den nächsten Jahren noch viel in Sachen Nachhaltigkeit, Mobilität und Energiemanagement", erklärt Kriegs. Die Planungen liefen bereits, das Museumsgebäude mit einer riesigen Photovoltaikanlage auszustatten, um den Weg Richtung Klimaneutralität konsequent zu beschreiten.

Weitere Veränderungen sind für das Museum geplant. "Das LWL-Museum soll zu einem einzigartigen Ort des wissenschaftlichen Austauschs werden" erklärte Rüschoff-Parzinger. "Im geplanten 'Forum für Naturwissenschaften' auf dem Museumsvorplatz sollen sich Ehrenamtler:innen, Wissenschaftler:innen und naturkundlich Interessierte begegnen, diskutieren und gemeinsam weiterbilden", so die Kulturdezernentin weiter. Der Baubeginn ist für die zweite Hälfte des Jahres geplant. Der fast zweijährige Umbau des LWL-Planetariums ist bereits fast abgeschlossen. Mitte des Jahres soll das neue Planetarium als eines der modernsten in Europa, wiedereröffnet werden.


LWL-Museum für Naturkunde

Titelbild: LWL/Steinweg