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Taliban erobern wichtigsten Grenzübergang zum Iran

Die radikalislamischen Taliban haben den wichtigsten Warengrenzübergang zwischen Afghanistan und dem Iran erobert. "Die Grenze von Islam Kala ist jetzt unter unserer vollständigen Kontrolle und wir werden versuchen, sie heute wieder in Betrieb zu nehmen", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Laut Russland kontrollieren die Taliban inzwischen auch zwei Drittel der afghanisch-tadschikischen Grenze. 

Die Regierung in Kabul erklärte, die afghanische Armee bemühe sich derzeit darum, wieder die Kontrolle über Islam Kala zu gewinnen. "Alle afghanischen Sicherheitskräfte einschließlich der Grenzpolizei sind in der Region präsent", sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Tarek Arian, zu AFP. 

Der rund 120 Kilometer von der Stadt Herat entfernte Grenzübergang Islam Kala ist einer der wichtigsten Grenzübergänge Afghanistans. Der größte Teil des offiziellen Handels mit dem Iran wird dort abgewickelt. 

Es ist bereits der zweite wichtige Grenzübergang, dessen Kontrolle die Taliban sich seit Beginn des Rückzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan sichern konnten. Im Juni hatten sie bereits den wichtigsten Grenzübergang zu Tadschikistan, Schir Chan Bandar, erobert. Infolge heftiger Kämpfe um Schir Chan Bandar waren hunderte afghanische Soldaten über die Grenze nach Tadschikistan geflohen.

Nach Angaben des russischen Außenministeriums haben die Taliban inzwischen zwei Drittel des Grenzgebiets zwischen Afghanistan und Tadschikistan unter ihre Kontrolle gebracht. "Wir beobachten einen starken Anstieg der Spannungen an der afghanisch-tadschikischen Grenze", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Freitag. Die Taliban hätten "schnell weite Teile von an der Grenze gelegenen Bezirken besetzt". Moskau rufe alle Seiten zur Zurückhaltung auf, sagte Sacharowa weiter.

Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der USA und ihrer Nato-Partner aus Afghanistan wieder die Macht in dem Land übernehmen könnten. Die Islamisten sind in vielen Landesteilen bereits auf dem Vormarsch und stoßen dabei teilweise kaum auf Gegenwehr. An anderen Orten gibt es heftige Kämpfe, wie derzeit um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw im Nordwesten des Landes. Bereits jetzt kontrollieren die Radikalislamisten mehr als ein Drittel der rund 400 Bezirke in Afghanistan. 

Trotz des Vormarsches der Taliban verteidigte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag seine Entscheidung für einen raschen Truppenabzug aus Afghanistan. Die USA hätten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ihre Ziele im Anti-Terror-Kampf am Hindukusch "erfüllt", sagte er. Biden hat angekündigt, bis spätestens Ende August alle US-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Die Bundeswehr zog ihre letzten Soldaten bereits Ende Juni aus dem Land ab. 

isd/mkü