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Jawoll! RTL zeigt das Dschungelcamp

Ein Kommentar

In Australien brennt es. Eine halbe Milliarde Tiere haben bereits ihr Leben verloren. Manche behaupten, dass Koalas funktional ausgestorben seien, weil sie keine Zukunft mehr auf dem Kontinent haben. Bilder von verbrannten, verkohlten Tieren, die an Zäunen scheitern, gehen um die Welt. Wie es den australischen Ureinwohnern ergeht, erfahren wir nicht. 

Natürlich ist daran der menschengemachte Klimawandel schuld und damit im Kern die westlichen Imperialmächte, weil sich hier Machtstrukturen offenbaren, die Jahrhunderte zurückgehen. Mit verbrannten Tieren haben wir Mitleid, mit der Massentierhaltung um die Ecke nicht. Unser Fleischkonsum ist aber zweifelsohne einer der Faktoren, der das CO2 so in unsere Atmosphäre ausstößt. Tiere brauchen Platz, ihr Futter braucht Platz, Platz ist nicht da, also werden Wälder gerodet. Dass Kühe beim Furzen Methan freigeben ist noch eher amüsant im Vergleich zu der Natur, die für sie ausgerottet wird. Hier leiden natürlich nicht wir, sondern die Kontinente Afrika und Südamerika. Und dort werden dann eben auch indigene Völker immer mehr ihres Lebensraumes beraubt. 

Der Westen befindet sich seit Jahren in einer kognitiven Dissonanz. Menschen in der Ferne werden strukturell ausgebeutet. Und doch will man sie hier nicht haben. Tiere in der Ferne werden betrauert. Hier sind sie einem egal. Die globale Erwärmung zerstört den Planeten, sie wird geleugnet. Diese Heuchelei ist Normalität. Es ist normal, dass sich Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn man sie auf ihre Privilegien hinweist. Privilegien, die sich nicht erarbeitet wurden. Privilegien, die nicht von einer Herrenrasse stammen. Diese Privilegien stammen vom Kapitalismus. Hat er das durchschnittliche Einkommen der Weltbevölkerung angehoben? Ja, aber zu welchem Preis. 

Sie und ich haben daran wenig schuld, nehmen Sie sich nicht zu wichtig. Es sind die Unternehmen, die Konzerne. Zehn Milliardäre, die man immer wieder zynisch als "Philantropen" bezeichnet, à la  Bill Gates, könnten mit ihrem angehäuften Vermögen den Klimawandel aufhalten. 


Der Kapitalismus hat eine Ungleichheit auf der Welt geschaffen, wie sie noch nie dagewesen war. Jene, die sich ihm widersetzen, wie Iran 1979, werden als Schurkenstaaten gebrandmarkt. Oh, Iran ist aber wirklich schlimm? Drei Worte: 1953, Mosaddegh, Öl. Jihadismus? Stammt aus der britischen Kolonialzeit in Indien, als eine Gegenbewegung zum Kapitalismus und Kommunismus. Die gleichen Intellektuellen, die nach dem Fall der Berliner Mauer von einem "Ende der Geschichte" sprachen, sehen heute eine linke Identitätspolitik als Hauptursache für Phänomene wie Trump oder Brexit. Man habe den Anschluss an den "kleinen Mann" verloren und sich zu sehr um Minderheiten gekümmert. Migrant*innen selber sind schuld am Rechtsruck? Eine Toilette für alle Geschlechter schuld, dass Sachsen die AfD wählt? 

Das alles geht RTL vierspurig an der geplanten Veloroute von Telgte nach Münster vorbei. Dabei hatte der Sender, der Arbeitslose, Landwirt*innen und Migrant*innen darstellt wie Menschen zweiter Klasse, kürzlich noch mit der Themenwoche „Packen wir's an“ gegen Plastik und für Umweltschutz geworben. Jenke von Wilmsdorff war dabei sogar in die Länder gereist, die unseren Plastikmüll aufnehmen. Recycling ist ein Mythos. Der Philosoph Slavoj Žižek sieht im Recycling eine Bürde von oben, die uns belanglose Menschen kontrolliert, ob wir denn auch unsere Cola-Dosen richtig entsorgen, während die großen Unternehmen den Planten verschmutzen. Gefängnisinsassen in den USA müssen nun einmal die Woche vegan essen. Eine Serie auf Netflix binge-zu-watchen würde so schlecht für das Klima sein, wie vier Meilen Auto fahren. Das ist alles nur um Stimmung zu machen. Es trifft immer die Falschen. 

Nun zeigt RTL aber wieder sein wahres Gesicht, das Dschungelcamp. Von vielen Deutschen nur "ironisch" geschaut, damit man sich nicht schämen muss. Sagen wir es so: Heute erreichte mich eine Kettennachricht via Whatsapp ich solle doch heute Abend drei Minuten für Regen in Australien beten. Ich habe mich dazu entschlossen, lieber auf Probleme in der Welt aufmerksam zu machen und werde stattdessen für etwas anderes beten - natürlich rein satirisch.

Mögen sie alle an einem verkohlten Känguruhoden ersticken! 


Foto: pixabay