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Impfpflicht nur als letzte Rettung

WHO Europa: Die allgemeine Corona-Impfpflicht muss das "absolut letzte Mittel" sein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu aufgerufen, eine Corona-Impfpflicht nur als letztes Mittel im Kampf gegen die Pandemie in Betracht zu ziehen. Vorschriften zu einer Impfpflicht "sind ein absolut letztes Mittel und nur anzuwenden, wenn alle anderen machbaren Optionen zur Verbesserung der Impfaktivität ausgeschöpft wurden", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz in Kopenhagen.

Kluge hob hervor, dass beim Erwägen einer Impfpflicht auch in Betracht gezogen werden müsse, wie sich eine solche Maßnahme auf das "Vertrauen der Öffentlichkeit" auswirke.

In Österreich soll im Februar eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Kraft treten. Auch in Deutschland wird derzeit angesichts einer heftigen vierten Corona-Welle über diese Maßnahme diskutiert. Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte kürzlich angekündigt, ein Gesetzgebungsverfahren zur allgemeinen Corona-Impfpflicht "zeitnah" auf den Weg zu bringen. Dabei solle jeder Abgeordnete ohne Fraktionszwang "nach seinem Gewissen abstimmen" können.

Auf Initiative der Ampel-Fraktionen sollte der Bundestag am Dienstag gesetzliche Neuerungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf den Weg bringen. Dazu gehört die schon seit einiger Zeit geplante einrichtungsbezogene Impfpflicht, die etwa für das Personal in Alten- oder Pflegeheimen gelten soll. Wer dort tätig ist, soll dem Gesetzentwurf zufolge bis zum 15. März einen Impf- oder Genesenennachweis vorlegen müssen oder darlegen, dass er nicht geimpft werden kann.  

WHO-Regionaldirektor Kluge rief am Dienstag überdies dazu auf, Kinder besser vor dem Coronavirus zu schützen. Kinder zwischen fünf und 14 Jahren seien derzeit am stärksten von den Infektionen betroffen. Es sei aktuell nicht "ungewöhnlich, unter jungen Kindern eine zwei bis drei Mal höhere Inzidenz als beim Bevölkerungsdurchschnitt festzustellen".

Die gesundheitlichen Risiken dieser Entwicklung reichten "über die Kinder selbst hinaus", sagte Kluge. Schließlich könnten sie die Corona-Infektion an Eltern und Großeltern weitergeben. Gute Belüftung, das Tragen von Schutzmasken und regelmäßige Corona-Tests müssten daher an allen Grundschulen Standard sein, um eine sichere Lernumgebung zu schaffen und Schulschließungen zu vermeiden. Zu Corona-Impfungen bei Kindern sagte Kluge, diese müssten "national diskutiert und erwogen werden".

Die WHO Europa ist zuständig für 53 Länder und Gebiete nicht nur in Europa, sondern auch in Zentralasien. Derzeit macht vielen Ländern eine erneute Corona-Welle schwer zu schaffen. Für Beunruhigung sorgt außerdem die neue Coronavirus-Variante Omikron. 

Diese gebe tatsächlich Anlass, "besorgt und vorsichtig zu sein", sagte Kluge. Die derzeitige große Herausforderung sei aber die auch in Europa vorherrschende Delta-Variante des Coronavirus und wenn "wir heute gegen Delta Erfolg haben, wird dies ein Sieg gegen Omikron morgen sein", mahnte der Chef der WHO Europa.

yb/cp