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Verlängerung der Evakuierungen "unwahrscheinlich"

London: eine Reihe von Verbündeten der USA pessimistisch

Vor dem Krisengipfel der G7 zu Afghanistan sind eine Reihe von Verbündeten der USA pessimistisch, dass der Einsatz zur Rettung zehntausender Menschen aus Kabul über August hinaus verlängert werden könnte. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Dienstag dem Sender Sky News, er halte eine Verlängerung der Evakuierungen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul über den 31. August hinaus für "unwahrscheinlich". 

"Nicht nur wegen der Äußerungen der Taliban, sondern auch wenn man sich die öffentlichen Erklärungen von (US-)Präsident Biden ansieht, halte ich es für unwahrscheinlich", sagte Wallace. Doch sei es "auf jeden Fall wert, dass wir alle es versuchen".

Die G7-Staaten kommen am Dienstag zu einem virtuellen Krisentreffen zusammen, um über die Lage in Afghanistan und die Evakuierungen zu beraten. Großbritannien will sich bei dem Treffen für eine Verlängerung der Evakuierungen einsetzen. 

Frankreich wird seine Evakuierungsflüge aus Kabul schon am Donnerstag beenden, falls die USA ihre Truppen wie geplant zum 31. August vollständig aus Afghanistan abziehen. Wenn die USA an ihrem Abzugsplan festhielten, "heißt das für uns, dass unser Einsatz Donnerstagabend endet", sagte Nicolas Roche, Bürochef des französischen Außenministers Jean-Yves Le Drian. "Also bleiben uns drei Tage", fügte er hinzu.

Auch der Bundeswehr ist klar, dass sie bei einem Abzug der USA nicht bis zum letzten Tag in Afghanistan bleiben kann. Sie setzte am Dienstag ihre Evakuierungsflüge fort und flog mit einer ersten Maschine mehr als 200 Menschen aus Kabul aus, wie sie auf Twitter mitteilte. Am Montag hatte sie mehr als 940 Menschen mit Hilfe der Luftbrücke zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent in Sicherheit gebracht. 

Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles warnte am Dienstag, wegen der "wirklich dramatischen" Lage vor Ort werde Spanien nicht alle afghanischen Ortskräfte in Sicherheit bringen können. "Die Taliban werden aggressiver, es fallen Schüsse, die Gewalt wird stärker, die Kontrollen werden schärfer", sagte Robles dem Radiosender Cadena Ser. "Wir werden so viele Leute wie möglich evakuieren, es wird Leute geben, die zurückbleiben aus Gründen, die nicht von uns abhängen, sondern von der Situation vor Ort."

Die Taliban haben mit "Konsequenzen" gedroht, sollten die USA ihre Truppen nicht wie vorgesehen bis zum 31. August komplett aus Afghanistan und damit auch vom Kabuler Flughafen abziehen. Die EU und Großbritannien halten eine Rettung aller Schutzbedürftigen aus Afghanistan bis Ende August angesichts der chaotischen Zustände am Flughafen für nicht machbar - und ohne die US-Militärpräsenz in Kabul müssten auch die anderen westlichen Staaten ihre Evakuierungen einstellen. US-Präsident Joe Biden hält bislang an einem US-Truppenabzug zum 31. August fest, hat aber die Möglichkeit einer Verlängerung offengelassen. 

ck/cp