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Jeder wohnungslose Mensch ist einer zu viel.

Sozialminister legt Wohnungslosenstatistik 2020 vor.

Die Zahl der wohnungslosen Personen in Nordrhein-Westfalen ist im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Die Steigerung lag aber deutlich unter den Steigerungsraten der Jahre 2016 bis 2018. Einen wesentlichen Anteil an den Wohnungslosen machen junge Menschen aus. Das zeigt die Wohnungslosenstatistik 2020, die Sozialminister Karl-Josef Laumann am heutigen Tag, 25. August 2021, vorgestellt hat.

 
Danach hatten am Stichtag 30. Juni 2020 insgesamt 49.987 Menschen (plus 7,2 Prozent zum Vorjahr) in Nordrhein-Westfalen keine Wohnung. Das bedeutet, sie waren entweder in Obdachlosenunterkünften und ähnlichen Hilfseinrichtungen untergebracht oder hatten Kontakt zu Beratungsstellen der Wohnungshilfen. Im vorangegangenen Jahr 2019 wurden 46.610 Wohnungslose (plus 4,9 Prozent zum Vorjahr) erfasst. In den Jahren davor war die Zahl der Wohnungslosen deutlich stärker gewachsen – von 2017 auf 2018: 44.434 (plus 37,6 Prozent), von 2016 auf 2017: 32.286 (plus 28,9 Prozent), von 2015 auf 2016: 25 045 (plus 14,6 Prozent).
 
Nach der neuesten Wohnungslosenstatistik sind mehr als ein Fünftel der insgesamt erfassten Wohnungslosen (21,9 Prozent) Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre. Damit ist die Wohnungslosigkeit in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich gestiegen (plus 17,6 Prozent). Minister Laumann erklärt hierzu: „Gerade bei jungen Menschen besteht die Gefahr, dass sich die kritische Lebenssituation verfestigt und sich auch negativ auf den Bildungs- und Berufsweg auswirkt. Um dem zu begegnen, fördern wir aktuell im Rahmen der Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit „Endlich ein ZUHAUSE!“ mit 250.000 Euro jährlich Modellprojekte, die eine altersspezifische Beratung und Begleitung von wohnungslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sicherstellen. Die Pandemie hat deutlich gemacht, wie unerlässlich es ist, dass Menschen ein eigenes Dach über dem Kopf haben. Die eigene Wohnung ist ein wichtiger Schutzraum und Rückzugsort. Nicht zuletzt ist sie häufig auch die Voraussetzung, um sich eine eigene Existenz aufzubauen. Deswegen unternehmen wir auch weiterhin große Anstrengungen, um Wohnungslosigkeit zu bekämpfen. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen“.
 
Seit 2019 unterstützt das Sozialministerium mit der Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ mit jährlich drei Millionen Euro insbesondere die Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die statistisch am meisten von Wohnungslosigkeit betroffen sind. So sorgen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mit Immobilienfachleuten als sogenannte „Kümmerer“ dafür, dass wohnungslose Menschen wieder eine feste Bleibe bekommen. Durch frühzeitige Beratung helfen sie, den Verlust der eigenen vier Wände zu vermeiden. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft wurde eine Vereinbarung getroffen, die zusätzliche Wohnungen für wohnungslose Menschen schaffen soll.
 
„Die Kümmerer und die Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft entwickeln sich zu einem Erfolgsmodell“ so der Minister. „Durch die gute Kooperation mit der Wohnungswirtschaft konnten bereits rund 1.500 wohnungslose beziehungsweise obdachlose Menschen in eine Wohnung vermittelt werden. Für rund 1.200 Menschen wurde Wohnungsverlust verhindert. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass die „Kümmerer“ ab dem Jahr 2022 in ganz Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden. Durch dieses dann flächendeckende Angebot wird sich die schon jetzt erfolgreiche Arbeit in den nächsten Jahren zunehmend positiv messbar auf die Zahlen der Wohnungslosenstatistik auswirken“, führt Minister Laumann weiter aus.
 
Zudem wird im Rahmen der Landesinitiative die psychische Versorgungssituation optimiert, eine aufsuchende Drogenhilfe angeboten, und in der kälteren Jahreszeit werden Kältehilfen bereitgehalten. Die Landesregierung hat die Gesamtmittel zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit von einer Million Euro im Jahr 2017 auf 7,1 Millionen Euro im Jahr 2020 angehoben.
Der Anstieg der Wohnungslosigkeit von 2019 auf 2020 dürfte hauptsächlich mit der insgesamt angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt zu erklären sein. Einzelne Kommunen führen die Zunahme aber auch wie in den vorherigen Jahren darauf zurück, dass zusätzlich eine nicht unerhebliche Zahl anerkannter Asylbewerberinnen und ‑bewerber beziehungsweise Personen mit anerkanntem Flüchtlingsstatus eine Wohnung gesucht haben und untergebracht werden mussten. Ein weiterer Grund für den leichten Anstieg könnte auch darin liegen, dass die Betroffenen im vergangenen Jahr coronabedingt seltener bei Freunden und Bekannten unterkamen und in der Folge die Zahl derer stieg, die statistisch erfasst wurden.
 
Weitere Informationen zur Wohnungslosenstatistik 2020

Mehr als zwei Drittel der erfassten wohnungslosen Personen waren männlich (65,4 Prozent). Damit ist der Anteil der männlichen Wohnungslosen gegenüber dem Vorjahr erneut etwas gesunken (2019: 66,7 Prozent).Die Hälfte (49,9 Prozent) der erfassten erwachsenen wohnungslosen Personen hatte eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Damit lag der Anteil gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig höher (2019: 49,4 Prozent).Insgesamt 86,2 Prozent der von den Kommunen gemeldeten wohnungslosen Personen waren in Obdachlosenunterkünften oder sonstigen Unterkünften untergebracht, die übrigen 13,8 Prozent in Normalwohnungen. Damit ist der Anteil der in Obdachlosen- oder sonstigen Unterkünften untergebrachten Personen gegenüber dem Vorjahr gefallen (2019: 90,8 Prozent).Wohnungslosigkeit ist in den (Groß-)Städten stärker verbreitet. Zum einen ist in vielen (Groß-)Städten der Wohnungsmarkt sehr angespannt. Zum anderen dürfte dies aber auch damit zusammenhängen, dass in (Groß-)Städten ein größeres und vielseitigeres Angebot von Hilfseinrichtungen und Unterkunftsmöglichkeiten vorgehalten wird und Wohnungslosigkeit so besser erfasst wird. In den kreisfreien Städten wurden im Durchschnitt 33 Wohnungslose je 10.000 Einwohner gezählt und in den Kreisen 24 wohnungslose Personen je 10.000 Einwohner.


Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales