Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Inflation wie im Juni 1992

Die Verbraucherpreise sind zum Jahresende so stark gestiegen wie seit Juni 1992 nicht mehr:

Die Inflationsrate kletterte im Dezember 2021 auf voraussichtlich 5,3 Prozent im Jahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Erneut stiegen vor allem die Energiepreise, auch Nahrungsmittel wurden deutlich teurer. Für den Ökonomen Sebastian Dullien vom IMK der Hans-Böckler-Stiftung dürfte der Höhepunkt der Inflationsentwicklung nun aber überschritten sein.

Die Inflation war seit Mitte vergangenen Jahres stetig gestiegen. Im November übersprang sie die Fünf-Prozent-Marke und erreichte 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, im Dezember stieg sie nun noch einmal leicht an. Für das gesamte Jahr 2021 ergibt sich den Statistikern in Wiesbaden zufolge eine durchschnittliche Teuerungsrate von 3,1 Prozent zum Vorjahr - das ist der höchste Wert seit 1993.

Besonders stark stiegen im Dezember wie auch in den Vormonaten die Energiepreise: Ihr Anstieg betrug 18,3 Prozent, wie das Statistikamt aufgrund vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilte. Nahrungsmittel wurden demnach im Jahresvergleich um 6,0 Prozent teurer, Dienstleistungen um 3,1 Prozent. Zu diesen zählen auch Mieten, diese stiegen um 1,4 Prozent an. Im Vergleich zum November legten die Verbraucherpreise den Angaben zufolge um 0,5 Prozent zu.

Bei den Gründen für die Entwicklung verwies das Bundesamt unter anderem auf Basiseffekte durch niedrige Preise 2020, unter anderem wegen der Mehrwertsteuersenkung. Daneben gebe es zunehmend "krisenbedingte Effekte" wie die anhaltenden Lieferprobleme in der Wirtschaft und damit verbundene Steigerungen bei den Erzeugerpreisen. Detaillierte Ergebnisse veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 19. Januar.

Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Böckler-Stiftung, rechnet bereits im Januar mit einem deutlichen Rückgang der Inflationsrate "auf spürbar weniger als fünf Prozent". Im Laufe des Jahres werde die Teuerung dann weiter nachgeben und im Durchschnitt schließlich unter drei Prozent betragen.

Der Ökonom verwies zur Erklärung ebenfalls auf auslaufende Sonderfaktoren - geht aber von einem weiter bestehenden Preisdruck durch gestörte Lieferketten aus. Auch dort dürfte sich die Lage jedoch "ganz allmählich entspannen". 

Die Linke forderte einen raschen Inflationsausgleich für "Arbeitslose und Armutsrentner". So sei unter anderem der Energiemarkt "völlig aus dem Ruder gelaufen". Energiepreise müssten wieder reguliert und Stromsperren verboten werden, forderte die Haushaltsexpertin Gesine Lötzsch.

hcy/ilo