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Kinder alleine in der Ferne

Über 82 Millionen Menschen waren Ende 2020 auf der Flucht. Rund 42 Prozent der Vertriebenen sind Mädchen und Jungen unter 18 Jahren.

München - (ots) -  Besonders unbegleitete Minderjährige sind dabei Gefahren wie Missbrauch und Menschenhandel ausgesetzt und brauchen Unterstützung und Schutz.

Zu diesen Kindern, die sich alleine auf die Flucht begeben mussten, gehörte vor vier Jahren auch der damals siebenjährige Baruti. Er versuchte, im Kofferraum eines Schmugglers von Somalia nach Botswana zu gelangen, um dort seine Eltern wiederzufinden, die ein halbes Jahr zuvor dorthin geflüchtet waren, um ein neues Leben zu beginnen, und ihm Geld geschickt hatten für die riskante Fahrt. Doch die Grenzkontrolleure entdeckten den kleinen Jungen und brachten ihn in das SOS-Kinderdorf in der Nähe. Bis heute lebt Baruti dort - traurig, dass er seine Eltern noch nicht wiedergetroffen hat, aber glücklich, dass er behütet und geschützt aufwachsen kann.

Eine ähnliche Erfahrung machte Carola Niemann: Ebenfalls als Siebenjährige begab sie sich auf eine Reise ins Ungewisse aus ihrem Geburtsland Liberia nach Deutschland: "Mein Vater ist Deutscher. Meine Mutter kommt aus Liberia. Mein Vater hatte damals immer die Sorge, dass dort ein Bürgerkrieg ausbrechen könnte. Außerdem war es sein Wunsch, dass seine Kinder eine deutsche Schule besuchen. Deshalb hat er mich alleine nach Deutschland geschickt."

Niemanns großer Vorteil: Ihre deutschen Großeltern lebten in Darmstadt. Ihr Nachteil: Sie sprach kein Deutsch. "Deswegen steckte meine Oma mich in ein Kinderheim im Allgäu. Sehr ländlich, eigentlich idyllisch. Aber für ein siebenjähriges, dunkelhäutiges Mädchen war das damals beängstigend." Doch der Plan, dass Carola Niemann eingebunden in eine Kindergemeinschaft schnell die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen würde, ging auf. Dennoch "war es schwer, nachzuvollziehen, was mit mir geschah, aber ich habe es so hingenommen. Man muss bedenken: Es war in den Siebzigern. Da gab es generell nicht viele Schwarze in Deutschland. Ich wurde angestarrt, ich war der Paradiesvogel im Dorf," berichtet Niemann.

Dank ihrer positiven Lebenseinstellung, Abenteuerlust sowie der Anpassungsfähigkeit, die kleine Kinder häufig haben, gelang es der heutigen Chefredakteurin des "the Curvy Magazin", ihren Weg in Deutschland erfolgreich und glücklich zu meistern.


SOS-Kinderdörfer weltweit

Foto: Carola Niemann, Chefredakteurin des "the Curvy Magazin" zu den SOS-Kinderdörfern

Bildunterschrift: Die Chefredakteurin und Gründerin des "the Curvy Magazin", Carola Niemann, stammt aus Liberia und machte als Siebenjährige eine Reise ins Ungewisse.

Bildrechte: SOS-Kinderdörfer weltweit

Fotograf: Martina Klein