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Ex falso quodlibet

Die aus dem Lateinischen stammende Phrase: „Aus Widersprüchlichem folgt Beliebiges“, wurde zum Credo 2019.

Das vergangene Jahr war reich an Absurdem, Verwerflichem und Unfassbarem. Egal, ob es sich um den am 24. Januar auf offener Bühne hingerichteten Bürgermeister von Danzig Paweł Adamowicz handelt, Kapitänin Rakete auf Lampedusa oder die Wahl von Ursula von der Leyen als EU Kommissarin. 2019 war ein aufregendes Jahr, das mit Sicherheit in die Geschichte eingehen wird.

Österreichische Politik wurde auf Ibiza gemacht, die wichtigste Rede der Welt hielt eine 16-jährige Schwedin in New York und Boris Johnson wurde, wider Erwarten (zumindest für den Rest Europas) zum glücklichen Gewinner einer Parlamentswahl, die man so leicht nicht vergisst. Man mag das der Unfähigkeit oder Hilflosigkeit von Labourche<f Jeremy Corbyn zurechnen, oder dem Frust verärgerter Insulaner.

Fakt ist: Am 31. Januar 2020 wird die EU wohl nur noch aus 27 Staaten bestehen, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Wollen wir hoffen, dass es nur wirtschaftliche Konsequenzen haben wird.

Aber die Welt dreht sich weiter und 2019 hat, neben allen Horrorszenarien, auch einige positive Nachrichten zu vermelden, beispielsweise diese: Als im Mai das EU-Parlament gewählt wurde, war die Wahlbeteiligung höher als die letzten 20 Jahre (51 Prozent). Und in der Slovakei wurde eine Frau zur Präsidentin gewählt, die so liberal, so neu und so anders und modern ist, dass man gespannt sein kann, was da kommen wird: Zuzana Čaputová. Die 47-Jjährige, die mit ihrer Beteiligung an Demos gegen Umweltverschmutzung auf sich aufmerksam machte, hat Osteuropa aufgerüttelt und den Rest der EU aufhorchen lassen. Der New Yorker postuliert sogar, dass es der Hoffnungsschimmer einer ganzen Region sei – wollen wir es hoffen. Hoffnung aus einer Regionaus der man keine positiven Impulse erwartet hätte. Wir haben gedacht, wir bringen „denen“ Demokratie bei, dabei drehten sie den Spieß um und zeigen dem Rest der europäischen Union, wie vernünftiger Menschenverstand auch aussehen kann. Danke, liebe Nachbarn!

Ach ja, dem komische Kauz aus Australien, Julian Assange, wurde, nach sieben Jahren in London das Asylrecht entzogen. Ein Schelm, wer denkt, da wurde was gekungelt.


Und bei uns?

Merkel wurde von AKK als Parteivorsitzende beerbt, die SPD tat so, als würde sie wieder links, nachdem nervige und quälend lange und langweilige Wahlpropaganda endlich die neuen Partzeivorsitzenden Sakia Esken und Norbert Walter-Borjans hervor gebracht hat.


Aber neu? Aus, „wir verlassen die Koalition“ wurde über Nacht, „wir verhandeln neu“, „werden nicht alles aufgeben“ bis man heute denkt: Nicht ändert sich, obwohl der „sozialistische“ Parteivize und Vorsitzende der Jusos Kevin Kühnert so sehr die Backen aufblähte, beinahe wie der kleine Hävelmann: Puste lieber Mond puste. Pustekuchen für die Wähler. Der hat wohl doch zu lang an der Strippe des Kapitalismus gehangen, schade.


Und ich wünschte, man könnte jenes auch über den Überfall auf eine jüdische Gemeinde in Halle mit zwei Toten sagen oder über den Mord an Dr. Walter Lübke auf seiner Hausterrasse. Von Putin mit seinem Manöver mit Iran und China mal ganz abgesehen oder seiner offensive in der Ostsee mit mehr U-Booten (15) als es je gegeben hat.


Das Gute an 2019 war wohl, dass man nicht mehr weggucken kann. Selbst Seehofer bemüht sich mit seiner Zusage an Asylanten Frieden zu stiften. Allein gute Vorsätze bringen nichts, wenn der Rest nicht mitzieht und Frankreich die NATO hirntot erklärt, obwohl im Januar doch so viel Friede, Freude, Eierkuchen bei der erneuten Besiegelung der deutsch-französischen Freundschaft bekundet wurde.


Aber lassen wir 2019 2019 sein und konzentrieren wir uns auf die Zukunft:


Es liegt an uns, dass das Morgen ein Erfolg wird. Wir entscheiden, wer für uns entscheidet (gut, erst 2021 wahrscheinlich) und wir sind dafür verantwortlich, dass unsere „heile Welt“ nicht vor die Hunde geht. Ich bin kein „von der Leyen Fan“, aber 2050 die EU als ersten klimaneutralen Kontinent zu wissen, find` ich gut, auch wenn Brasilien und die USA darauf scheißen; einer muss ja beginnen.


Überlassen wir Entscheidungen nicht länger dem Schicksal. Höcke, Orban und LePen, um nur einige zu nennen, warten nur auf ihre Chance und auch sonst stehen die Rechten in ihren Startlöchern. Es liegt an uns, ob wir eine zweite Weimarer Republik erleben oder das Auferstehen der Vernunft wie Phönix aus der Asche erwarten können.


Es falso quodlibet – aus Widersprüchlichem folgt Willkürliches, negiert nicht, dass „Beliebiges“ nicht ausnahmsweise auch positiv für alle sein kann.

Wollen wir es hoffen: Guten Rutsch!


Foto/Bild: Pixabay