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Geringverdiener benachteiligt bei Impfungen

"Da in den Sommermonaten genügend Impfstoff zur Verfügung steht, müssen jetzt alle Bevölkerungsschichten einen niederschwelligen Zugang zu einer Impfung erhalten", erklärte die WSI-Expertin für Verteilungsfragen

Insbesondere Geringverdienende geraten laut einer Umfrage bei den Corona-Impfungen ins Hintertreffen: Knapp die Hälfte der Beschäftigten im untersten Fünftel der Lohnverteilung gaben in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Portals "Lohnspiegel.de" an, schon mindestens eine erste Impfdosis erhalten zu haben. Im obersten Fünftel der Lohnverteilung waren es hingegen 71 Prozent. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) forderte deshalb mehr betriebliche Impfangebote.

"Da in den Sommermonaten genügend Impfstoff zur Verfügung steht, müssen jetzt alle Bevölkerungsschichten einen niederschwelligen Zugang zu einer Impfung erhalten", erklärte die WSI-Expertin für Verteilungsfragen, Aline Zucco. "Ein Impfangebot am Arbeitsplatz ist dafür ein wichtiger Baustein".

Insgesamt gaben in der Umfrage 59 der Befragten an, zumindest eine Impfdosis erhalten zu haben. 27 Prozent gaben an, vollständig geimpft zu sein. Der weitere Erfolg der Impfkampagne hänge auch davon ab, dass keine soziale Gruppe abgehängt werde, mahnte Zucco.  

Aufgrund der Aufhebung der Impfpriorisierung seien viele ehemals als "Helden und Heldinnen der Corona-Krise" gefeierten Menschen nicht geimpft worden. "Jetzt finden sich etliche davon offenbar im Dschungel um die Terminvergabe nicht zurecht", erklärte Zucco. Bei den besonders exponierten Verkaufsberufen gaben nur 52 Prozent der Befragten an, bereits mindestens einmal geimpft worden zu sein. Deutlich höhere Impfquoten gab es im medizinischen und sozialen Bereich.

Aus epidemiologischer Sicht seien Impferfolge bei Geringverdienenden unverzichtbar - viele Menschen seien prinzipiell bereit, sich impfen zu lassen und müssten nun erreicht werden. "Wenn der Betriebsarzt während der Arbeitszeit unkompliziert eine Impfung anbietet, lassen sich dadurch viele Menschen zusätzlich erreichen", erklärte Zucco. "Und wenn die eigenen Kolleginnen und Kollegen zur Impfung gehen, überzeugt das vielleicht auch manche, die im Moment noch zögern".

Die Zahlen basieren auf einer Umfrage des Portals "Lohnspiegel.de", das vom WSI und der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut wird. Gut 4500 Beschäftigte beteiligten sich im Juni 2021 an der Umfrage.

fho/ilo


© Agence France-Presse