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Wie die Politik Anreize zum Klimaschutz schaffen kann

Ein Forscherteam unter Beteiligung von Wirtschaftswissenschaftlern der WWU hat untersucht, auf welche Weise die Politik individuelles energiesparendes Verhalten von Verbrauchern beeinflussen kann und wie groß die Erfolgsaussichten entsprechender Maßnahmen sind.

Münster - Die Förderung eines umweltbewussten Umgangs mit Energie durch private Haushalte bildet einen wichtigen Ansatzpunkt für die Klimapolitik. Derzeit steigen die mit Strom, Heizungs- und Belüftungsanlagen verbundenen Kohlenstoffemissionen trotz Investitionen in effizientere Haushaltsgeräte, bessere Gebäudedämmung und umweltfreundlichere Stromerzeugung weltweit weiter an. 

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, auf welche Weise die Politik das individuelle Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern beeinflussen kann und wie groß die Erfolgsaussichten entsprechender Maßnahmen sind. Eine umfangreiche Metastudie trägt nun dazu bei, diese Fragen zu beantworten. 

Sie wurde durch das Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) koordiniert und in der renommierten Fachzeitschrift Nature Energy veröffentlicht. Dem Forscherteam gehörten neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Schweden und Südafrika auch zwei Forscher der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der WWU Münster an: Prof. Dr. Andreas Löschel und Horia Guias.

Basierend auf Methoden des maschinellen Lernens werteten die Autorinnen und Autoren 122 relevante Studien aus 25 Ländern weltweit im Hinblick auf die Bewertung von Instrumenten zur Förderung eines energiesparenden Verhaltens aus. Die Wirkungsanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass durch den flächendeckenden Einsatz solcher Instrumente kurzfristig 350 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden könnten. Der Studie zufolge sind monetäre Anreize am wirksamsten, um energiesparendes Verhalten zu fördern. So tragen beispielsweise zeitabhängige Stromtarife nicht nur dazu bei, den Bedarf an fossilen Energieträgern zur Deckung von Lastspitzen zu vermeiden. Sie erweisen sich auch bei der Senkung des Gesamtenergieverbrauchs als wirksame Instrumente. Ihre Wirkung ist jedoch von der Höhe des monetären Anreizes abhängig. Auch Maßnahmen, die die Bevölkerung informieren, und Feedback-Instrumente, wie z.B. die Bereitstellung von Displays innerhalb des Hauses, die den aktuellen Energieverbrauch anzeigen, schneiden im relativen Vergleich gut ab. Maßnahmen wie spezielle Apps oder Wettbewerbe haben ebenso wie Anreize, die sich an vergleichbaren Haushalten orientieren („Home energy reports“), eine vergleichsweise geringe Wirkung. Dennoch beeinflussen auch sie den Verbrauch.

Darüber hinaus beinhaltet die Studie neue Ergebnisse, die Aufschluss über die Frage geben sollen, inwieweit der Staat die Wirkung von Instrumenten durch eine gezielte Kombination verstärken kann. Dank der großen Zahl von Einzelstudien kann die Meta-Analyse hierzu empirisch fundierte Hinweise liefern. Die Ergebnisse unterstützen die Idee, dass Maßnahmen nicht nur einzeln betrachtet werden sollten, sondern ihre Wirkung von ihrer Kombination mit anderen Maßnahmen abhängt. Eine geschickte Bündelung kann sicherstellen, dass die Gesamtwirkung eines Paketes aus gut integrierten Maßnahmen größer ist als die Wirkung einzelner Maßnahmen. Die Forscherinnen und Forscher kommen dabei zu dem Ergebnis, dass eine Kombination von finanziellen Anreizen mit Feedback-Instrumenten und sozialen Vergleichen die Energieeinsparung in privaten Haushalten besonders wirksam fördert.

Die Studie „A multi-country meta-analysis on the role of behavioural change in reducing energy consumption and CO2 emissions in residential buildings” von Tarun M. Khanna, Giovanni Baiocchi, Max Callaghan, Felix Creutzig, Horia Guias, Neal R. Haddaway, Lion Hirth, Aneeque Javaid, Nicolas Koch, Sonja Laukemper, Andreas Löschel, Maria del Mar Zamora Dominguez und Jan C. Minx ist am 26. Juli in der Zeitschrift Nature Energy erschienen.

WWU Münster

Foto: pexels.com