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Muss das jetzt sein?!

Hey Joe, während in Deutschland ein Sack Reis umfällt, kämpft man in China für die Demokratie

In der ehemaligen Hauptstadt, Bonn, laufen die Wasser immer noch flussabwärts, während die Gelder aus London in aller Herren Länder fließen, um etwa 600.000 Kunden des ältesten Reiseunternehmens der Welt wieder in die jeweilige Heimat zurück zu bringen. 900.000.000 britische Pfund sollen die Löcher im Haushalt des Mutterkonzerns von Condor nicht haben stopfen können - und ich dachte, ich sei pleite.


Manche haben sich vielleicht gewünscht, dass Merkel und AKK gestern in zwei unterschiedliche Maschinen von Thomas Cook gestiegen wären, als man sich auf den Weg in die USA machte. Nach dem Klimagipfel, der mehr einer Sandburg entsprach, gibt es wohl nur wenige, die unsere beiden Ladys mit einem freudigen Lächeln empfangen werden. Vielleicht bleibt man auch deshalb in Berlin so wortkarg, wenn es um die Rückführung der 150.000 Deutschen Urlauber geht, die im Namen des ehemaligen Weltentdeckers, aktuell die Welt bereisen.


Aber eigentlich hat man den Bürgern, die vor nicht mal 150 Jahren erst zu Deutschen wurden, ja auch schon genug versprochen, immerhin wird die Mehrwertsteuer der Bahn auf sieben Prozent gesenkt, was einem Preisnachlass von zehn Prozent beim Endverbraucher entspricht, denn, 19 minus 10 ist 10, das weiß doch jeder. Nach dieser Rechnung macht auch eine Bahnzuverlässigkeit von 95 Prozent Sinn.


Das nennt man in Fachkreisen „fünf gerade sein lassen“ und in den USA „a typical little less“. „Mal gucken, ob der ukrainische Ministerpräsident 'ne Idee hat, wie ich das Geld aus dem Biden (Joe) vielleicht raus quetschen kann“, war wohl der Gedanke von Trump in Anbetracht der 75 Milliarden Dollar Nothilfe, die die Fed dem amerikanischen Finanzmarkt zur Verfügung stellt. Oder er hat sich über das Eigentor der Dortmunder im Spiel gegen Frankfurt auskotzen wollen oder beides.


All das wird Sigmund Jähn, den ersten Deutschen Raumfahrer nicht mehr stören. Denn statt von oben, wird der 82-Jährige von nun an die Welt von unten betrachten; ist vielleicht auch viel interessanter, wenn man in 124 Umdrehungen um die Welt schon alles gesehen hat, oder seit einiger Zeit vielleicht gar nicht mehr sehen will.


Außer, möglicherweise den 90-jährig verstorbenen Lyriker Günter Kunert, dem er vielleicht am Ufer des Styx begegnet, dem Fluss, der die Lebenden von den Toten trennt. Wohl das einzige, zu dem die Griechen von der EU nicht zum Verkauf genötigt werden können.


So, jetzt noch schnell eingeschoben, dass Vettel nach knapp 400 Tagen mal wieder ein Formel 1 Rennen gewonnen hat. Übrigens in Singapur, gar nicht so weit weg von der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong, wo man für mehr Demokratie eintritt und die Regierung aus Peking immer öfter mit Springerstiefeln zurück treten lässt.


Wenn man 1939 derlei Nachrichten auf einem Diwan ruhend dem kurz danach verstorbenen Sigmund Freud erzählt hätte, hätte der möglicherweise bei vielen Akteuren einen Penisneid oder Ödipuskomplex attestiert. Oder er hätte, beinahe so lapidar wie bei Bekanntwerden der Diagnose Wangenkrebs gesäuselt: Muss das jetzt sein?!


Foto: U. Münstermann