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Münster 7 Jahre nach dem „Jahrhundert-Regen“

Oberbürgermeister Markus Lewe: „Unsere Erfahrungen von 2014 haben uns besonders sensibilisiert. Wir haben damals aber auch erlebt, dass man in schweren Zeiten auf die Unterstützung vieler Menschen bauen kann. Es steht außer Frage, dass Münster helfen wird, wo es nur eben möglich ist.“

Münster (SMS) - Aachen, Hagen, Wuppertal – zerstörte Existenzen, unermessliches Leid und Bilder einer Naturkatastrophe, die sich einprägen. „Leid lässt sich nicht in Zahlen bemessen“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe. „Unsere Erfahrungen von 2014 haben uns besonders sensibilisiert. Wir haben damals aber auch erlebt, dass man in schweren Zeiten auf die Unterstützung vieler Menschen bauen kann. Es steht außer Frage, dass Münster helfen wird, wo es nur eben möglich ist.“

Damals – das war der 28. Juli 2014, also vor genau sieben Jahren. Das waren 292 Liter Regenwasser pro Quadratmeter binnen weniger Stunden, das so genannte „Jahrhundert-Unwetter“ über Münster. Der Vergleich mit den heute betroffenen Gebieten hinkt. Die Folgen sind weitaus dramatischer: Noch mehr Leben und Existenzen wurden vernichtet, ganze Gemeinden stehen vor dem Nichts.

Direkte Hilfe aus Münster

Zahlreiche Münsteraner haben in den vergangenen Tagen nicht nur Kleider- wie Sachspenden geleistet und mit Geldspenden aus der Ferne unterstützt, sondern auch aktiv vor Ort mit angepackt. Zu den ersten Helfenden in der Städteregion Aachen und Eschweiler gehörte am 14. Juli die Feuerwehrbereitschaft Warendorf/Münster – darunter die Löschzüge Geist, Häger-Uhlenbrock und Kinderhaus, jeweils mit einem Fahrzeug und entsprechender Mannschaft. Weitere Kräfte der insgesamt 20 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr haben sich für eine Ablösung bereitgehalten.

Ihre Betätigungsfelder wurden den 22 Frauen und Männern aus Münster direkt zugeteilt. „In unserem Einsatzbereich hatten wir weder eingestürzte Gebäude, noch vermisste oder tote Menschen zu beklagen“, sagt Marc Greshake, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr und selbst vor Ort, „aber der überwiegende Teil der Einsatzstellen war so arbeitsintensiv, dass die Schichten bis zu ihrer Ablösung oft nicht mal einen Straßenzug bewältigt hatten. Vieles ähnelte dem münsterschen Hochwasser von 2014.“

600 Tonnen Sperrgut abgefahren

Das bestätigen auch die 25 Mitarbeitenden der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM), die am vergangenen Wochenende umfangreiche Unterstützung in Krisenregionen geleistet haben. In einer gut vorbereiteten Aktion kamen in Hagen und Wuppertal gleich elf münstersche Fahrzeuge (Sperrguttransporte und Hakenlifte) zum Einsatz; die AWM-Kräfte hatten sich schnell zu den arbeitsintensiven Sonderschichten bereiterklärt.

Rund 600 Tonnen Sperrgut wurden am Samstag und Sonntag von den Straßen geholt und abgefahren – also etwa ein Zehntel des münsterschen Jahresschnitts. „Zum Teil sind unsere Anhänger auch von Anwohnenden und Helfenden vor Ort beladen worden“, sagt Manuela Feldkamp, Sprecherin der AWM, „die Zusammenarbeit aller Kräfte vor Ort war hervorragend“. Aktuell befindet man sich in Abstimmung ob eines möglichen weiteren Einsatzes in Hagen und Wuppertal.

Kanalreinigung über mehrere Tage

Ebenfalls im Hilfseinsatz sind immer noch zwei Mitarbeitende des städtischen Kanalbetriebs – in Swisttal unterstützen sie mit einem Kanalreinigungsfahrzeug und einem Transporter bei der Kanalreinigung. Vorgesehen ist die tatkräftige Unterstützung zunächst bis zur kommenden Woche, weitere Einsatzmöglichkeiten sind in Abstimmung.

Auf selbstlose Hilfe in höchster Not konnte auch Münster nach den Unwettern in 2004 und 2014 vertrauen, die Unterstützung aus anderen Städten und Bundesländern war über Wochen hinweg immens. Trotzdem haben die damaligen Starkregenereignisse Narben in der hiesigen Stadtgesellschaft hinterlassen – selbst ein Jahr nach dem Jahrhundert-Unwetter waren die Folgen noch längt nicht alle bewältigt. Ein vollständiger Schutz vor Wassermassen und schwerwiegenden Folgen ist schlicht nicht möglich.

Stadt Münster

Foto: Pixabay