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Böllerverbot gefordert

Umweltschützer und Gewerkschaft der Polizei fordern Böllerverbot zu Silvester.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert zusammen mit den Tierschutzorganisationen Vier Pfoten und Deutsches Tierschutzbüro sowie der Gewerkschaft der Polizei ein bundesweites Verbot von Pyrotechnik zum Jahreswechsel. Jedes Jahr gebe es wegen Unfällen mit Feuerwerk Notarzteinsätze, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Tausende Notärzte und Feuerwehrleute sollten die Chance haben, im Kreis ihrer Liebsten zu feiern."

Die Kliniken seien bereits überlastet, fügte Resch mit Blick auf die Coronapandemie hinzu. Augenarzt Andreas Reuland und Lungenarzt Norbert Mülleneisen verwiesen auf weitere gesundheitliche Probleme, die durch das Böllern entstünden. So würden jedes Silvester etwa 500 Menschen in Deutschland durch Feuerwerk an den Augen verletzt, davon hundert schwer, sagte Reuland. Mülleneisen berichtete von Asthmatikern, die teilweise noch eine Woche nach dem Jahreswechsel Anfälle hätten.

2000 Tonnen hochgiftigen Feinstaubs gerieten jedes Silvester in die Luft, erklärte Resch. Er verwies auf einem am Montag veröffentlichten Bericht der EU-Umweltagentur EEA, nach der allein in Deutschland jährlich zehntausende Menschen vorzeitig wegen einer hohen Feinstaubbelastung der Luft sterben. 2019 seien dies 54.000 Menschen gewesen, teilte die EEA mit. Insgesamt sei die Zahl der Toten durch Feinstaub in den vergangenen Jahren in Europa aber zurückgegangen, weil sich die Luftqualität verbessert habe.

Sarah Ross von vier Pfoten berichtete in der Pressekonferenz, dass Hunde und Katzen durch das laute Knallen in Panik gerieten. Teils hielten Angstsymptome über Tage an. Auch Wildtiere gerieten in Panik, ergänzte Resch.

Das Aktionsbündnis fordere "frühzeitig ein bundesweites Verkaufsverbot für Silvesterböller und -raketen und zudem ein bundesweites Böllerverbot für die Silvesternacht", teilte die DUH mit. "Nur so kann angesichts der anhaltenden Covid-19-Pandemie verhindert werden, dass Ärzte, Pflegekräfte und Krankenhäuser überlastet werden." Für die Zukunft fordert das Bündnis eine grundsätzliche Überarbeitung der Sprengstoffverordnung. Resch plädierte beispielsweise für Licht- oder Lasershows statt Feuerwerk.

Der Bundesverband Pyrotechnik (BVPK) erklärte dagegen, "dezentrale Feuerwerke im kleinen Kreis" schafften "ein pandemiekonformes und dennoch für alle zugängliches Gemeinschaftserlebnis". "Sie bedeuten für viele Menschen eine ganz besondere Faszination." Der Verband sprach von "falschen Tatsachenbehauptungen" der DUH und verwies unter anderem auf eine Aussage der Deutschen Krankenhausgesellschaft vom vergangenen Jahr.

Damals hatte deren Präsident Gerald Gaß gesagt, dass vom Böllern Verletzte in der Regel nicht die hohen Zahlen an Notfalleinweisungen ausmachten, sondern eher diejenigen, die zu viel Alkohol tränken und dann in Streit gerieten oder sich anderweitig verletzten. "Wir fordern daher eine maßvolle Abwägung zwischen den Risiken von Feuerwerk und dessen gesellschaftlichem Wert", erklärte BVPK-Vorstandsmitglied Ingo Schubert.

smb/cfm