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Tariflöhne steigen um 1,6 Prozent

Kein kräftiger Anstieg der Tariflöhne:

Die Tariflöhne steigen in diesem im Jahr voraussichtlich nur um durchschnittlich 1,6 Prozent - unter Berücksichtigung der Inflation müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sogar einen Rückgang hinnehmen. Das ergibt sich aus der am Donnerstag vorgelegten Zwischenbilanz des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung. Der Anstieg der Tariflöhne liegt damit unter dem Durchschnitt der vorherigen drei Jahre; der Reallohnverlust ist der erste seit zehn Jahren.  

"Nachdem die Tariflöhne in den Jahren 2018 und 2019 mit Zuwächsen von 3,0 beziehungsweise 2,9 Prozent relativ kräftig angestiegen waren, standen die Tarifauseinandersetzungen seit Frühjahr 2020 ganz im Zeichen der Corona-Krise", erläuterte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Im Jahr 2020 lag der Anstieg bei den Tariflöhnen daher nur noch bei 2,0 Prozent. "Angesichts eines nach wie vor sehr unsicheren Pandemieverlaufes hat sich dieser rückläufige Trend auch im Jahr 2021 weiter fortgesetzt."

Neben den stark krisenbetroffenen Branchen mit eher verhaltenen Tarifzuwächsen gibt es laut WSI auch einige Branchen mit vergleichsweise höheren Tariflohnsteigerungen von zwei und mehr Prozent wie die Energiewirtschaft oder das Nahrungsmittelgewerbe. 

Schulten hob hervor, dass darüber hinaus erstmals seit langem wieder gelungen sei, in der Fleischwirtschaft einen branchenspezifischen Mindestlohn von anfänglich 10,80 Euro pro Stunde zu vereinbaren, der nun auf Grundlage des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes allgemeinverbindlich erklärt werden soll. Er liege damit 12,5 Prozent über dem aktuellen gesetzlichen Mindestlohn von 9,60 Euro.

Im Einzelhandel, im Baugewerbe, bei Banken und im öffentlichen Dienst der Länder stehen die Tarifverhandlungen erst noch bevor. Dabei handele es sich um "Branchen, in denen die Corona-Pandemie den Beschäftigten ganz besondere Leistungen abverlangt hat," erklärte Schulten. Die Beschäftigten würden daher eine entsprechende materielle Anerkennung erwarten. "Es ist deshalb gut möglich, dass am Ende des Jahres die heute vorgelegte Zwischenbilanz für 2021 noch etwas nach oben korrigiert werden kann."

slm/ilo