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Erste Menschen aus Kabul in Sicherheit

Die Bundeswehr bringt die ersten Menschen aus Kabul in Sicherheit.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat die Bundeswehr eine erste Gruppe von Menschen aus der Hauptstadt Kabul in Sicherheit gebracht. Ein A400M-Transportflugzeug startete in der Nacht zum Dienstag in Richtung Taschkent in Usbekistan, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte. Der Flug hatte sich zuvor stundenlang verzögert, weil das US-Militär nach einem Ansturm tausender Menschen den Flugverkehr ausgesetzt hatte. Erst am Abend wurde der Flughafen wieder freigegeben.

Die Taliban hatten am Sonntag nach einem zehntägigen Eroberungsfeldzug durch Afghanistan die Hauptstadt Kabul erreicht. Die afghanische Regierung gestand ihre Niederlage ein, Präsident Aschraf Ghani floh ins Ausland.

Westliche Staaten wie die USA und Deutschland bemühen sich nun unter Hochdruck darum, ihr ziviles Personal aus Afghanistan auszufliegen. Die US-Regierung entsandte 6000 Soldaten zur Sicherung des Flughafens in Kabul.

Wie viele Menschen an Bord des ersten Evakuierungsflugs der Bundeswehr waren, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums blieben aber Bundeswehr-Soldaten vor Ort in Kabul, um weitere Evakuierungsflüge vorzubereiten.

Die Luftwaffe will zwischen Kabul und Taschkent eine Luftbrücke einrichten. Deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sollen zunächst in die Hauptstadt Usbekistans ausgeflogen und dann mit Charterflugzeugen nach Deutschland gebracht werden.

Bis Montagnachmittag hatten sich vier Luftwaffen-Maschinen auf den Weg nach Kabul gemacht. Wegen der chaotischen Lage auf dem Flughafen verzögerte sich der erste Evakuierungsflug jedoch stundenlang. Der A400M kreiste nach Angaben des Einsatzführungskommandos lange über Kabul, weil er vergeblich auf eine Landegenehmigung wartete.

Am Flughafen von Kabul hatten sich am Montag dramatische Szenen abgespielt. Tausende Menschen versuchten verzweifelt, an Bord von Evakuierungsflugzeugen zu gelangen. Videos zeigten, wie sich zahlreiche Afghanen an einen Transportflieger des US-Militärs klammerten. Medienberichten zufolge starben mehrere Menschen, als sie von dem Flugzeug überrollt wurden oder herunterfielen.

US-Soldaten töteten außerdem zwei bewaffnete Männer in der Menge, die ihre Waffen "auf bedrohliche Weise geschwungen" hatten, wie ein Pentagon-Vertreter erklärte.

Starts und Landungen in Kabul wurden in der Folge vorübergehend ausgesetzt. Pentagon-Sprecher John Kirby kündigte an, das Gelände zusammen mit Soldaten aus der Türkei und anderen Staaten "methodisch" zu räumen.

Am Abend wurde der Flugbetrieb dann wieder aufgenommen. Kurz darauf landete eine US-Maschine mit weiteren Soldaten zur Sicherung des Flughafens, wie ein US-General bekanntgab.

Die schnelle Machtübernahme der Taliban löste in den westlichen Staaten Fassungslosigkeit aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich erschüttert: "Die Lage sei "furchtbar für die Millionen Afghanen, die sich für eine freie Gesellschaft eingesetzt haben", sagte sie am Montagabend.

US-Präsident Joe Biden verteidigte den US-Truppenabzug aus Afghanistan. "Ich stehe aufrecht hinter meiner Entscheidung", sagte Biden, der wegen des chaotischen Abzugs und der Rückkehr der Taliban an die Macht in die Kritik geraten ist, in einer Fernsehansprache im Weißen Haus.

"Amerikanische Soldaten können und sollten nicht in einem Krieg kämpfen und sterben, den die afghanischen Streitkräfte selbst nicht kämpfen wollen" sagte Biden. Er sei zwar "zutiefst traurig" über die Entwicklung in Afghanistan. "Aber ich bedaure meine Entscheidung nicht."

UN-Generalsekretär António Guterres forderte die Weltgemeinschaft zur Einigkeit im Umgang mit der "terroristischen Bedrohung in Afghanistan" auf. Afghanistan dürfe "nie wieder als Plattform oder sicherer Hafen für Terrororganisationen benutzt" werden, sagte er bei einem Dringlichkeitstreffen des UN-Sicherheitsrats.

In Brüssel wurden für Dienstag Krisensitzungen der Nato-Botschafter und der EU-Außenminister einberufen. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson will in den kommenden Tagen einen virtuellen G7-Gipfel organisieren.

mid