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Studium der Hebammenwissenschaft

Feierliche Eröffnung des Studiengangs und Begrüßung der neuen Professorin Dr. Julia Leinweber.

Zum Wintersemester 2021/22 hat der neue Bachelorstudiengang Angewandte Hebammenwissenschaft an der Charité – Universitätsmedizin Berlin begonnen. Darin lernen Studierende alles rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett sowie Stillzeit und qualifizieren sich für eine evidenz- und wissenschaftsbasierte Hebammentätigkeit. Der Studiengang wird heute im Rahmen eines online übertragenen Festaktes an der Charité eröffnet. Zudem begrüßt die Charité ihre neue Professorin für Hebammenwissenschaft Dr. Julia Leinweber. Sie leitet den neuen Studiengang.

Mitte Oktober haben 64 Studierende erstmalig ihr Bachelorstudium der Angewandten Hebammenwissenschaft an der Charité aufgenommen. Über insgesamt sieben Semester erlangen sie fachliche und personale Kompetenzen, um einer wissenschaftsgeleiteten, ganzheitlichen und selbstständigen Hebammentätigkeit im stationären oder ambulanten Bereich nachgehen zu können. Mit dem Abschluss Bachelor of Science erhalten sie auch ihre Berufszulassung als Hebamme.

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité: „Mit diesem Wintersemester hat die Charité begonnen, das für Berlin notwendige Personal für die stationären und ambulanten Bereiche der Hebammenversorgung hochschulisch zu qualifizieren. Damit tragen wir dazu bei, dem Engpass in der Hebammenversorgung zu begegnen. 

Unser Partner Vivantes ist in die Ausgestaltung des Studiengangs eingebunden und stellt gemeinsam mit der Charité die Praxisplätze für die Studierenden zur Verfügung. Diese enge Kooperation ist Teil unserer Strategie und trägt zu den Zielen der Gesundheitsstadt 2030 bei.“

Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité: „Mit dem neuen dualen Studiengang der Angewandten Hebammenwissenschaft leistet die Charité ihren Beitrag zur Akademisierung des Hebammenberufes. Dies ist ein wichtiger Schritt, um den komplexen Anforderungen bei der Begleitung von Schwangeren und ihren Familien gerecht zu werden. Unsere Studierenden werden insbesondere von innovativen Lernformen und -inhalten sowie der fächerübergreifenden Expertise an der Charité profitieren. Damit können sie später die Hebammenkunde der Zukunft vielfältig und wissenschaftsbasiert mitgestalten.“ Er ergänzt: „Zudem heiße ich heute alle Studierenden der Angewandten Hebammenwissenschaft herzlich an der Charité willkommen und begrüße insbesondere auch unsere Professorin für Hebammenwissenschaft Dr. Julia Leinweber, die den Studiengang leitet.“


Das Studium der Angewandten Hebammenwissenschaft ist besonders umfassend: Körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft erklären, die Gebärenden bedürfnisorientiert betreuen, Vitalfunktionen von Neugeborenen erheben oder Erkrankungen im Wochenbett erkennen. In verschiedenen Modulen erlernen die Studierenden unter anderem, Frauen und ihre Familien durch physiologische Prozesse während der Schwangerschaft und Geburt, des Wochenbettes und der Stillzeit zu begleiten und diese evidenzbasiert zu fördern. Auch Risiken und Besonderheiten bei Frauen und Babys zu identifizieren, in kritischen Situationen sicher zu handeln und bei Bedarf die Expertise von Ärztinnen und Ärzten hinzuziehen, sind Lernziele. Darüber hinaus sollen die Studierenden empathische Kommunikationsfähigkeiten entwickeln und lernen, bei ihrer zukünftigen Arbeit stets die individuellen Lebenssituationen von Frauen zu berücksichtigen.


Eine bedeutende Rolle im Studium nimmt das wissenschaftliche Arbeiten ein. Dafür sind sechs Module vorgesehen, damit die angehenden Hebammen später komplexe Betreuungsprozesse wissenschaftsbasiert planen, steuern und gestalten können – auch unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit, Qualität und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Studierenden sollen sich das Forschungsfeld der Hebammenwissenschaft und der angrenzenden Bezugswissenschaften erschließen können und so in der Lage sein, forschungsgestützte Lösungsansätze zu entwickeln.


„Der Beruf der Hebamme ist akademisiert. Das bedeutet, dass es nun kein klassischer Ausbildungsberuf mehr ist, sondern ein primärqualifizierendes Studium benötigt wird, um Hebamme zu werden“, erklärt Prof. Dr. Julia Leinweber. Die neue Professorin für Hebammenwissenschaft an der Charité und Leiterin des Studiengangs bekräftigt: „Und das ist auch gut so. Denn ich bin davon überzeugt, dass die Akademisierung des Hebammenberufes dazu beiträgt, diese so wichtige Tätigkeit weiter zu professionalisieren. So ist eines unserer Ziele, die Studierenden dazu hinzuführen, Hebammenhandeln anhand von wissenschaftlichen Kriterien kritisch zu reflektieren.“


Der duale Studiengang zeichnet sich durch einen Wechsel aus theoretischem und praktischem Lernen aus. Die theoretischen Teile – etwa Vorlesungen über Anatomie und Physiologie – werden an den Lehr- und Lernorten der Charité angeboten. Die berufspraktischen Studienphasen – zum Beispiel im Kreißsaal oder in der Neonatologie – finden in den Praxiseinrichtungen von Charité und Vivantes und deren akademischen Praxisstätten sowie bei kooperierenden niedergelassenen Hebammen und in hebammengeleiteten Geburtshäusern und Einrichtungen statt.


Zu Prof. Dr. Julia Leinweber

Prof. Leinweber ist seit dem 1. September 2021 an der Charité. Ihre Forschungsschwerpunkte sind das Geburtserleben von Frauen und die respektvolle Geburtshilfe. So geht sie etwa der Frage nach, wie Frauen, die in der Vergangenheit sexuelle Gewalt erfahren mussten, eine positive Geburt erleben können. Gemeinsam mit ihrem Team möchte sie an der Charité Konzepte zur traumasensiblen Betreuung in der Schwangerschaft und während der Geburt implementieren sowie evaluieren. In einem weiteren Forschungsprojekt untersucht Prof. Leinweber die Empathiefähigkeit bei Studierenden von Gesundheitsberufen und wie diese erhöht werden kann.


Vita

Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Hebamme im Jahr 2000 in Kiel praktizierte Julia Leinweber als angestellte und freiberufliche Hebamme in verschiedenen deutschen Städten. Gleichzeitig absolvierte sie ihr Bachelorstudium der Hebammenwissenschaft als Fernstudium an der Glasgow Caledonian University. Zudem qualifizierte sie sich als Still- und Laktationsberaterin. 2006 ging Julia Leinweber nach Australien, um an der University of Melbourne Public Health mit der Vertiefung Frauengesundheit zu studieren. Seit 2010 lehrte sie in Bachelor- und Masterstudiengängen der Krankenpflege und Hebammenwissenschaft an der Sunshine Coast University und der Griffith University. Parallel dazu war sie in Australien als Stillberaterin und Hebamme aktiv. Julia Leinweber promovierte 2016 zum Thema Posttraumatischer Stress bei Hebammen an der Griffith University. Im Anschluss erhielt sie die Professur für Hebammenwissenschaft an der Evangelischen Hochschule Berlin, wo sie zuletzt tätig war. Seit 2015 ist sie außerdem Lehrbeauftragte im Europäischen Masterstudiengang Hebammenwissenschaft der Medizinischen Hochschule Hannover.


©Charité – Universitätsmedizin Berlin

Foto: pixabay