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Strafzinsen werden häufiger

Fast 400 Banken und Sparkassen verlangen mittlerweile Strafzinsen.

Die Zahl der Banken in Deutschland, die von ihren Kundinnen und Kunden Strafzinsen verlangen, ist weiter gewachsen. Ende September wiesen 392 Kreditinstitute Negativzinsen für ihre Privatkundschaft aus, wie das Vergleichsportal Verivox am Donnerstag mitteilte. Das seien 214 mehr als zu Jahresbeginn; allein in den vergangenen drei Monaten stieg die Zahl demnach um 43 Banken und Sparkassen.  

Außerdem verschärfen immer mehr Geldhäuser ihre bestehenden Negativzins-Regelungen, indem sie den Zins noch tiefer ins Minus drücken oder Freibeträge reduzieren, so dass Negativzinsen schon bei geringeren Guthaben fällig werden, wie Verivox weiter erklärte. Das Portal wertete die im Internet ausgewiesenen Konditionen von rund 1300 Banken aus. 

Die Grenze von 100.000 Euro oder mehr auf dem Konto sei "gefallen", erklärte Verivox: Inzwischen berechnen laut der Auswertung mindestens 135 Banken schon ab einem Gesamtguthaben von 50.000 Euro oder weniger Negativzinsen. In einigen Fällen würden schon ab 5000 oder 10.000 Euro auf dem Konto Negativzinsen fällig. 

Die meisten Institute berechnen laut Verivox ein Verwahrentgelt von 0,5 Prozent. So hoch ist auch der Strafzins, den Banken selbst auf einen Teil ihrer überschüssigen Einlagen bezahlen, die sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. 13 Banken gingen mit ihren Negativzinsen darüber hinaus und belasteten das Guthaben ihrer Kunden mit 0,55 bis 1,0 Prozent Strafzinsen, wie die Auswertung ergab. 

Nicht immer werden demnach Negativzinsen als solche ausgewiesen: Insgesamt 21 Banken und Sparkassen berechnen laut Verivox eine Gebühr für das üblicherweise kostenfrei geführte Tagesgeldkonto. "Aus Kundenperspektive entstehen so faktisch Negativzinsen", erläuterte das Portal. Das Geld auf dem Konto werde weniger, auch wenn die Bank als Zinssatz 0,00 oder 0,01 Prozent ausweise. Elf dieser 21 Banken verlangten zusätzlich auch nominell Negativzinsen.

"Wir sehen nach wie vor eine große Dynamik bei Negativzinsen, doch während im ersten Halbjahr nahezu täglich neue Banken Verwahrentgelte einführten, hat sich diese Entwicklung momentan etwas verlangsamt", erklärte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Ein Ende des Negativzins-Trends sei aber nicht in Sicht.

Verivox kritisierte, dass längst nicht alle Banken Negativzinsen "transparent und frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Es gebe also eine "Dunkelziffer". Tatsächlich dürften "deutlich mehr" als 392 Banken Negativzinsen berechnen.  

ilo/cne