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Bundeswehr-General befürchtet weitere Eskalation

Der Leiter der Bundeswehr-Evakuierungsmission am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul hat vor einer weiteren Eskalation der instabilen Lage dort gewarnt.

"Ich befürchte, dass sich das Ganze noch zuspitzen wird", sagte Brigadegeneral Jens Arlt am Donnerstag in einem Telefon-Briefing für Journalisten in Berlin. Die Lage am Flughafen sei derzeit "dramatisch". Es gebe vor dem Airport einen Ansturm verzweifelter Menschen, die das Land verlassen wollen.

"Wir sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und der Staatsbürger anderer Nationen", sagte der General. "Die Personen, die nach innen wollen, haben das Gefühl, dass die Zeit ihnen davonläuft." Unter den Ausreisewilligen spielten sich "dramatische Szenen" ab. Arlt berichtete davon, dass im Umfeld des Flughafens regelmäßig Schüsse von afghanischen Kräften abgegeben würden. 

Für die Bundeswehrkräfte bestünden große Schwierigkeiten, die Ausreisenden zu identifizieren und sicher zum Flughafen zu bringen, sagte Arlt. Zum einen sei es für viele Ausreisewillige schwierig, überhaupt zum Flughafen zu kommen, weil sie von Taliban-Kontrollpunkten aufgehalten würden. Zum anderen sei das Chaos auf dem Flughafengelände dermaßen groß, dass selbst diejenigen die es bis dorthin geschafft haben, oft nicht bis zum Abflug-Gate gelangten.

Die Bundeswehrkräfte wagten sich deshalb auf das Gelände vor dem Flughafengebäude vor, um dort die Menschen zu finden, sie ausgeflogen werden sollten. Es werde versucht, "wie die Nadel im Heuhaufen jemanden herauszupicken", sagte Arlt. Diese Menschen müssten "dann in den inneren Bereich des Flughafens gebracht werden, das ist die große Herausforderung".

Größere Menschengruppen könnten auf diese Art und Weise aber nicht zum Gate gebracht werden: "Das führt sofort zu einem riesigen Auflauf, und die Menschenmassen drücken sofort rein", sagte der Brigadegeneral.

Zu Berichten, dass Ausreisewillige, die von der Luftwaffe ausgeflogen werden sollten, am Flughafen Kabul von US-Kräften abgewiesen worden seien, sagte Arlt: "Dass es in Einzelfällen dazu kommen kann, möchte ich gar nicht ausschließen." Eigentlich müssten aber alle Ausreisewilligen, die über die nötigen Dokumente verfügten und deren Name auf den Ausreiselisten stehe, durchgelassen werden.

pw/cne