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SOS-Kinderdörfer zum Tag der Kinderrechte

Studie: Die Häusliche Gewalt und Ausbeutung von Kindern in Afrika hat durch die Corona-Pandemie stark zugenommen.

Die Corona-Pandemie hat zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt und Ausbeutung von Kindern in Afrika geführt. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die SOS-Kinderdörfer zum Internationalen Tages der Kinderrechte am 20. November vorstellen. Gemeinsam mit fünf weiteren Kinderrechtsorganisationen hatten die SOS-Kinderdörfer die Gefahren für Kinder während der Pandemie in fünf afrikanischen Ländern untersucht. Christian Neusser, Kinderrechtsexperte der SOS-Kinderdörfer, sagt: "Das Ergebnis ist eindeutig: Der Anstieg von Hunger, Armut und Existenzängsten in den Familien führt unmittelbar dazu, dass auch die Gewalt gegen Kinder zunimmt und die Gefahr von Ausbeutung steigt." 

Für die Studie wurden zahlreiche Gespräche mit Kindern und Jugendlichen sowie Umfragen unter Kindern, Eltern und Sozialarbeitern im Zeitraum von Oktober 2020 bis April 2021 in den Ländern Mali, Senegal, Uganda, Kenia und Äthiopien geführt. In Kenia beispielsweise gaben über 60 Prozent der befragten Kinder an, unter häuslicher Gewalt zu leiden. Als Gründe für die Eskalation wird Verzweiflung und Überforderung der Eltern in ihrer prekären Lage genannt. Gleichzeitig seien durch den Lockdown Unterstützungsangebote weggefallen. "Wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen geschlossen sind, können sich Kinder keine Hilfe holen und bleiben von Schutzprogrammen ausgeschlossen", sagt Neusser. 

Auch die Kinderarbeit ist laut Studie aufgrund der Pandemie in die Höhe gegangen. Um die Existenz der Familien zu sichern, verrichteten Kinder oft schwere körperliche und gefährliche Arbeit, etwa in der Landwirtschaft oder in Bergwerken, müssten sich prostituieren oder betteln gehen. 

Die finanzielle Not der ärmsten Familien infolge der Pandemie habe außerdem zu deutlich mehr Zwangs- und Frühverheiratungen geführt, die vor allem Mädchen gefährden. Befragte männliche Jugendliche in einer Region in Mali gaben an, dass sämtliche Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sie kannten, während der Krise verheiratet wurden. 

"Die Studie zeigt: Für viele Kinder ist das Leben unsicherer und gefährlicher geworden", sagt Christian Neusser. Für einen besseren Schutz vor Gewalt sei es wichtig, Kinderschutzsysteme in den Gemeinden aufzubauen, präventiv im familiären Umfeld zu wirken, mithilfe von Aufklärungskampagnen das Bewusstsein für die Rechte von Kindern zu stärken und Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. 

"Auch Deutschland kann viel für die Verwirklichung von Kinderrechten leisten. Eine künftige Bundesregierung könnte zur internationalen Vorreiterin von Kinderrechten werden. Ein wichtiger und notwendiger Schritt dahin ist es, jetzt Kinderrechte zügig im deutschen Grundgesetz zu verankern. Kinderrechte sollten darüber hinaus ein klares Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sein", sagt Neusser. 

Über die Studie: Protecting children during the COVID-19 crisis and beyond. A report on child protection needs during the pandemic in five African countries. 

Child Fund, Plan International, Save the Children, SOS-Kinderdörfer, Terre des Hommes, World Vision 

https://joining-forces.org/publications/protecting-children-during-the-covid-19-crisis-and-beyond/

© SOS-Kinderdörfer