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Aachener Karlspreis 2022

Der Aachener Karlspreis 2022 geht an die drei belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Weronika Zepkalo.

Die Preisträgerinnen werden für ihren "mutigen Einsatz für Freiheit, für Demokratie, für die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und damit die europäischen Werte" geehrt, wie der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden, am Freitag in Aachen sagte.

Das Direktorium würdigte die drei Oppositionellen als "einmaliges Vorbild" gegen Diktatur, Unterdrückung und einen Unrechtsstaat. Die Ehrung sei zugleich mit einem Aufruf "an alle politischen Entscheidungsträger" verbunden, sich dafür einzusetzen, dass in Belarus demokratischere Strukturen entstehen - und auch dafür, dass ungerechtfertigt Inhaftierte wie Kolesnikowa endlich freigelassen werden, sagte Lindner.

Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) betonte, der Karlspreis werde damit "ein Stück weit zu einem politischen Preis". Die Aktivistinnen seien auch "starke Vorbilder für junge Menschen in Europa". Mit dem Karlspreis sollten sie politisch unterstützt werden.

Die Oppositionsführerin Tichanowskaja und ihre beiden Mitstreiterinnen Kolesnikowa und Zepkalo gelten als Anführerinnen des Widerstands gegen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko - zunächst im Wahlkampf, den sie gemeinsam führten, dann bei Protesten, die von den Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen wurden.

Trotz massiver Betrugsvorwürfe wurde Lukaschenko nach der Wahl im August 2020 offiziell zum Sieger erklärt. Dies löste beispiellose Massenproteste aus. Sie wurden gewaltsam niedergeschlagen, tausende Regierungskritiker wurden festgenommen oder flohen.

Auch Tichanowskaja und Zepkalo flohen schließlich ins Ausland und leben mit ihren Familien dort im Exil. Kolesnikowa wurde verhaftet, nachdem sie sich ihrer Abschiebung ins Ausland widersetzt hatte. Anfang September wurde sie zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.

Tichanowskajas Ehemann, der bekannte Regierungsgegner und Blogger Sergej Tichanowski, wurde am Dienstag in Belarus zu 18 Jahren Haft verurteilt. Nach Angaben von Staatsmedien wurde er unter anderem wegen der Organisation von Massenunruhen schuldig gesprochen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte am Freitag, die Auszeichnung an die drei Oppositionellen sei "ein wichtiges Zeichen für Freiheit und Demokratie". Sie hätten sich mutig und entschlossen der brutalen Diktatur in Belarus widersetzt und zahlten dafür persönlich einen hohen Preis.

Der Karlspreis wird am 26. Mai 2022 im Krönungssaal des Aachener Rathauses verliehen. Zepkalo und Tichanowskaja wollen den Preis persönlich entgegen nehmen, für Kolesnikowa wird deren Schwester Taziana Chomisch erwartet.

Mit dem internationalen Karlspreis zu Aachen werden seit 1950 Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient machten. Zu den prominentesten Preisträgern zählen Papst Franziskus und der französische Präsident Emmanuel Macron. Mit pandemiebedingt einjähriger Verspätung wurde erst im Oktober der jüngste Preis an den rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis verliehen.

hex/cfm