Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Humanitäre Krisen 2019

Schlimme Befürchtungen zum Teil übertroffen - für 2020 prognostizieren die Vereinten Nationen, dass fast 169 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen sein werden - eine Zahl etwa doppelt so hoch wie die Einwohnerzahl Deutschlands

Bonn (ots) - Und das, nachdem mit knapp 149 Millionen Menschen in humanitärer Not bereits dieses Jahr erneut ein trauriger Rekord gebrochen wurde. Anfang 2019 hat das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen "Aktion Deutschland Hilft" mit dem Jemen, der Demokratischen Republik Kongo, Syrien, Bangladesch/Myanmar und Mittelamerika fünf Länder bzw. Regionen benannt, die als humanitäre Krisenherde in diesem Jahr einen besonderen Fokus benötigen.

"Blicken wir jetzt, kurz vor dem Ende des Jahres, noch einmal auf diese Krisen, haben sich die Prognosen der Hilfsorganisationen in unserem Bündnis leider bestätigt. Die humanitären Folgen sind zum Teil dramatischer als befürchtet", resümiert Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand von "Aktion Deutschland Hilft". "Weiterhin sind vor allem gewaltsame Konflikte die Ursache für die ständig wachsende Not auf der Welt. Hinzu kam dann auch noch der Zyklon Idai, der im März des Jahres den Südosten Afrikas verwüstete", so Roßbach weiter.

Hier berichten Experten der Hilfsorganisationen im Bündnis über die aktuellen humanitären Lagen in im Jemen, in Syrien und in der Demokratischen Republik Kongo.

1. Sterben im Jemen: Spitze der Hungersnot im ewigen Krieg

"Der Jemen durchlebt die schlimmste humanitäre Krise der Welt. Bald fünf Jahre dauert der Krieg im Land bereits an. 17 Millionen Jemeniten benötigen humanitäre Hilfe - keine Bevölkerung weltweit lebt unter größerer Hungersnot. Finanzielle Engpässe, Transportschwierigkeiten, Treibstoffmangel und Sicherheitsinstabilität sind Hindernisse für viele der Menschen im Jemen. Seit Januar 2019 wurden 687.135 Verdachtsfälle von Cholera und 898 damit verbundene Todesfälle registriert.

Die Jemeniten sind erschöpft von einem langen Krieg, der die soziale und wirtschaftliche Struktur des Landes zerstört hat. Psychosoziale Unterstützung bleibt eine Herausforderung in einem Staat, in dem der Begriff der psychischen Belastung wenig Beachtung findet. Unser Appell an die internationale Gemeinschaft: Sie muss eine friedliche Lösung für die Jemenkrise finden. Humanitäre Akteure müssen sich darauf konzentrieren, mehr Ressourcen zu mobilisieren, um jedes mögliche Leben im Jemen zu retten," Muhammad Zulqarnain Abbas (Country Director im Jemen bei Islamic Relief).

2. Syrien: Politisches Kräftemessen auf Kosten der Zivilbevölkerung

"Syrien ist weiterhin in vielen Teilen des Landes tief in den Konflikt verwickelt. Nicht nur die Lage in Idlib ist dramatisch, die militärische Operation der Türkei in Afrin und nun im Nordosten des Landes hat ebenfalls zu massiver Vertreibung und Kriegsverbrechen geführt. Neben den militärischen Zielen werden auch zivile Ziele und humanitäre Akteure angegriffen.

Der Rückzug von Hilfsorganisationen könnte zu einem Kollaps des sensiblen und weitestgehend improvisiert organisierten medizinischen Systems führen, was eine erneute große Fluchtbewegung auslösen würde", so Kayu Orellana, Nahost-Teamleiter bei Help - Hilfe zur Selbsthilfe. "Die Priorität für Help und weiteren Organisationen ist, stets Leben zu schützen und Leid zu verringern. Wir fordern daher, dass die Kämpfe umgehend eingestellt werden und humanitäre Akteure Zugang zu den betroffenen Menschen erhalten. Zudem muss mit vermehrter Anstrengung an einer politischen Lösung für den Konflikt gearbeitet werden."

3. Demokratische Republik Kongo: Kampf gegen Ebola und Hunger

"Die Ernährungskrise im Kongo hat sich noch einmal deutlich verschlimmert: Bis Ende 2019 sind 15,6 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen und benötigen Unterstützung - nochmal 2,5 Millionen mehr als 2018", beschreibt Johannes Schildknecht DR Kongo-Referent von Malteser International die aktuelle Situation.

"Hinzu kommt die Ebola-Krise: Die Anzahl an Neuerkrankungen pro Woche ist zwar gesunken, die angespannte Sicherheitslage und Angriffe auf Ebola-Behandlungszentren erschweren die Hilfsmaßnahmen jedoch enorm. Wir haben in Ituri eine Ebola-Isolierstation im Einsatz. Auch hier war die Bevölkerung zum Teil stark verunsichert und stand den Hilfsmaßnahmen zunächst kritisch gegenüber. Im offenen Dialog konnten meine Kollegen die Situation beruhigen."

Auch die Johanniter kämpfen im Kongo gegen die schwere Epidemie: "Wir haben seit Ausbruch der Krankheit bereits 240 Wasserstationen an öffentlichen Orten wie Märkten, Schulen und Krankenhäusern installiert, wodurch rund 300.000 Menschen die Möglichkeit haben, sich regelmäßig die Hände zu waschen", berichtet Katja Gürten, zuständige Projektkoordinatorin der Johanniter für den Kongo.

"Parallel klären wir in den Gemeinden die Bevölkerung über das Virus und die Ansteckungsgefahren auf. Die Ansteckungsraten sinken zwar kontinuierlich, eingedämmt werden konnte der Krankheitserreger bisher aber nicht. Die permanente Gewalt gegenüber der Bevölkerung zwingt sie zur Flucht, wodurch der Virus weitergetragen wird. Zudem leben die Menschen im Wald, in Zelten oder bei anderen Familien ohne Zugang zu Nahrung und sauberem Wasser. Dadurch treten auch Krankheiten wie Masern und Cholera wieder verstärkt auf."

Foto: "obs/Aktion Deutschland Hilft e.V./Islamic Relief/Syrien"

Bildrechte: Aktion Deutschland Hilft e.V.

Foto: Islamic Relief/Syrien