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Britischer Außenminister unter Druck

Der britische Außenminister Dominic Raab hat sich gegen Kritik wegen eines unterbliebenen Telefonats mit seinem afghanischen Kollegen verteidigt, in dem es um Hilfe für afghanische Ortskräfte gehen sollte. Das fragliche Telefonat sei an einen Mitarbeiter delegiert worden, aber wegen des raschen Vormarschs der Taliban nicht zustande gekommen, erklärte Raab am Freitag.

Das Ministerium sollte in Kabul anrufen, um um Hilfe bei der Rettung von Afghanen zu bitten, die für die britischen Truppen als Übersetzer arbeiteten. Raab befand sich im Urlaub auf Kreta, als sein Büro Freitag vergangener Woche den Auftrag erhielt, das afghanische Außenministerium zu kontaktieren. Am Sonntag marschierten die Taliban in Kabul ein und übernahmen die Macht in Afghanistan.

Das Telefonat fand niemals statt, weshalb der Vorwurf laut wurde, die Regierung in London habe ihre Übersetzer in Afghanistan im Stich gelassen. "Während der Außenminister im Sonnenstuhl lag, sind die Taliban vorgerückt", sagte die für Außenpolitik zuständige Sprecherin der oppositionellen Labour Party, Lisa Nandy. "Der Außenminister sollte sich schämen und der Premierminister muss ernsthaft darlegen, warum er noch auf seinem Posten sitzt", erklärte sie.

Raab verteidigte sein Vorgehen und wies Medienberichte als "ungenau" zurück. Der Anruf sei an einen ranghohen Mitarbeiter delegiert worden, während er selbst sich um "Sicherheit und Leistungsfähigkeit" am Flughafen Kabul gekümmert habe. Damit sei er dem Rat der Experten für Krisenreaktion gefolgt.

Der afghanische Außenminister Haneef Atmar habe eingewilligt, den Anruf entgegenzunehmen, habe dies aber "wegen der sich schnell verschlechternden Lage" nicht tun können, erklärte Raab. "Die ganze Regierung hat die ganze Woche lang unermüdlich gearbeitet, um so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan herauszuholen", fügte er hinzu. 

Die Entscheidung, sich zunächst um die Sicherheit am Flughafen zu kümmern, sei "richtig gewesen". Im Ergebnis seien am Montagmorgen 204 britische Staatsbürger und Familienangehörige, afghanische Mitarbeiter und Bürger anderer Länder ausflogen worden. Seitdem wurden demnach insgesamt 1635 Menschen ausgeflogen. 

Der Regierung in London wird vorgeworfen, sich nicht genug für ihre Übersetzer in Afghanistan einzusetzen. Am 4. August teilte sie mit, sie wolle "so bald wie möglich" die Familien von 500 Mitarbeitern der britischen Truppen umsiedeln, insgesamt rund 2500 Menschen. Seit Mai waren bereits 1400 afghanische Mitarbeiter und Angehörige ausgeflogen worden.

Am Dienstag verkündete London einen Plan zur Evakuierung von zunächst 5000 gefährdeten Afghanen binnen eines Jahres. Langfristig sollen demnach 20.000 Menschen ausgeflogen werden.

ck/pe