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Steinmeier: Verbrechen in Namibia werden zu lange anerkannt

Steinmeier: Anerkennung deutscher Verbrechen im heutigen Namibia dauerte zu lange.

Deutschland hat seine Kolonialverbrechen im heutigen Namibia nach Einschätzung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier deutlich zu spät anerkannt. "Frauen, Männer, Kinder wurden erschossen, in die Wüste getrieben, starben elend an Hunger und Durst", schilderte Steinmeier die Vergehen der deutschen Armee im damaligen Deutsch-Südwestafrika am Mittwoch bei einem Festakt zu den Ausstellungseröffnungen im Ethnologischen Museum und im Museum für Asiatische Kunst in Berlin.

"Dieses Verbrechen von deutscher Seite überhaupt anzuerkennen, hat lange, viel zu lange gedauert: ein ganzes Jahrhundert", fügte der Bundespräsident laut Redemanuskript hinzu. Immer noch wirkten die Verbrechen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen zehntausende Menschen der Volksgruppen Herero und Nama fort. "Bis heute prägt das Leid die Nachfahren der Opfer, bis heute leben viele von ihnen in bitterer Armut", hob Steinmeier hervor.

Steinmeier verurteilte die Taten der Deutschen als "Völkermord". Um dies endlich anzuerkennen, hätten vor "wenigen Jahren" Verhandlungen der Bundesregierung mit der namibischen Regierung und den Nachfahren der Herero und Nama begonnen. "Ich hoffe sehr, dass diese Verhandlungen bald zu einem einvernehmlichen Abschluss kommen", fügte der Bundespräsident hinzu.

Ende Mai war bekannt geworden, dass Deutschland die Verbrechen deutscher Kolonialtruppen an Herero und Nama offiziell als Völkermord anerkennen und die Nachkommen der Opfer um Entschuldigung bitten wird. In dem Versöhnungsabkommen vorgesehen sind außerdem deutsche Wiederaufbauhilfen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro. Das Geld soll vor allem in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama eingesetzt werden. Der Einigung zwischen Berlin und Windhoek waren mehr als fünfjährige Verhandlungen vorausgegangen.

Von einigen Vertretern der Herero und Nama wird die Vereinbarung jedoch als unzureichend kritisiert. Unter anderem beanstanden sie, dass Deutschland den Nachfahren der Opfer keine direkte Entschädigung zahlt.

Das Abkommen muss vom namibischen Parlament noch ratifiziert werden. Die Beratungen darüber wurden am Dienstag vertagt, nachdem mehrere hundert Menschen vor dem Parlament in Windhoek gegen die Vereinbarung protestiert hatten. "Sagt Nein zum falschen Abkommen zum Genozid" oder "eine angemessene Entschädigung jetzt" hieß es auf Plakaten der Demonstranten, bei denen es sich überwiegend um Mitglieder der Opposition handelte.

Der namibische Verteidigungsminister Frans Kapofi hatte vor dem Parlament gesagt, "eine Verbesserung der Bedingungen der Reparation, insbesondere hinsichtlich der Menge" liege nicht außerhalb des Möglichen. Das Versöhnungsabkommen könne aber "in gewisser Hinsicht" als "gelungen" bezeichnet werden, da es bedeute, dass Deutschland die Verantwortung für den Völkermord "akzeptiert".

yb/bfi