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Tinnitus-Diskurs am Tinnitus-Tag

Am deutschen Tinnitus-Tag beraten sich 500 Teilnehmende und Gesundheitsexperten über Ursachen und Therapiemöglichkeiten.

Der Deutsche Tinnitus-Tag wird jährlich von der Bundesinnung der Hörakustiker KdöR (biha) durchgeführt, um interdisziplinär Experten aus verschiedenen Bereichen eine Plattform zu bieten, sich gegenseitig zu informieren und auszutauschen. Tinnitus-Patienten suchen erfahrungsgemäß verschiedene Spezialisten auf, von denen sie sich eine Linderung ihres Leidens erhoffen. Der Tinnitus-Tag dient mit seinem interdisziplinären Ansatz dazu, Hörakustiker, Ärzte, Audiotherapeuten und Selbsthilfegruppen zusammenzubringen, um so letztlich die Versorgung von Tinnitus Betroffenen zu verbessern. Pandemiebedingt wurde die Veranstaltung dieses Jahr als Online-Event durchgeführt. Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten sie per Livestream. 

biha-Vizepräsident Hans-Jürgen Bührer eröffnete den 8. Deutschen Tinnitus-Tag und erklärte: "Nachdem wir uns im vergangenen Jahr mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Begleiterkrankungen von Tinnitus beschäftigt haben, befassen wir uns in diesem Jahr mit der Tinnitus-Behandlung - also der Tinnitus-Versorgung im Fachgeschäft, der Tinnitus-Therapie in der Reha-Klinik, den psychologischen Therapie-Ansätzen und den Selbsthilfemöglichkeiten durch die Betroffenen selbst." 

Prof. Dr. med. Birgit Mazurek, Direktorin des Tinnituszentrums der Charité Universitätsmedizin Berlin und Vorstandvorsitzende der Deutschen Stiftung Tinnitus & Hören Charité, referierte über Tinnitus-Ursachen und ihre Behandlung. Dabei stellte sie die neuste Forschung über die Ursachen von Tinnitus vor und zeigte anschaulich, was für weitere gesundheitliche Folgen Tinnitus für Betroffene mit sich bringt. So leiden von Tinnitus Betroffene zum Beispiel häufig an depressiven Stimmungen, schlechtem Schlaf und Aufmerksamkeitsstörungen. "Wenn ein schwerhöriger Patient einen Tinnitus hat, sollte eine Hörsystemversorgung erfolgen", sagte Prof. Dr. med. Birgit Mazurek. Dies führe meist zu einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und gleichzeitig einer Senkung des Leidensdrucks. 

Tanja di Mauro, Hörakustikmeisterin, Audiotherapeutin und Geschäftsführerin HörSinn Hörgeräte und Mehr GmbH (Frankfurt), berichtete über die Möglichkeiten, die es in der Tinnitus-Versorgung durch Hörakustiker gibt. Dabei verdeutlichte sie, welche wichtige Rolle Hörakustiker für Tinnitus-Betroffene spielen. Sie versorgen diese nicht nur, hören zu und bauen Vertrauen auf, sondern arbeiten bei Bedarf auch mit Psychologen, Reha-Kliniken und verschiedenen Ärzten zusammen. Die Hörakustiker nehmen damit eine zentrale Rolle in der Behandlung von Tinnitus-Betroffenen ein. 

Über die Tinnitus-Therapie, zum Beispiel mittels Klangschalen in der Reha-Klinik, sprach Oliver Hupka, stv. Leiter und Audiotherapeut in der Abteilung für Hörstörungen, Tinnitus, Schwindel und Cochlea-Implantate der MEDIAN Kaiserberg-Klinik (Bad Nauheim) und Vizepräsident der Deutschen Cochlea Implant Gesellschaft (DCIG). 

Prof. Dr. Gerhard Goebel, ehemaliger Chefarzt der Schön Klinik Roseneck (Prien) und stv. Vorsitzender der Selbsthilfe-Organisation Deutsche Tinnitus-Liga e.V. (DTL), zeigte die Möglichkeiten der Selbsthilfe bei Tinnitus auf. Wichtig sei es festzustellen, dass Selbsthilfegruppen nicht von professionellen Experten geleitet werden, sondern von Betroffenen. Das Ziel einer Selbsthilfegruppe sei demnach auch nicht, den Tinnitus zu beseitigen, sondern dabei zu unterstützen, damit im Alltag zurechtzukommen. 

Hintergrund zu Tinnitus

In Deutschland kommt es bei zehn Millionen Erwachsenen jährlich zu Tinnitus. Bei etwa 2,7 Millionen besteht ein chronisches Ohrgeräusch mit einer Jahresinzidenzrate von 0,33 Prozent, das heißt, jährlich kommt es bei etwa einer viertel Million Personen zu chronischem Tinnitus. 35 Prozent dieser Personen hören ihr chronisches Ohrgeräusch nur bei Stille, bei 44 Prozent lässt sich der Tinnitus durch alltägliche Umgebungsgeräusche überdecken und bei 17 Prozent ist der Tinnitus selbst bei großem Lärm wahrnehmbar. Nach einer sechsstufigen Schweregradeinteilung leiden in Deutschland etwa 1,5 Millionen Bürger mittelgradig bis unerträglich unter Tinnitus - man spricht hier von einem "dekompensierten" Tinnitus. Dies entspricht etwa 1,1 Prozent der Bevölkerung. Die ca. 15.000 Hörakustiker in über 7.000 Hörakustiker-Betrieben versorgen bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland mit modernsten Hörsystemen, beraten zu Tinnitus, Gehörschutz und allen Themen rund ums Hören.

© biha 

Bild: pixabay