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Lerncoach-Programm unterstützt Schüler

Die pandemiebedingten Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen haben gravierende Folgen für viele Kinder und Jugendliche. Lehramtsstudierende der WWU unterstützen daher als Lerncoaches Schüler in einer Eins-zu-eins-Betreuung.

Münster - Psychosomatische Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit und Einschlafprobleme sowie psychische Störungen und teilweise gravierende Lernrückstände: Die Coronapandemie war und ist für viele Schüler eine belastende Zeit. Experten belegen in Studien teils gravierende Folgen der pandemiebedingten Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche.

Das Seminar „Herausforderungen erleben und meistern“ am Institut für Erziehungswissenschaft der WWU begegnet diesen negativen Folgen. „Wir qualifizieren Lehramtsstudierende zu Lerncoaches, damit sie Schüler in einer Eins-zu-eins-Betreuung individuell unterstützen können“, erklärt Seminarleiter Prof. Dr. Till Utesch. Gemeinsam mit Dr. Marie Ghanbari, Dozentin an der WWU und Lehrerin an der Mathilde-Anneke-Gesamtschule in Münster, leitet er das Lerncoach-Programm, das auf dem Sportpaten-Projekt aufbaut.

34 Bachelor-Studierende aller Fachrichtungen und 34 Schüler von der siebten bis zur neunten Klasse machen bei dem Programm mit. Damit die Zweier-Teams aus Lerncoach und Patenschüler harmonieren, haben die Seminarleiter für das Matching Persönlichkeitsmerkmale und Stärken der Kinder und Studierenden herangezogen. Bevor die Arbeit in der Schule begann, erhielten die Studierenden im Seminar eine theoretische Fundierung: Supervision- und Coaching-Angebote vermittelten Kompetenzen zu selbstreguliertem Lernen, individueller Förderung, stärkenorientiertem Umgang sowie Lern- und Motivationstheorien. 

„Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Bildungs-Praxis ist uns wichtig“, betont Till Utesch, der unter anderem zu pädagogischer Diagnostik forscht. „Das Lerncoach-Programm profitiert von unseren Erfahrungen aus früheren Forschungen und dem Sportpaten-Projekt“, ergänzt Marie Ghanbari.

Empathie ist eine der wichtigsten Eigenschaften für Lehrkräfte. Daher lernen die Studierenden sowohl theoretisch als auch praktisch unterschiedliche Bildungsbiografien kennen – also die familiären Voraussetzungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. „Die Zusammenarbeit mit dem Patenschüler, den Eltern und dem Schulpersonal hilft den Studierenden, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen – das kann im Hörsaal schwerer vermittelt werden“, erklärt Jens Farwick, der als didaktischer Leiter an der Mathilde-Anneke-Gesamtschule arbeitet.

Die Schüler erhalten durch ihre Coaches eine stärkenorientierte Unterstützung und können Lernrückstände aufarbeiten. Besonders während der Coronapandemie fällt es vielen Schülern schwer, sich im Distanzunterricht zu motivieren – selbst den Leistungsstarken. Diese Erfahrung hat auch Antonius Denno gemacht. 

„Durch die Arbeit mit meinem Lerncoach bekam ich wieder neuen Antrieb, meine schulischen Ziele zu verfolgen“, betont der Neuntklässler. Die Studierenden sammeln gleichzeitig praktische Erfahrungen im Bildungssystem und lernen unterschiedliche Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen kennen. „Der direkte Kontakt zu meinem Patenschüler hat meine Lehramtsausbildung an der Uni sehr gestärkt. Eine vertrauens- und respektvolle Beziehung ist das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit“, erläutert Jana Kelten, die im zweiten Semester an der WWU studiert.

Die Schüler und Studierenden haben nicht nur einiges gelernt. Durch das Programm sind auch Freundschaften entstanden, die das Sommersemester überdauern. „Während meines Studiums habe ich ebenfalls an einem Mentoring-Programm teilgenommen. Meine damaligen Mentees treffe ich immer noch und freue mich über diese besondere Bindung“, sagt Till Utesch. Freuen können sich auch Lehramtsstudierende auf das kommende Wintersemester – das Lerncoach-Programm wird fortgeführt.

Foto: WWU - Kathrin Kottke. Schüler und Studierende lernen beim Lerncoach-Programm miteinander und voneinander.

WWU Münster (upm/kk). Autorin: Kathrin Kottke. Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung „wissen|leben“ Nr. 5, 14. Juli 2021.