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Preisverleihung beendet Filmfestival

Der französische Regisseur Quarxx erhält den Regiepreis für „Tous les dieux du ciel“. Die intensive Psychostudie überzeugte die Jury

Nach fünf Festivaltagen ging das 18. Filmfestival Münster am vergangenen Sonntagabend  mit der feierlichen Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger zu Ende. Trotz des außergewöhnlich sonnig-warmen Wetters für diese Jahreszeit fanden wieder viele Filmfans den Weg in die 45 Vorstellungen mit rund achtzig Kurz- und Langfilmen, nahmen an den ausgiebigen Filmgesprächen und Diskussionen teil und stimmten beim Publikumspreis mit ab.  

„Die Ausrichtung der Wettbewerbe und weiteren Sektionen auf die europäische Filmkunst erwies sich als richtige Entscheidung. Insbesondere im Kurzfilmwettbewerb brachte die Erweiterung auf ganz Europa eine neue Vielfalt an innovativen Stimmen und Perspektiven“, so die Festivalleiter Carsten Happe und Risna Olthuis.  

Auch im zweiten Jahr der Rückkehr ins Schloßtheater hat sich erwiesen, dass die Atmosphäre des traditionellen Filmtheaters hervorragend zum Festival passt. Rund 70 Filmschaffende und Jurymitglieder fühlten sich beim Festival sichtlich gut aufgehoben und kamen ungezwungen mit dem Publikum ins Gespräch.  

Der Preis für die Beste Regie im Europäischen Spielfilmwettbewerb, dotiert mit 5.000 Euro, ging an den französischen Regisseur Quarxx für sein Spielfilmdebüt „Tous les dieux du ciel“ (All the Gods in the Sky). Quarxx feierte bereits mit seinen Kurzfilmen große Erfolge bei renommierten internationalen Festivals wie Sundance und Clermont-Ferrand.  

Dem französischen Regisseur und Drehbuchautor Quarxx gelingt mit seinem Debütfilm „Tous les dieux du ciel“ ein äußerst kompromissloser Film über Schuld und Sühne, der sich nicht mit Bagatellen aufhält und mit aller Dramatik und Härte erzählt wird.  

Es ist die Geschichte des Geschwisterpaares Simon und Estelle, die durch einen Unfall bei einem gefährlichen Kinderspiel ihr weiteres Leben in der Einsamkeit der französischen Provinz miteinander verbringen müssen. Der Regisseur nimmt die einen mit auf die Reise in die wirre Innenwelt des Bruders, der seine schwer entstellte und behinderte Schwester seit fast 30 Jahren pflegen muss.  

„Ein mutiger Film für das Kino, für die Leinwand und hoffentlich auch für ein großes Publikum“, so urteilt die Jury, bestehend aus dem Schauspieler Götz Otto, dem niederländischen Filmkurator Johan Bunt und dem Kölner Produzenten Herbert Schwering.  

Im Kurzfilmwettbewerb mit Beiträgen aus 14 europäischen Ländern wurden Preise mit einer Gesamtdotierung von 4.000 Euro vergeben. Der Große Preis der Filmwerkstatt, dotiert mit 3.000 Euro, geht an „Aquarium“, das Kurzfilmdebüt des italienischen Regisseurs Lorenzo Puntoni.

In seinen 15 Minuten taucht er das Unterwasserparadies eines Freizeitbads in blutigen Schrecken und wechselt kunstvoll von einem Genre zum nächsten. "Immer wieder ändert sich der Ton ohne Vorwarnung, aber mit großem Effekt. Alle Aspekte des Filmemachens sind auf den Punkt, scharf, wunderschön ausgeführt und vermeiden das Offensichtliche, dennoch stellt nicht einer den anderen in den Schatten", so die Jury in ihrer Laudatio. 

Eine lobende Erwähnung geht an die junge Schauspielerin Linde van der Storm im niederländischen Kurzfilm "Till the End of the World" von Florence Bouvy. "Sie hebt den Film auf ein unerwartet emotional komplexes Level und zeigt ihre Verletzlichkeit ebenso wie ihre Stärke mit einer Reife, ohne die die Produktion gescheitert wäre."

Mit dem Publikumspreis im Kurzfilmwettbewerb, gestiftet von den Münsterschen Filmtheater-Betrieben und dotiert mit 1.000 Euro, wurde der britische Beitrag „November 1st“ von Charlie Manton ausgezeichnet. Das intensive Mutter-Tochter-Drama besticht insbesondere durch die Performances seiner Hauptdarstellerinnen Lindsay Duncan und Sophia Myles.  

Das 19. Filmfestival Münster wird im Herbst 2021 stattfinden.

www.filmfestival-muenster.de 

Fotos: Filmfestival Münster