Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

GDL prüft DB-Angebot weiter

Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) prüft weiterhin das von der Deutschen Bahn (DB) vorgelegte neue Angebot.

Mit einer Entscheidung sei am Montag noch nicht zu rechnen, die GDL werde "zu gegebener Zeit über die weiteren Schritte informieren", sagte eine Sprecherin in Frankfurt am Main. Die Bahn zeigte sich zurückhaltend: "Wir warten ab, wie sich die GDL verhält", hieß es aus Unternehmenskreisen.

Die GDL hatte vergangene Woche angekündigt, sie wolle am Montag mit der Vorbereitung weiterer Arbeitskampfmaßnahmen beginnen, sollte die Bahn kein "verhandelbares Angebot" vorlegen. Am vergangenen Samstag wandte sich die DB dann mit einem neuen Angebot an die Lokführergewerkschaft. Der Konzern will eine vierte Streikwelle abwenden und die Rückkehr der GDL an den Verhandlungstisch erreichen.

In der aktuell vorliegenden Offerte bietet die Bahn neben einer Lohnerhöhung von 3,2 Prozent und einer Corona-Prämie für 2021 eine "zusätzliche Entgeltkomponente", ohne diese näher zu benennen. Der Konzern ist zudem bereit, den Anwendungsbereich der GDL-Tarifregelungen in den heutigen GDL-Mehrheitsbetrieben zu überprüfen. Außerdem sagte die DB zu, bis Ende 2020 erworbene Anwartschaften aus dem früheren Altersvorsorge-System uneingeschränkt zu erhalten. 

Die Bahn erwarte, "dass die Gewerkschaft umgehend in Verhandlungen eintritt", erklärte sie bei Vorlage des Angebots am Samstag. Ein Tarifabschluss mit der GDL sei "überfällig".

In dem Tarifstreit geht es neben den Lohn-Fragen aber auch um den Status der GDL in dem Unternehmen. Knackpunkt ist hier das Tarifeinheitsgesetz: Wenn in einem Betrieb mehrere Gewerkschaften für die gleichen Berufsgruppen Tarifverträge aushandeln, gilt nur der Tarifvertrag der Gewerkschaft, die in dem Betrieb die meisten Mitglieder hat. Die GDL konkurriert dabei mit der deutlich größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Betroffen vom Tarifeinheitsgesetz sind bei der Bahn 71 der rund 300 Betriebe. In 55 davon gelten nur die Regelungen der EVG, in 16 Betrieben der Abschluss der GDL. Die GDL wirft der Bahn vor, die Mitgliedschaft in ihrer Gewerkschaft auf bestimmte Berufsgruppen begrenzen zu wollen - etwa auf Lokführer, Zugbegleiter oder Bordgastronomen. Damit verhindere sie, dass die GDL die Mehrheit im jeweiligen Betrieb tatsächlich auch erreichen könne. 

Die EVG hat nach eigenen Angaben 180.000 Mitglieder, bei der Deutschen Bahn liegt ihr Organisationsgrad zwischen 50 und 70 Prozent. Die GDL hat mehr als 38.000 Mitglieder. 

Die GDL hat in bislang drei Streikrunden den Güter- und den Personenverkehr der Bahn bestreikt. Der jüngste und bislang längste Arbeitskampf endete am Dienstagmorgen vergangener Woche und erstreckte sich erstmals auch über ein Wochenende.

fho/ilo