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Flick beschenkt Löw mit Fußballfest

Fröhliches Fußballfest zum Abschied des alten Meisters:

Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren neuen Edel-Fan Joachim Löw fast wie in dessen besten Weltmeister-Zeiten begeistert und den jüngsten Corona-Schock lässig abgeschüttelt. Beim standesgemäßen 9:0 (4:0) in der WM-Qualifikation gegen den krassen Außenseiter Liechtenstein klatschte Löw seinem Nachfolger Hansi Flick und dessen spielfreudigen Stars immer wieder anerkennend Beifall. Die Sorgen nach dem positiven Fall Niklas Süle waren auf einmal wie weggeblasen.

Bärenstarke zwölf Minuten reichten der bestens aufgelegten deutschen Elf, um Flick mit dem sechsten Sieg einen neuen Startrekord zu schenken: Der neue Chef übertraf damit seinen früheren Boss Löw. Ilkay Gündogan (11., Foulelfmeter), ein Eigentor von Daniel Kaufmann (20.), Doppelpacker Leroy Sane (22.) und Marco Reus (23.) machten gegen zehn Liechtensteiner früh alles klar.

Der unglückliche Jens Hofer (10.) hatte nach überhartem Einsteigen gegen Leon Goretzka Rot gesehen. Sane (49.), Thomas Müller (76./86,) und Ridle Baku (80./89.) schraubten das Ergebnis für den nie nachlassenden viermaligen Weltmeister zum höchsten Sieg seit 15 Jahren. Zudem scheiterten Gündogan (18.) und der eingewechselte Debütant Lukas Nmecha (56.) an Latte und Pfosten.

Zum Abschluss der Quali-Runde trifft die DFB-Elf, die das WM-Ticket schon im Oktober gelöst hatte, am Sonntag in Jerewan auf Armenien. Abwehrchef Antonio Rüdiger wird dann gelbgesperrt fehlen.

Die souveräne Schiedsrichterin Ivana Martincic (Kroatien), die als erste Frau ein Länderspiel der deutschen Männer-Auswahl pfiff, musste früh eine folgenschwere Entscheidung treffen. Als Hofer im Strafraum mit gestrecktem Bein Goretzka und voller Wucht am Hals traf, gab es keine andere Wahl als Rot und Strafstoß. Der Münchner blieb zunächst mit sichtbaren Striemen auf der Haut benommen liegen und wurde kurz darauf vom erschrockenen Hofer vom Platz geleitet; er konnte weiterspielen.

Mit dem einzigen Sechser Goretzka und einem ungewohnten 4-1-4-1 hatte die DFB-Auswahl leichtes Spiel mit der Nummer 190 der Weltrangliste - ganz anders als bei Flicks Debüt (2:0) im Hinspiel. Nach Gündogans sicher verwandeltem Elfmeter vergaben Reus und der Wolfsburger Baku gute Chancen, danach war fast jeder Schuss ein Treffer.

Löw sah es zufrieden lächelnd von der Tribüne aus - wie ein normaler Fan, der er künftig sein will. In einer kleinen, aber feinen Zeremonie war er vor Spielbeginn auch von einigen Rio-Weltmeistern um Lukas Podolski gebührend verabschiedet worden. Die 25.984 Fans in der ausverkauften Volkswagen Arena feierten ihn mit "Jogi"-Rufen. Bei RTL stellte er ein Comeback in Aussicht: Er habe Abstand gewonnen, "die Lust und die Motivation kommt allmählich zurück".

Das strahlte auch die deutsche Elf aus. Der Corona-Wirbel der vergangenen Tage, die insgesamt acht kurzfristigen Ausfälle - das waren keine Hemmnisse. Dabei hatte Flick bei der Aufstellung durchaus überrascht: Nicht Nmecha, in Wolfsburg Mann der Stunde, sondern Reus vertrat den verletzten Timo Werner im Sturmzentrum. Auch die Rückkehrer Baku und Christian Günter ließ er ran.

Süle wurde im Abwehrzentrum von Thilo Kehrer vertreten. Doch die DFB-Defensive um Kapitän Manuel Neuer war überhaupt nicht gefordert. Es ging nur nach vorne, nach der Pause auch mit Joker Nmecha. "Seine" Fans feierten ihn und seine Kollegen mit La Ola.