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Sudans Regierungschef wirft das Handtuch

Angesichts der schweren politischen Konflikte im Sudan hat Regierungschef Abdullah Hamdok seinen Rücktritt erklärt.

"Ich habe mein Bestes versucht, das Land davon abzuhalten, in die Katastrophe abzugleiten", sagte Hamdok am Sonntagabend in einer dramatischen Fernsehansprache. Doch sei es nicht gelungen, einen "Konsens" der politische Kräften zu finden. Hamdok war das zivile Gesicht der Übergangsregierung in dem nordostafrikanischen Land, wo Ende Oktober das Militär geputscht hatte. 

De facto konzentriert sich die Macht im Sudan seit dem Putsch in den Händen von General Abdel Fattah al-Burhan. Viele der pro-demokratischen Demonstranten brandmarkten Hamdok deshalb als "Verräter", seitdem er Ende November von al-Burhan wieder als Regierungschef eingesetzt worden war.

Hamdok beklagte nun in seiner Rücktrittsrede die "Zersplitterung der politischen Kräfte" im Land und die Konflikte zwischen den militärischen und zivilen Teilen der Übergangsregierung. Trotz aller Anstrengungen sei deshalb ein politischer Konsens nicht zustande gekommen. Nun habe der Sudan einen "gefährlichen Wendepunkt überschritten, der sein Überleben bedroht".

Laut Medienberichten war Hamdok schon in den vergangenen Tagen nicht mehr in seinem Büro erschienen - dies hatte bereits Spekulationen über seinen Rücktritt angeheizt.

Sudans oberster General al-Burhan hatte am 25. Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen. 

Seitdem gab es regelmäßige Massendemonstrationen für eine Rückkehr zu einer zivilen Regierung. Das Militär ging immer wieder gewaltsam gegen die Proteste vor. Am Sonntag wurden bei erneuten Demonstrationen nach Angaben eines Ärzte-Komitees mindestens drei Menschen getötet.

Nach ersten Massendemonstrationen und internationalem Protest hatte al-Burhan Regierungschef Hamdok vier Wochen nach dessen Absetzung wieder eingesetzt. Al-Burhan kündigte zugleich Wahlen für den Juli 2023 an. Demonstranten kritisierten jedoch, dass die Wiedereinsetzung Hamdoks lediglich dem Zweck gedient habe, den herrschenden Putschisten einen Anschein von Legitimität zu verleihen.

Tausende von Demonstranten versammelten sich am Sonntag nahe des Präsidentenpalastes in Khartum und in der Stadt Omdurman nahe der Hauptstadt. Nach Angaben des pro-demokratischen Ärzte-Komitees wurden drei Protestierende von den Sicherheitskräften getötet. Einer von ihnen sei in die Brust geschossen worden, ein anderer in den Kopf.

Seit dem Putsch wurden nach Angaben des Komitees insgesamt mindestens 57 Demonstranten getötet sowie hunderte weitere verletzt.

dja