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Merkel und Johnson für enge Zusammenarbeit

Im Anschluss an den Besuch bei Johnson wird Merkel von Queen Elizabeth II. auf dem rund 40 Kilometer von London entfernten Schloss Windsor empfangen

Bei ihrem Treffen mit Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sich für eine Stärkung der deutsch-britischen Beziehungen ausgesprochen. Nach dem Brexit sollten "ganz praktische Formate" für enge Kontakte gefunden werden, so hätten sich beide Seiten auf regelmäßige Regierungskonsultationen geeinigt, sagte Merkel am Freitag nach ihrem Gespräch mit Johnson in Chequers nordwestlich von London. Sie fügte auch hinzu: "Wir sind sehr gerne bereit, von deutscher Seite aus, an einem Freundschaftsvertrag oder Kooperationsvertrag gemeinsam zu arbeiten".

Das Bundeskabinett soll künftig einmal im Jahr mit dem britischen Kabinett eine gemeinsame Sitzung abhalten. Merkel nahm bereits am Freitag an einer Videokonferenz des britischen Kabinetts teil und sprach zu den Ministerinnen und Ministern. Nach dem Brexit sei es "eine gute Gelegenheit, in den deutsch-britischen Beziehungen ein neues Kapitel zu öffnen", betonte die Kanzlerin. Sie wünsche sich besonders eine Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Energie und Kultur.

Die Grünen-Europapolitikerin Franziska Brantner hatte vor dem Treffen die Kanzlerin vor deutschen Alleingängen innerhalb der EU im Post-Brexit-Verhältnis zu London gewarnt. "Wir brauchen enge und gute Beziehungen zu Großbritannien auf neuer Grundlage. Doch bilaterale Abkommen und Gespräche dürfen nicht zum Spaltpilz in Europa werden", sagte Brantner.

Bei ihrem Treffen auf dem Landsitz des britischen Premiers in Chequers nordwestlich von London berieten Merkel und Johnson auch über den Kampf beider Länder gegen die Corona-Pandemie. Die Kanzlerin stellte geimpften Briten Erleichterungen bei der Einreise nach Deutschland in Aussicht. "Ich gehe davon aus, dass in wirklich absehbarer Zeit die doppelt Geimpften" wieder reisen können, "ohne in Quarantäne zu gehen", sagte Merkel. "Wir wollen ja die Menschen ermuntern, sich impfen zu lassen", fügte sie hinzu.

In Großbritannien sind die Ansteckungszahlen wegen der Ausbreitung der Delta-Variante wieder stark gestiegen. Auch die Zahl der neuen Todesfälle hat sich innerhalb von zwei Wochen fast verdoppelt, von täglich zehn auf 17 in der vergangenen Woche. Merkel betonte, dass die Delta-Variante mittlerweile auch in Deutschland auf dem Vormarsch sei.

Im Anschluss an den Besuch bei Johnson wird Merkel von Queen Elizabeth II. auf dem rund 40 Kilometer von London entfernten Schloss Windsor empfangen. Die beiden Frauen hatten sich zuletzt Mitte Juni am Rande des G7-Gipfels im südwestenglischen Cornwall getroffen. Für Merkel, die nach 16 Jahren ihr Amt nach der Bundestagswahl im September abgibt, ist es voraussichtlich der letzte Besuch als Bundeskanzlerin in Großbritannien.

gap/cp


© Agence France-Presse