Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Eine neue Facette der Grimms bei den Festspielen

Dieter Gring übernimmt die Hauptrolle des Rattenfängers


Die Pfauenfeder am Hut schwingt bei jeder Bewegung mit. Doch der grimmige Gesichtsausdruck nimmt dem kecken Wippen die heitere Note, sondern unterstreicht eher die Anspannung des Mannes. Die Arme verschränkt, ragt seine Holzflöte empor und lässt erahnen, dass sie auch seine Waffe ist. Der Schauspieler, der da gerade gekonnt für das Foto posiert, ist in Hanau kein Unbekannter: Dieter Gring, langjähriges Ensemble-Mitglied und ehemaliger Intendant, wird auch in der 36. Saison der Brüder Grimm Festspiele wieder auf der Bühne im Amphitheater stehen. Und wer das Fotoshooting beobachtet, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass ihm die Rolle des "Rattenfänger von Hameln", die er heute zum ersten Mal eingenommen hat, auf den Leib geschrieben scheint.

Für ihre Kinder- und Hausmärchen sind die beiden Grimm-Brüder Jacob und Wilhelm weltweit bekannt geworden. Weniger Beachtung fand dagegen ihre zweite große Sammlung, die 1816 und 1818 in zwei Bänden erschien und insgesamt 579 Sagen aus dem gesamten deutschen Sprachraum umfasst. Eine der bekanntesten ist "Der Rattenfänger von Hameln" und genau deshalb hat Intendant Frank-Lorenz Engel diesen Stoff ausgewählt, nachdem er sich dafür entschieden hat, einmal mehr neues Terrain bei der Spielplangestaltung zu betreten, um diese Facette der Grimms auch bei den Festspielen sichtbar werden zu lassen.


Die Geschichte, die dabei im Fokus steht, ist schnell erzählt. Ein freundlicher Flötenspieler bietet der Bürgerschaft von Hameln an, sie gegen Bezahlung von einer furchtbaren Rattenplage zu befreien. Das gelingt ihm, indem er mit seinem Flötenspiel die unerwünschten Nager aus der Stadt führt und im Fluss ertrinken lässt. Als man ihm aber den versprochenen Lohn vorenthält, rächt sich der Mann, indem er alle Kinder mit seiner Musik in den Bann schlägt und gleichsam hypnotisiert aus der Stadt herausführt. In der Sage verschwinden sie in einem Berg und niemand hat sie jemals danach gesehen. "Ganz so unversöhnlich wird die Geschichte in Hanau nicht ausgehen", verspricht Engel für die Festspiel-Inszenierung ein Happy End.


Das Buch dazu schreibt der Sieger des Autorenwettbewerbs 2019, Stephan Lack, der mit seiner Interpretation des bekannten Märchens "Schneewittchen" in der letzten Saison für viel Furore gesorgt hatte. "Ich bin sicher, dass es ihm mit seiner Version von der bekannten Sage gelingt, eine Brücke zu schlagen zwischen einer gerechten Strafe für den Undank der Bürgerschaft und einer Rückkehr der Kinder zu ihren einsichtig gewordenen Eltern." Denn, so der Intendant, der Rattenfänger sei ja nicht von Beginn an böse gewesen und damit eröffne sich damit auch die Möglichkeit zu einer einträchtigen Schlussszene.


Diese Verwandlung des wohlgesonnenen Flötenspielers zum vermeintlichen Rächer ist es, was "Didi" Dieter Gring vor allem an der Rolle des Rattenfängers reizt. "Die Figur ist für mich sehr vielschichtig und ich finde es spannend, herauszufinden, warum der Mann so heftig auf den vorenthaltenen Lohn reagiert." Für Gring reicht "ein bisschen Geld" nicht aus als Erklärung dafür und er will das Publikum teilhaben lassen an der Persönlichkeitsveränderung der Hauptfigur. Frank-Lorenz Engel freut sich nach eigenen Worten schon darauf, was Gring aus der Rolle machen wird. "Didi verfügt über die Fähigkeit, den von ihm gespielten Figuren eine besondere Aura zu verleihen." Überragend sei ihm das in 2018 gelungen, als er für seine Rolle als der Tod im ‚Brandner Kaspar‘ mit dem Darstellerpreis des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Hanau ausgezeichnet wurde."


"Der Rattenfänger von Hameln" feiert in der kommenden Saison am 13. Juni als viertes Stück Premiere. Neben der bekannten Sage stehen "Das tapfere Schneiderlein" als Musical und "Schneeweißchen und Rosenrot" als Familienstück auf dem Programm. In der Reihe "Grimms Zeitgenossen" wird "Der zerbrochne Krug" gezeigt.


Rechtzeitig, um die Festspiel-Eintrittskarten auch als märchenhafte Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen zu können, bietet der Vorverkauf in der Adventszeit eine besonders attraktive Preisgestaltung. Noch bis Heiligabend gibt es alle Tickets mit einem Abschlag von 20 Prozent. Sich und seinen Lieben früh gute Plätze in der stimmungsvollen Open-Air-Spielstätte bei Schloss Philippsruhe zu sichern, wird mit dieser Aktion besonders attraktiv.


Wem die Wartezeit bis zum Start der 36. Spielzeit zu lang wird, der kann sie sich ab sofort auch mit den Aufzeichnungen der Stücke aus 2019 verkürzen. Dank der Unterstützung durch die Sparkasse Hanau können erstmals seit 2014 wieder die Märchen in hochklassigen Produktionen auf DVD angeboten werden. Intendant Frank-Lorenz Engel ist nach eigenen Worten sehr dankbar für das Engagement der Sparkasse, das es ermöglicht, die eigens für Hanau dramatisierten Stücke über die Saison hinaus zu genießen. "Die DVDs unseres Musicals ‚Jacob und Wilhelm – Weltenwandler‘ sowie der beiden Schauspiele ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘ und ‚Schneewittchen‘ eignen sich hervorragend als märchenhaftes Präsent für Fans der Festspiele und solche, die es werden wollen."


 

Hintergrund: Mit den Brüder Grimm Festspielen ehrt die Stadt Hanau seit 1985 die deutschen Märchensammler und Sprachforscher Jacob und Wilhelm Grimm, die in Hanau geboren wurden. Jedes Jahr locken die preisgekrönten Festspiele rund 80.000 Besucher an. Bei den Grimm-Inszenierungen handelt es sich um Uraufführungen, die in den vergangenen Jahren mehrfach mit dem "Deutschen Musical Theater Preis" ausgezeichnet worden sind. 2020 finden die 36. Festspiele mit den Stücken "Das tapfere Schneiderlein" (Musical/Premiere am 15. Mai), "Schneeweißchen und Rosenrot" (Familienstück mit Musik/Premiere am 6. Juni), "Der Rattenfänger von Hameln" (Schauspiel/Premiere am 13. Juni) sowie "Der zerbrochene Krug" (Reihe Grimm Zeitgenossen/Premiere am 23. Mai) vom 15. Mai bis 27. Juli statt. Spielstätte ist das überdachte Amphitheater im Park von Schloss Philippsruhe. Weitere Informationen über die Brüder Grimm Festspiele gibt es im Internet unter www.festspiele.hanau.de. Tickets für die Spielzeit 2020 gibt es im Hanau Laden am Freiheitsplatz, an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter www.frankfurt-ticket.de oder auch unter der Telefonnummer 069 / 13 40 400. Die Festspiel-Tickets berechtigen auch zum einmaligen kostenfreien Eintritt ins GrimmsMärchenReich, dem Mitmachmuseum im Schloss Philippsruhe, sowie zur An- und Abreise mit dem öffentlichen Nahverkehr innerhalb des RMV-Gebiets.