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Festnahmen nach Protesten in Kuba

Im Zusammenhang mit den regierungskritischen Protesten in Kuba sind nach Angaben von Aktivisten etwa hundert Menschen festgenommen worden.

Als festgenommen oder vermisst gemeldet galten am Montagabend (Ortszeit) nach Angaben übereinstimmender Quellen unter anderen der bekannte Dissident José Daniel Ferrer und die für eine spanische Zeitung tätige Journalistin Camila Acosta. 

Laut der Organisation Netblocks blockierten die kubanischen Behörden Internetdienste wie Whatsapp und Facebook, um den Regierungskritikern den Informationsaustausch zu erschweren.

Die Protestbewegung San Isidro bezifferte die bis Montagabend festgenommenen oder als vermisst gemeldeten Menschen auf 114. In einer Twitter-Botschaft verurteilte die ranghohe US-Diplomatin Julie Chung Gewalt gegen Demonstranten und das "Verschwinden unabhängiger Aktivisten", darunter neben Ferrer auch die Dissidenten Guillermo "Coco" Fariñas, Luis Manuel Otero Alcantara und Amaury Pacheco.

Spaniens neuer Außenminister José Manuel Albares zeigte sich bestürzt über die Festnahme der kubanischen Journalistin Acosta, die zuletzt für die konservative spanische Zeitung "ABC" gearbeitet hatte. Acosta müsse "sofort" freigelassen werden, erklärte Albares. "Spanien verteidigt das Recht auf freien und friedlichen Protest und ruft die kubanischen Behörden dazu auf, dasselbe zu tun", fügte er hinzu. 

Acosta war nach Angaben des "ABC"-Redakteurs Alexis Rodríguez am Montag festgenommen worden. Für "ABC" war sie demnach sechs Monate lang tätig gewesen. Sie schrieb zudem für die oppositionelle Website "Cubanet".

Seine Festnahme schilderte auch der Regisseur und Oppositionelle Yunior Garcia, der zu den bekanntesten Gesichtern der Künstler-Protestbewegung 27N gehört. Im Online-Dienst Facebook warf Garcia den Sicherheitskräften sowie einer "Horde radikaler Konservativer" vor, ihn und seine Freunde geschlagen zu haben. "Wir wurden wie Müll behandelt", schrieb der Regisseur.

In Kuba waren am Sonntag tausende Menschen auf die Straße gegangen, um ihrem Unmut über die schlimmste Wirtschaftskrise seit 30 Jahren Ausdruck zu verleihen. Die Demonstrationen fanden in dutzenden Städten statt. 

Protestteilnehmer riefen unter anderem "Freiheit" und "Nieder mit der Diktatur". Die landesweiten Demonstrationen sind für Kuba extrem ungewöhnlich. Die einzigen erlaubten Versammlungen sind normalerweise Veranstaltungen der Kommunistischen Partei.

Daten der in London ansässigen Organisation Netblocks zeigten, dass der Zugang zu Messengerdiensten und Online-Netzwerken wie Whatsapp, Telegram, Facebook und Instagram in Kuba am Montag beschränkt war. Die gesamte Telekommunikation in Kuba ist staatlich gesteuert. Dies ermöglicht den Behörden des kommunistischen Landes die Zensur von Websites. 

Netblocks erklärte, Kuba gehe derzeit ähnlich rigoros gegen Regierungskritiker im Internet vor wie bereits im November 2020, als es in Havanna Demonstrationen für mehr künstlerische Freiheit gegeben hatte. 

isd/ju