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Taliban rücken weiter auf Kabul vor

Die radikalislamischen Taliban sind in Afghanistan weiter auf die Hauptstadt Kabul vorgerückt.

Am Freitag eroberten sie die Provinzhauptstadt Pul-i-Alam, die nur 50 Kilometer südlich von Kabul liegt, wie ein Regionalparlamentarier der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Nato setzte für Freitag eine Dringlichkeitssitzung an. Zentrales Thema sollen die Planungen für Evakuierungsmaßnahmen in Afghanistan sein.

Pul-i-Alam ist die Hauptstadt der Provinz Logar. Durch die Eroberung dieser Stadt öffneten sich die Islamisten einen Zugang für den weiteren Vormarsch in Richtung Kabul. Die Taliban hätten die Kontrolle über Pul-i-Alam "zu 100 Prozent" übernommen, sagte der Abgeordnete Said Karibullah Sadat. Die Islamisten hätten alle Regierungseinrichtungen in der Stadt eingenommen. Es gebe derzeit in Pul-i-Alam keine Kämpfe mehr. 

Zuvor war aus unterschiedlichen Quellen bereits die Eroberung von drei anderen Provinzhauptstädten durch die Taliban bekanntgegeben worden. Darunter ist nach Angaben der Islamisten Kandahar im Süden, die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Taliban setzen damit ihren nahezu ungebremsten Vormarsch fort, den sie nach Beginn des Militärabzugs der USA und der Nato-Verbündeten Ende April begonnen hatten. 

In den vergangenen acht Tagen nahmen die Taliban insgesamt rund die Hälfte der Provinzhauptstädte ein. Die afghanische Regierung hingegen kontrolliert neben Kabul nur noch zwei Großstädte: Dschalalabad im Osten sowie Masar-i-Scharif im Norden.

Die USA kündigten am Donnerstag wegen des verschärften Konflikts die Entsendung von rund 3000 Soldaten nach Kabul an. Sie sollen bei der Evakuierung von US-Botschaftsmitarbeitern helfen. 

Die Regierung in London will rund 600 Soldaten nach Kabul entsenden, um die Botschaft abzusichern und die Ausreise von britischen Staatsbürgern sowie früheren afghanischen Ortskräften zu unterstützen.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace bezeichnete das Abkommen von Doha, das die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump mit den Taliban schlossen, unterdessen als "Fehler". Die internationale Gemeinschaft werde dafür "wahrscheinlich die Konsequenzen" zu tragen haben, sagte Wallace dem Sender Sky News.

Die Entscheidung zum Abzug der US-Truppen habe "ein großes Problem" hervorgerufen. Das Terrornetzwerk Al-Kaida werde "wahrscheinlich" zurückkommen und "für uns und unsere Interesse eine Bedrohung darstellen". Gescheiterte Staaten seien "Brutstätten" für "diese Art von Menschen", sagte Wallace. 

Vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington war Afghanistan einer der Rückzugsorte der Extremisten des Al-Kaida-Netzwerks, das die Anschläge verübte. Danach marschierten die USA mit Verbündeten in Afghanistan ein und stürzten die damals dort herrschenden Taliban. 

ao/ju